Selten war für den 1. FC Köln ein Erfolg im Derby so wichtig wie am Samstag. Die Kölner würden nicht nur ein wichtiges Zeichen zum richtigen Zeitpunkt setzen, ein Erfolg könnte sich extrem positiv auf die Tabelle auswirken. Denn die Konkurrenz steht vor Herkules-Aufgaben.
Nicht nur für die Fans ist ein Sieg im Rheinderby von großer Bedeutung. Neben der lokalen Brisanz und der Historie geht es für den FC am Samstag auch um eine bessere Ausgangsposition für den Liga-Endspurt. Darum bietet dem FC das Derby eine Chance.

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Florian Kainz setzte nach seinem dritten Elfmeter, dem zweiten verwandelten, zum Luftsprung an, jubelte und verschwand in der Mannschaftstraube. Die Freude über das 2:1 glich einer Befreiung. Die Last auf den Schultern des doch eher gedrungenen Mittelfeldspieles muss riesig gewesen sein. Nach sieben Spielen ohne Sieg, einem einzigen Punkt, fuhren die Geißböcke ausgerechnet im Derby gegen Borussia Mönchengladbach den ersten Sieg in der Liga ein. Für den FC drei Punkte und ein wichtiges Zeichen zum richtigen Zeitpunkt. Allerdings ein Zeichen, das auch erstaunlich schnell wieder verpuffte. Es folgten die desolate Vorstellung beim 0:6 gegen Leipzig sowie das Aus gegen Kaiserslautern im DFB-Pokal. Die Hoffnung, dank des Derbysiegs doch noch die Kurve zu bekommen, verflog schon in den folgenden beiden Spielen. Und so richtig erholten sich die Kölner bis heute nicht.
Timo Schultz: „Das sind die Spiele, in denen es knistert“
Mittlerweile ist ein neuer Trainer am Start, doch auf der Haben-Seite stehen noch immer nur drei Saisonsiege. Der FC tritt unter Timo Schultz deutlich stabiler auf, doch eine Verbesserung in der Tabelle brachte das noch nicht mit sich. „Wir haben dennoch zu wenig Punkte geholt“, erklärte Schultz am Donnerstag. „Wir müssen dahin kommen, dass wir Spiele gewinnen.“ Und das möglichst bald. Denn das rettende Ufer ist so gut wie außer Sichtweite, der Abstand auf Mainz auf einen Zähler verringert. Ein wichtiges Zeichen wäre der Erfolg im Derby. „Das Spiel fängt bei Null an“, sagt der Trainer und will gar nicht zu sehr an das Hinspiel denken, das er selbst ohnehin nicht unmittelbar mitbekommen hat. Gerade die Gladbacher schöpfen Motivation aus der 1:3-Niederlage. Für Trainer Gerardo Seoane ist das zwar „Schnee von gestern“, aber: „Wir nehmen dieses negative Erlebnis mit als Zusatzmotivation, um unseren Zuschauern einen hoffentlich erfreulichen Nachmittag und einen Sieg schenken können.“
Den will auch Schultz den rund 5500 Kölner Fans schenken, die sich auf den Weg an den Niederrhein machen. „Das sind Spiele, in denen es knistert“, sagt Schultz und wünscht sich ein Spiel mit „offenem Visier, aber sportlich fair auf dem Platz – im Idealfall mit einem Sieger: dem 1. FC Köln.“ Der ist auch nicht unmöglich. Die Bilanz des Derbys spricht allerdings für die Fohlen. Borussia gewann in der Liga 52 Begegnungen gegen die Geißböcke, der FC 28 gegen Gladbach. Von den vergangenen sechs Duelle haben die Kölner aber vier gewonnen, nur eins verloren. Und ähnlich wie auch in Köln ist man in Mönchengladbach alles andere als zufrieden mit dem aktuellen Saisonverlauf. Die Fohlen kommen zwar auf 26 Punkte und damit neun Zähler mehr als die Kölner, dennoch blieb auch Gladbach in der aktuellen Saison weit hinter den eigenen Erwartungen zurück. Und der Trend zeigt nicht aufwärts. Von den jüngsten sieben Spielen gewann Seoane mit seiner Mannschaft gerade mal eins.
Die Spieltagskonstellation spricht für den FC
Dabei ist das Duell nicht nur aufgrund der Historie oder lokalen Nähe von Brisanz. Den Geißböcken bietet sich die Chance, den Blick aufs Tableau vor der Länderspielpause noch einmal deutlich attraktiver zu gestalten. Denn während der FC einen ebenfalls angeschlagenen Gegner vor der Brust hat, steht die direkte Konkurrenz vor Herkules-Aufgaben. Mainz ist zu Gast bei den wiedererstarkten Bayern, Darmstadt muss zu den gegen Real gut aufspielenden Leipzigern. Auch der Blick nach oben könnte sich an diesem Spieltag lohnen. Wolfsburg steht vor dem Spiel gegen den Tabellenführer aus Leverkusen und Union Berlin ist zu Gast beim VfB Stuttgart. Neben dem FC hat von den Kellerkindern nur der VfL Bochum keinen Gegner aus der Top-5 vor der Brust. Zwar beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer noch immer acht Zähler, je nach Spieltags-Konstellation würden sich fünf Punkte aber deutlich besser anhören. Der Schritt zu Rang 15 wäre wieder durchaus realistischer.
Dazu müsste aber auch der FC seine Hausaufgaben machen. Und das werden keine leichten. Eine „prägende Rolle“ soll dabei wieder der Kapitän übernehmen, betonte Timo Schultz. Und seine Hoffnung sind trotz der Formkrise nicht ganz unberechtigt. Denn Florian Kainz weiß, wie Derby geht. Gegen Gladbach erzielte der Mittelfeldspieler vier Tore, legte zwei Treffer auf. Gegen keinen anderen Club der Liga war Kainz so erfolgreich. So wie im Hinspiel, als er nach dem 2:1 zum Luftsprung ansetzte.
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