Mit dem 2:1-Erfolg über Bayer Leverkusen hat der 1. FC Köln den Klassenerhalt perfekt gemacht – trotz vieler Widrigkeiten. Das macht Hoffnung und Lust auf mehr. Ein Kommentar.
Es ist noch gar nicht so lange her, da stand Steffen Baumgart als Trainer des 1. FC Köln in der Kritik. Er spiele nur mit einem System und diese Taktik sei zu leicht durchschaubar. Auch FC-Sportdirektor Christian Keller bekam aufgrund der im Sommer getätigten Transfers und der damit verbundenen Sturmflaute sein Fett weg.
Nur ist der Fußball bekannter Maßen ein schnelllebiges Geschäft. Aus der After-Karnevals-Kater-Krise mit fünf Spielen und einem Punkt sowie einer Torbilanz von 1:13-Toren ist in wenigen Wochen der frühzeitige Klassenerhalt geworden. Der FC hat eine beeindruckende Serie hingelegt und nach dem 31. Spieltag den Abstieg vermieden.
Auch wenn der FC die 40-Punkte-Marke in der Vorsaison deutlich früher erreicht hat und sich in dieser Saison wohl nicht wie im Mai 2022 einen Platz im europäischen Wettbewerb sichern wird, ist der Klassenerhalt ein Erfolg. Denn der FC hatte einige Krisen durchzustehen. Die Doppelbelastung mit dem Europapokal, ein erhebliches Verletzungspech, der Weggang einiger Leistungsträger, liegengelassene Punkte, vergebene Chancen. Krisen, die ein Bundesligist in einer Spielzeit einplanen muss. Krisen, die einen Bundesligisten aber durchaus auch in die Zweitklassigkeit hätten führen können. Haben sie nicht.
Und genau das muss den Kölner Fans Hoffnung geben. Die aktuelle Saison hat gezeigt, wozu der FC auch unter erschwerten Bedingungen fähig ist. Und die kommende Spielzeit wird wohl noch steiniger. Die Abgänge von Jonas Hector und Ellyes Skhiri wiegen schwer, sie sind nahezu nicht zu kompensieren. Zumal Köln nach wie vor die Transfer-Sperre droht. Es wird also möglicherweise keine Neuverpflichtungen geben. Weder auf der linken Abwehrseite, noch im Zentrum, noch im Sturm. Fakt ist: Selbst wenn die Kölner Verantwortlichen die Sperre noch abwenden, umgehen oder nur aussetzen können, es wird einen Umbruch rund ums Geißbockheim geben.
Rein nach den Zahlen, nach den Fakten wird der wohl eine Zittersaison zur Folge haben. Doch sollte man das Können von Steffen Baumgart und Christian Keller nicht unterschätzen.
Die Noten zum Leverkusen-Spiel
Das gleiche gilt für den Selke-Transfer und auch Steffen Tigges konnte die bisherigen Erwartungen nicht erfüllen. Die Vorstellung, ein Steffen Baumgart kann aus jedem krisengebeutelten Spieler einen Diamanten schleifen, ist romantisch, aber alles andere als realistisch. Dass das „Verbessern“ ausgerechnet in seiner vermeintlichen Paradedisziplin im Sturm so gar nicht gelingen will, könnte die Krux dieser Spielzeit werden.
Sorgen müssen sich die Kölner aber (noch) nicht machen. Selbst nach vier sieg- und torlosen Spielen in Serie ist nicht davon auszugehen, dass bei den Geißböcken der Kopf das Problem werden wird. Dass Baumgart in Bezug auf die Psyche seiner Spieler der richtige Mann ist, hat er schließlich schon mehrfach bewiesen.