Steffen Baumgart befindet sich beim 1. FC Köln in der ersten handfesten Krise. Der FC befindet sich bereits früh in Abstiegsnöten. Zuversicht gibt dem Trainer die mannschaftliche Geschlossenheit.
Dass der 1. FC Köln in dieser Saison vor einer besonders großen Herausforderung stehen würde, war Fans und Klub vor der Spielzeit klar. Dass es nach sieben Spieltagen erst einen Punkt auf dem Konto geben würde, wohl nicht. In Zeiten der Krise gibt es für den Trainer des 1. FC Köln nur einen Weg: Steffen Baumgart setzt vor dem Derby auf das Kollektiv.
In der jüngeren Vergangenheit wurde beim 1. FC Köln nur selten und so lange über die Abgänge der vergangenen Transferperiode diskutiert, wie aktuell. Der Aderlass hat ganz offensichtlich Spuren hinterlassen. Zumindest lassen die aktuelle Tabellensituation, aber auch die bisherige Leistung der Kölner darauf schließen. Der letzte Tabellenplatz, ein Punkt aus sieben Spielen, unter den meisten Fans gilt die mangelnde Qualität des Kaders als Fakt. Tatsächlich ist ein Ellyes Skhiri sportlich nicht zu ersetzen, eine adäquate Alternative haben die Kölner nicht gefunden. In Sachen Leadership fehlt Jonas Hector, der das Gesicht des FC ein Jahrzehnt mit geprägt hat. Für Steffen Baumgart ist es in Köln die bislang schwerste Saison, einen Weg aus der Krise hat der Trainer noch nicht gefunden, wirkte nach dem Spiel gegen Bremen, einem Gegner auf Augenhöhe, ratlos.
Baumgart: „Du kommst nur als Kollektiv aus solchen Situationen“
Dabei werden die Aufgaben vorerst auch nicht leichter. Zunächst steht das Derby gegen Gladbach auf dem Spielplan, es folgt das Duell gegen Leipzig. Und natürlich ist Baumgart bewusst, wie ernst die Situation ist. „Es war noch nie so wichtig, so ein Derby erfolgreich zu gestalten“, sagte der Kölner Trainer am Dienstag. Hoffnung gibt dem 51-Jährigen die Rückkehr einiger potenzieller Leistungsträger. Baumgart sehe Licht am Ende des Tunnels, das Lazarett lichte sich. Nachdem Eric Martel bereits am vergangenen Sonntag wieder zum Einsatz gekommen ist, wird gegen Gladbach Mark Uth zurückerwartet. Uth, der laut Baumgart auch verpflichtet worden ist, um dann „auch Tore“ zu machen. Dabei betont Baumgart vehement, dass die beiden Rekonvaleszenten nur ein Teil der Mannschaft sind. Klar, sei Martel ein Stabilisator für das Team und Uth ein Hoffnungsschimmer, aber: „Es ist wichtig, dass insgesamt alle wieder da sind“, sagt Baumgart. Die Rückkehr der Hoffnungsträger mache aber die gesamte Mannschaft besser.
Die Verantwortung wird auf mehrere Schultern verteilt
Ein Aspekt, der gerade in der Krise für Baumgart eine besondere Rolle spielt. „Fußball ist eine Mannschaftssportart und nur als Mannschaft funktionierst du und kommst als Kollektiv aus solchen Situationen – deshalb werden wir da kein Blatt Papier dazwischen kommen lassen“, sagt der Trainer und lebt genau das vor. Baumgart weigert sich einzelne Spieler hervorzuhaben, genauso wie er einzelne Spieler nicht öffentlich kritisiert. Im Gegenteil: der Trainer steht wie gewohnt hinter, stellt sich aber auch vor die Mannschaft. Das hat den FC in den vergangenen Spielzeiten stark gemacht und soll es nun auch wieder tun. Die Eindrücke auf dem Trainingsgelände bestätigen jedenfalls, dass die Mannschaft intakt ist. „Wir haben nicht nur von den Punkten her Defizite, die wir beheben wollen. Und daran arbeiten wir gemeinsam. Wir sind für unsere Situation selbst verantwortlich, aber ich habe ein gutes Gefühl bei unseren Jungs.“
Diese Defizite will der Trainer im Kollektiv beheben und nicht nur die sportlichen, auch die Verantwortung wird gerade in dieser Situation auf mehrere Schultern verteilt. „Wir haben neben unserem Kapitän Florian Kainz viele Spieler wie Marvin, Benno oder Timo, die Verantwortung übernehmen“, sagt der Coach. „Auch Mark gibt alles rein, obwohl er zuletzt nicht spielen konnte. Alle versuchen, anzupacken. Das macht mich zuversichtlich.“ Und Eric Martel dränge sich zudem für eine solche Rolle auf. Womit wir wieder bei den beiden Rückkehrern wären.