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Der Ton wird rauer

Am neunten Spieltag der Bundesliga hat der FC die siebte Niederlage kassiert. Eine besonders bittere – gegen RB Leipzig hatten die Kölner nicht den Hauch einer Chance. Kein Wunder, dass sich die Tonlage in Köln ändert.

Trotz der anhaltenden Krise haben sich die Verantwortlichen des 1. FC Köln immer vor die Mannschaft gestellt. Das tun sie auch weiterhin, doch der Ton wird nach dem 0:6 beim FC rauer.

Steffen Baumgart ist wahrlich kein Mensch, der seine Emotionen gut verstecken kann. Wenn überhaupt ein Lächeln, das irgendwo innerlich stattfindet. Nun war dem Kölner Trainer am Samstagabend nicht gerade nach Lächeln zu Mute. Im Gegenteil: Baumgart schimpfte. Mit seinen Spielern, mit dem Schiedsrichter. Irgendwie beschlich den Zuschauer das Gefühl, er würde während des 0:6-Debakels, seiner höchsten Niederlage als FC-Trainer, mit allem schimpfen, was auch nur annähernd in seinem Sichtfeld landete. Nein, Baumgart war ganz und gar nicht glücklich. Und daraus machte er auch nach dem Spiel keinen Hehl. „Um RB Paroli bieten zu können, müssen wir anders auftreten. Die Sachen, die wir über einen langen Zeitraum gut gemacht haben, müssen wir auch heute gut machen. Davon haben wir heute aber sehr wenig gut gemacht“, sagte der Trainer.

Baumgart hadert mit den individuellen Fehler

Dabei hatte der FC Leipzig nicht nur kein Paroli geboten, die Kölner wurden phasenweise vorgeführt. Die Dominanz des Gegners war beeindruckend – zumindest für die Anhänger, die es mit den Sachsen halten, für FC-Fans war es ausgerechnet nach dem euphorisierenden Derbysieg eine bittere Bruchlandung. Zur Halbzeit lagen die Kölner bereits 0:4 zurück und das hochverdient. Tatsächlich hatten die Geißböcke Glück, dass es nicht schon nach 45 Minuten ein Halbes Dutzend gegeben hatte. Die einzige wirkliche Kölner Torchance vergab Luca Waldschmidt, der nach einer Flanke von Linton Maina aus wenigen Metern nur den Pfosten traf. Nach dem Wechsel schaltete RB einen Gang zurück, konnte das Ergebnis aber dennoch in die Höhe schrauben. Der FC war nur noch einmal durch Davie Selke gefährlich.

Dass Leipzig an diesem Abend besser war, ärgerte Baumgart dabei gar nicht so sehr, damit hatte der Trainer gerechnet. Vielmehr haderte er mit der Leistung seiner eigenen Mannschaft. „Wir waren RB in keiner Weise gewachsen – unabhängig davon, ob wir Fehler gemacht haben und die haben wir gemacht. Wir legen vier Tore direkt vor. Das sind Fehler, die dürfen nicht passieren“, sagte Baumgart. „Die Jungs, die über eine ganz lange Zeit stabil waren, haben heute ihren entscheidenden Fehler gemacht“, so der Trainer weiter, der vermutlich Spieler wie Jeff Chabot und Eric Martel meinte, die den Kölnern in den vergangenen Krisen-Wochen zumindest ein wenig Stabilität verliehen hatten. „Das tut schon weh. Wir können hier den Arsch voll kriegen, dafür ist die Qualität von Leipzig entsprechend. Aber so darfst du nicht auftreten“, wurde der Kölner Trainer dann doch deutlicher.

Baumgart zeigt sich selbstkritisch

Gerade die individuellen Fehler brachten Baumgart so richtig auf die Palme. So landete Eric Martel noch in der Anfangsphase auf dem Hosenboden, begrub dabei aber Amadou Haidara unter sich und Schiedsrichter Benjamin Brand musste auf den Punkt zeigen. Timo Werner verwandelte eiskalt. Ein Fehlpass von Chabot auf Haidara in der Vorwärtsbewegung sorgte für eine Unterzahl in der Rückwärtsbewegung: 0:2. Vor dem dritten Leipziger Treffer passte Leart Pacarada Haidara den Ball zu, der den nächsten erfolgreichen Angriff einleitete. Und unmittelbar vor dem Seitenwechsel schaute die Kölner Defensive beim vierten Streich einfach nur noch zu.

Und so soll der Kölner Trainer schon in der Kabine zur Pause laut geworden sein. Welche Tonart der Coach dort genau wählte, ist nicht bekannt. Dass sowohl Davie Selke als auch Florian Kainz aber betonten, dass die Worte des Trainers in der Kabine oder im Kreis bleiben sollten, sagt wohl mehr aus als die ausgesprochenen Worte. Sichtbar wurde der Frust dann wieder nach dem Spiel, als Baumgart einen Kreis bilden ließ und auf seine Spieler sichtbar enttäuscht einredete. „Den Kopf runternehmen, das ist keine Art und Weise“, sagte Baumgart später. Aber: „Ich nehme die Jungs auch gleich wieder in den Arm.“ Und nicht nur das, Baumgart stellte sich auch wieder vor seine Jungs. „Das hat dann auch was mit mir zu tun. Ich muss Lösungen anbieten und die waren heute nicht gut genug“, so der 51-Jährige selbstkritisch. „Ich bin derjenige, der sagt, wie es gehen kann. Und so geht es auf keinen Fall.“  

Deutliche Worte von Thomas Kessler

Ungewohnt deutlich kritisierten dagegen Thomas Kessler und Christian Keller die Leistung der Mannschaft. „Wir haben heute einiges gemacht, was du dir in der Bundesliga nicht erlauben kannst“, erklärte der Leiter der Lizenzspielabteilung. „Das sollte ein deutliches Ausrufezeichen für jeden Spieler sein, dass du so nicht Bundesliga spielen kannst.“ Kessler zeigte sich verwundert über das Ausmaß der Fehler. „Mir haben die ganzen 90 Minuten nicht gefallen“, resümierte auch Keller und betonte, dass der FC mit dem halben Dutzend Gegentoren noch gut bedient gewesen ist. Vor dem Pokalspiel gegen Kaiserslautern am Dienstag wird der Ton beim FC rauer. Die Kölner Verantwortlichen nehmen die Spieler in die Pflicht. Vielleicht ein wichtiger Wachmacher vor den „Wochen der Wahrheit“.  

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