Tim Lemperle und Marvin Obuz beim Training des 1. FC Köln
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Der FC als Entwicklungsclub? Die Basis ist vielversprechend, die Ausbeute bislang eher nicht

Mit der Nachricht des möglichen Abgangs von Tim Lemperle reißen bei vielen FC-Fans alte Wunden auf. Zu oft schon hat der Verein junge Talente ziehen lassen oder ziehen lassen müssen – und das ablösefrei. Der 1. FC Köln als Entwicklungsclub? Die Basis stimmt, der Ertrag nicht.

Zahlreiche Nachwuchskräfte hat der FC in den vergangenen Spielzeiten im Profikader installiert, ein halbes Dutzend trägt zurzeit den Adler auf der Brust. Und das nicht ohne Grund. Der FC setzt den Fokus auf die Ausbildung. Der 1. FC Köln als Entwicklungsclub? Die Basis stimmt, der Ertrag nicht.

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Das Bild wirkte schon ein wenig schief, als der FC am Dienstagmorgen einen Instagram-Post über Yann Aurel Bisseck absetzte. Die Geißböcke ehrten damit den jüngsten Bundesliga-Debütanten der Vereinsgeschichte. Der Abwehrspieler hatte am Dienstag vor sieben Jahren gegen Hertha BSC das erste Mal Bundesliga-Luft geschnuppert. Es folgten noch die Begegnungen gegen Schalke und Freiburg und dann einige durchwachsene Jahre mit insgesamt vier Leihen und einigen gescheiterten Versuchen in Köln. Mittlerweile ist der Innenverteidiger Stammspieler bei Inter Mailand, war am Dienstagabend nicht ganz unschuldig am knappen 1:0-Erfolg in der Champions League über RB Leipzig. Dass sich die Kölner über die Entwicklung des Eigengewächses freuen, ist vollkommen legitim, verständlich, warum auch nicht, es wirkte aber nur wenige Stunden nach dem Lemperle-Schock seltsam.

Der FC droht weitere Talente zu verlieren

Denn am Montagabend war die Nachricht des möglichen Wechsels von FC-Talent Tim Lemperle zur TSG Hoffenheim aufgeploppt. Eigengewächs, großes Talent, ablösefrei. Nicht wenige Fans des Traditionsvereins werden ein innerliches „Nicht schon wieder-Gefühl“ verspürt haben. Nicht schon wieder ein Talent, das den FC zu früh verlässt – nicht schon wieder ein Kölner Eigengewächs, das eben ohne Ablöse und somit wirtschaftlichen Gewinn für den FC geht – nicht schon wieder ein zukünftig millionenschwerer Profi, den die Kölner nicht länger binden konnten. Und aller Voraussicht nach wird die Antwort im Sommer 2025 wohl erneut lauten: Doch, schon wieder. Wie weit die Gespräche mit der TSG fortgeschritten sind, ist rein spekulativ. Zumal es mittlerweile Berichte gibt, dass auch der FC in den kommenden Wochen Gespräche führen werde.

Nur ist die Aussicht für ein aufstrebendes Talent beim FC nicht zwingend die rosigste. Aktuell ist nun wirklich nicht abzusehen, ob die Geißböcke nächstes Jahr wieder erstklassig spielen werden. Und die durchaus spannende 2. Bundesliga wird dafür sorgen, dass es auch bis weit in den Frühling rein mit großer Wahrscheinlichkeit keine annähernde Sicherheit gibt. Finanziell fühlen sich die Geißböcke einigermaßen erholt, doch die Taschen sind nicht so tief, dass der FC auch unabhängig der Liga einen entscheidenden Vorstoß wagen könnte. Zumindest sind die Taschen einiger Mitbewerber deutlich größer. Wenn man den Tatsachen realistisch ins Auge blickt, ist ein Verbleib von Lemperle in Köln über diesen Sommer hinaus doch eher unwahrscheinlich. Der FC verliert nach Bisseck, Justin Diehl, Florian Dietz, aber auch Chris Führich wohl ein weiteres Talent, dem man mehr als „nur“ einen Kaderplatz bei einem Bundesligisten zugetraut hat.

