Der 1. FC Köln schlittert immer tiefer in die Krise. Nach der fünften Niederlage im sechsten Spiel belegen die Geißböcke den 17. Tabellenplatz. Christian Keller verbreitet Optimismus. Ist der berechtigt?
Mit der bitteren 0:2-Pleite gegen Stuttgart kassierten die Kölner bereits die fünfte Saisonniederlage, wohlgemerkt im sechsten Ligaspiel. Dennoch glauben die Kölner Verantwortlichen an baldige Besserung und verbreiten ein wenig Optimismus. Aber wieviel Hoffnung hat der FC?
Am vergangenen Mittwoch hatte Christian Keller Redebedarf – notgedrungen. Auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln wehrte sich der Sportdirektor gegen die Kritik in den Sozialen Medien, er würde den Verein kaputt sparen, hätte den Kader falsch zusammengestellt. Die Kritik wird nach dem 0:2 gegen den VfB Stuttgart nicht weniger geworden sein. Denn es klafft eine Lücke zwischen Leistung und Qualität. Doch, und auch das sagte der 46-Jährige auf der gleichen Veranstaltung, für ihn sei „Optimismus alternativlos“. Eine Floskel, über die sich wohl jedes Sparschwein gefreut hätte, wenn es denn am Mittwoch anwesend gewesen wäre. Keller betonte, dass man mit der falschen Einstellung auch nicht viel erreichen werde.
Und so gab es nach der fünften Niederlage im sechsten Spiel die Floskeln, die man auch in den vergangenen Wochen schon gehört hat. „Wir müssen weiter dran arbeiten. Wir haben das Selbstvertrauen, dass der Knoten irgendwann platzen wird“, sagte beispielsweise Keller und Baumgart erklärte: „Wir werden weiter den Arsch hochnehmen und um jeden Zentimeter kämpfen, um die nötigen Punkte zu holen.“
Leistung macht wenig Hoffnung
Der Kampfgeist ist bei den Akteuren trotz fünf Niederlagen in sechs Spielen vorhanden, der Optimismus bei den Kölner Verantwortlichen offensichtlich auch. Vermutlich handelt es sich dabei aber eher um eine gehörige Portion Zweckoptimismus, denn es gibt aktuell nur wenige Argumente, die für eine schnelle Genesung des kränkelnden FCs sprechen. Zum einen werden Baumgart und Co. nicht müde zu betonen, dass die Leistung in Teilen generell ja da sei, man sie aber nicht über die gesamte Spielzeit auf den Platz bekomme. Nach sechs Spielen und einem Punkt kann es sich bei diesem Problem wohl nicht mehr um fehlendes Glück handeln. Es bedeutet, dass das, was der FC aktuell auf den Platz bringt, einfach nicht für die Bundesliga reicht – da können die Ansätze noch so vielversprechend sein.
Denn auch wenn Marvin Schwäbe und Davie Selke eine gute Leistung der Kölner gesehen haben, war der FC gegen Stuttgart, aber auch schon gegen Bremen, Frankfurt und Hoffenheim über weite Phasen die schlechtere Mannschaft – unabhängig davon, wie viel Leistung sie auf den Platz bekommen hat. De facto war der VfB den Kölnern in nahezu allen Statistiken überlegen. Die Schwaben gewannen mehr Zweikämpfe, hatten mehr Ballbesitz, spielten mehr und genauere Pässe. Einzig bei den Läufen und geschlagenen Flanken war der FC besser. Allerdings kamen beim FC von 27 Flanken 4 an, beim VfB kamen von 12 Flanken 7 an.
Zudem fehlt den Kölnern die zwingende Torgefahr. Mehr als die Torschüsse von Davie Selke und Dejan Ljubicic kamen nicht gefährlich auf das Gehäuse von Alexander Nübel. Die fehlende Präzision im finalen Passspiel zieht sich ebenfalls durch die Saison, war aber auch schon in der vergangenen Spielzeit vorhanden. Den einzigen, aber offenbar eklatanten Qualitätsverlust haben die Geißböcke auf der Sechs zu verzeichnen. Auch wenn Keller und Co. vor der Spielzeit überzeugt waren, diesen Verlust aus den eigenen Reihen auffangen zu können, fehlt dem FC aktuell genau dort die Qualität, um sich im Umschaltspiel nicht Tor um Tor zu fangen. Die Frage muss erlaubt sein, ob die Kölner Profis überhaupt mehr Leistung auf das Feld bekommen können und wenn, wie.
Denn auch die kommenden Aufgaben werden nicht leichter. Zunächst spielt der FC bei Leverkusen und damit beim souveränen Tabellenführer, dem bislang nur der FC Bayern glücklich einen Punkt abnehmen konnte. Nach der Länderspielpause folgt das Derby gegen Gladbach, in dem trotz Krise so gut wie alles möglich ist. Und dann geht es nach Leipzig. RB führte die Bayern am Samstag mit ihrer Offensivpower an den Rande einer Niederlage. Die nähere Zukunft verspricht jedenfalls nicht viel positive Entwicklung beim FC.
Rückkehr der Verletzten, schwächelnde Bundesligisten
Immerhin wird sich bis zum Gladbach-Spiel die personelle Lage wohl deutlich entspannen. Mit Eric Martel kehrt dann ein Stabilisator für das zentrale Mittelfeld zurück. Sicherlich wird der 21-Jährige nicht alle Kölner Probleme im Zentrum lösen können, die Spiele vor seiner Verletzung waren aber mehr als nur verheißungsvoll, die Doppelsechs mit Dejan Ljubicic passte. Mit Mark Uth steht Baumgart dann voraussichtlich eine weitere Option in der Offensive zur Verfügung, die durchaus in der Lage ist, den finalen Pass zu spielen. Uth ist ohnehin ein Offensivspieler, der den direkten und schnellsten Weg zum Tor sucht. Allerdings muss man abwarten, wie der gebürtige Kölner den erneuten Rückschlag einer weiteren Verletzung nach dem Seuchenjahr weggesteckt hat. Jan Thielmann wird erst wieder im November zur Verfügung stehen. Der Kölner Youngster sagte am Samstag, dass er in „ein, zwei, vielleicht erst drei Wochen“ zurück ins Mannschaftstraining kehre.
Und es gibt noch eine andere Hoffnung. Trotz der anhaltenden Punktekrise belegen die Kölner aktuell den 17. Tabellenplatz. Der VfL Bochum und Darmstadt befinden sich noch auf Schlagdistanz. Aber auch das kann sich in den kommenden Wochen ganz schnell ändern.