Erstmals in der Ära Baumgart spielt der FC gegen die Bayern in einem Pflichtspiel mit Dreier- und/oder Fünferkette. Zwar unterlag Köln nur 0:1, dennoch ist das Experiment nicht geglückt.
Nach der ersten halben Stunde, die viel von Harakiri hatte, konnte der FC sich glücklich schätzen, nicht bereits 0:2 oder sogar 0:3 im Rückstand zu sein. Baumgarts geforderte Spielweise zeigte sich als zu anfällig gegen die starken Bayern. Die zweite Hälfte spielte der FC deutlich defensiver und konnte so einen weiteren Treffer verhindern. 1. FC Köln: Der Plan mit der Fünferkette geht nicht auf
Seltsam gelöst wirkte Steffen Baumgart beim obligatorischen TV-Interview nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern. Fast so, als sei eine gewissen Anspannung von dem Trainer abgefallen. Anfang der Woche hatte der 51-Jährige noch betont, dass eine mögliche knappe Pleite gegen den Rekordmeister eben auch eine Pleite und demnach kein Achtungserfolg sei. Klar, von null Punkten gegen die Bayern können sich Baumgart und sein Arbeitgeber relativ wenig kaufen, unabhängig vom eigentlichen Ergebnis. Und doch schien das 0:1 eine aufhellende Wirkung auf den Coach gehabt zu haben, obwohl sich die Situation im Tabellenkeller nicht verbessert, nein eigentlich sogar verschlechtert hat. Köln ist aufgrund der Tordifferenz einen Rang abgerutscht, hat die Rote Laterne wieder übernommen.
Große Lücken, weite Abstände, leere Räume
Über die Gründe für die lockere Stimmung lässt sich nur spekulieren. Fakt ist, dass der FC, aber vor allem auch Baumgart mit dem 0:1 noch sehr gut weggekommen sind. „Wenn du die 90 Minuten betrachtest, gehen die Bayern hier als der verdiente Sieger vom Platz“, sagte Baumgart und dann ein wenig martialischer: „Sie hätten uns in der einen oder anderen Situation viel früher killen können. Wir waren leider chancenlos.“ Damit brachte der Trainer die erste Halbzeit ziemlich treffend auf den Punkt. Bayern hätte schon nach zwei, spätestens aber nach sieben Minuten in Führung gehen müssen. Zunächst setzte Eric-Maxim Choupo-Moting den Ball nebens Tor, dann scheiterte Leroy Sané bei dem Versuch, den Hünen Marvin Schwäbe eiskalt zu überlupfen. Als Harry Kane wenige Minuten später einschob, hätte es gut und gerne schon 0:2 oder 0:3 stehen können. Auch nach Kanes Tor vergaben die Bayern noch einige Großchancen, Köln hatte genau eine Möglichkeit. „Da muss man froh sein, dass die Bayern dich am Leben gelassen haben“, sagte der Coach.
Tatsächlich hatten die Bayern phasenweise ein erstaunlich leichtes Spiel. Die Kölner stürmten nach vorne, spielten wie von Baumgart gefordert mutig auf, waren aber für Konter anfällig und bei diesen ständig in Unterzahl. Und das hatte einen einfachen Grund. Baumgart hatte erstmals in einem Pflichtspiel die Dreierkette aus einer ungeliebten Schublade gekramt, sie entstaubt und mit der Ansage des Offensivspiels versehen. „Wir wollten den Gegner überraschen. Teilweise hat es funktioniert, teilweise nicht“, sagte Keeper Schwäbe. Gerade der erste Abschnitt hatte viel von „eher nicht“.
Thielmann als Teil der Fünferkette
Und das, obwohl das hohe Pressing, die hohe Intensität eigentlich passten. Nur hatte der Trainer die zuletzt omnipräsenten individuellen Fehler nicht so recht beachtet. Und diese führten zu den gegnerischen Kontern. Zwar hatte der Kölner Coach in der vergangenen Woche ab und an die Dreierkette trainieren lassen, sie war aber noch nicht so in den Köpfen und Beinen der Spieler, dass ausgerechnet die Top-Offensive der Liga ins Straucheln geriet. Im Gegenteil: der FC offenbarte in der Hintermannschaft viel zu große Lücken, zu weite Abstände, zu leere Räume. Nach dem 0:6 gegen Leipzig hätte sich der FC auch nicht über ein Debakel gegen die Bayern beschweren dürfen.
Die erste halbe Stunde im Kölner Stadion hatte viel von Harakiri und wenig von einem gut durchdachten Plan. „Die ersten 30 Minuten nehme ich komplett auf meine Kappe. Da habe ich die Jungs einfach zu hoch gejagt. Und das gegen eine Mannschaft, die dir keinen Stich lässt“, zeigte sich der Trainer einsichtig. „Dann habe ich gemerkt, dass das, was ich mir vorgenommen hatte, gegen so eine starke Mannschaft nicht umsetzbar war.“ Nicht wenige Fans hatten nach dem Wechsel die Rückkehr zur Viererkette erwartet. Baumgart stellte auch um, allerdings nicht auf die gewohnte Formation. Der Trainer beorderte Jan Thielmann in die Fünferkette und stellte Rasmus Carstensen auf die linke Abwehrposition. Und diese Maßnahme zeigte Wirkung. Der FC mauerte nun, dies aber durchaus erfolgreich. Die Bayern bekamen kaum noch Zugriff auf die Partie, kamen erst in der Schlussphase zu zwei weiteren Abschlüssen. Vielleicht auch, weil sie gar nicht mehr tun mussten. Da der FC nun aber sein Heil in der Betonmischerei suchte, kamen auch die Geißböcke zu keinen namhaften Chancen mehr. Es blieb beim knappen 0:1.
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