Die Basis eines Entwicklungsclubs ist gegeben

Und es wird vermutlich auch nicht nur bei Lemperle bleiben. Um wenigstens eine gewisse Ablöse einzufahren, könnten schon im kommenden Sommer Talente wie Jonas Urbig oder Max Finkgräfe ebenfalls abgegeben werden. Vermutlich nah am Marktwert, mit Sicherheit nicht drüber. Sportdirektor Christian Keller wird sich der nächsten Kritik stellen müssen. Denn die FC-Bosse waren aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage, mit zukunftsorientierten Verträgen der Talente in diese schwierige Saison zu gehen. Der Fairness halber sei aber gesagt, dass zu einer Vertragsverlängerung auch immer zwei Seiten gehören. Und ist der Anreiz nun mal nicht groß genug, dann gibt es auch wenige Möglichkeiten einen jungen Spieler den Verbleib schmackhaft zu machen. Zumal die Transfersperre die Ausgangslage sicher nicht einfacher gemacht hat.

Möglicherweise waren die Positionen im vergangenen Sommer so klar, dass die FC-Bosse abwägen mussten: Lieber ein Jahr mit Spielern, deren Vertrag ausläuft, als mit einem Gerippe in die neue Spielzeit zu gehen, das nicht in der Lage ist, um den Aufstieg mitzuspielen.

Es ist wenige Wochen her, da äußerten sich die Kölner Verantwortlichen stolz über die eigene Jugendarbeit. Kein Wunder, der FC stellt in Deutschland die meisten U21- und U20-Nationalspieler. Sechs bis sieben sind es – je nachdem, ob Tim Lemperle es noch einmal zurück in den Kader von Antonio Di Salvo schafft. Es würde nicht überraschen, wenn bei der kommenden U21-EM gleich fünf FC-Profis mit dem Adler auf der Brust auflaufen würden. Ja, die Nominierungen sind – zumindest weitestgehend – eine Auszeichnung für den Verein. Jenen Verein, der sich mit den Amtsantritt von Keller das Ziel „Entwicklungsclub“ auf die Fahne geschrieben hat. Die Vorgehensweise ist nicht nur verständlich, sie ist aus wirtschaftlicher Sicht eine sehr naheliegende. Das Prinzip lautet: Junge Spieler günstig verpflichten oder aus der eigenen Jugend ziehen, weiterentwickeln und entweder sportlichen Nutzen daraus ziehen, zumindest aber teuer verkaufen.

Gleich mehrere Abgänge drohen

Dass der FC die Basis eines Entwicklungsclubs mit der guten Ausbildung seiner Nachwuchsspieler geschaffen hat, ist schon mal erfreulich. Wenn der Verein aber weder einen sportlichen noch einen wirtschaftlichen Mehrwert daraus ziehen kann, dann macht die Vorgabe eines Entwicklungsclubs nun mal wenig Sinn. Neben Lemperle droht der FC auch in diesem Sommer mit Meiko Wäschenbach und Marvin Obuz zwei weitere Eigengewächse ablösefrei zu verlieren. Sollten die drei Youngster den Verein wirklich verlassen, dann muss die Frage erlaubt sein, für wen der FC am Ende des Tages eigentlich entwickelt. Das ist wohlgemerkt nicht nur ein Problem der jetzigen FC-Verantwortlichen. Abgesehen von Lukas Podolski (15 Millionen Euro + 10 Millionen Euro), Yannick Gerhardt (13) und Ismail Jakobs (7) sind große Millionenbeträge, die der FC aus dem eigenen Nachwuchs generierte, eine Seltenheit.


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Julian Pauli vom 1. FC Köln

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