Der 1. FC Köln war im Heimspiel gegen die Bayern erwartungsgemäß chancenlos und hat das Duell absolut verdient verloren. Gewonnen hat FC-Trainer Steffen Baumgart aber eine wichtige Erkenntnis. Die Frage ist nur, was er daraus macht. Ein Kommentar.
Die 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern viel für den FC sehr schmeichelhaft aus. Köln hatte Glück, dass es nicht das nächste Debakel gab. Der FC hat zwar das Heimspiel verloren, aber Steffen Baumgart eine wichtige Erkenntnis gewonnen. Ein Kommentar zum 1. FC Köln und dem 0:1 gegen Bayern.
Steffen Baumgart hat es also getan. Der Trainer des 1. FC Köln ist von einer seiner Grundideen des Fußballs abgerückt. Gegen die Bayern ließ der Kölner Trainer, dem zunehmend einige Fans eine gewisse Sturheit in Sachen Aufstellung, taktische Ausrichtung und dem Einsatz von Nachwuchskräften nachsagen, eine Dreier- respektive Fünferkette spielen. Das erschien vor dem Bayern-Spiel so wahrscheinlich wie für den FC das Erreichen der Königsklasse. Ersteres ist geschehen und es hat unterm Strich noch nicht einmal wehgetan. Dass der Kölner Coach nach zweieinhalb Jahren von seinem Viererketten-Dogma abweicht, wird der aktuellen Situation, der Krise geschuldet sein. Es ist auf jeden Fall ein Zeichen, dass auch Baumgart nun nach anderen Lösungen sucht. Mit hoher Intensität, Mut und Klarheit ist es alleine nicht (mehr) getan. Auch wenn das auch weiterhin die Grundzutaten für erfolgreichere Zeiten sein sollten und zwei Spielzeiten offenbar auch das Heilmittel waren.
Kölner Überraschungsmoment verpufft
Ob der Zeitpunkt dieser taktischen Maßnahme klug gewählt war, ist eine berechtigte Frage. Zumindest hat sich schnell gezeigt, dass die Bayern individuell zu gut besetzt sind, als dass die taktische Überraschung sie aus dem Konzept hätte bringen können. Genauso wurde sehr schnell deutlich, dass die individuelle Klasse der Kölner für dieses Spiel gegen die Bayern nicht reicht. Offen bleibt auch, ob die Zeit vor dem Duell für das Einstudieren dieser offenbar sehr komplexen Maßnahme ausgereicht hat, gerade weil Spieler wie Eric Martel, Jan Thielmann und Florian Kainz die dazugehörigen Trainingseinheiten verpasst haben.
Gravierend war aber viel mehr die Fehleinschätzung des Trainers, mit aggressivem Anlaufen, einem hohen Offensivdruck, eine ball- und spielsichere Umschaltmannschaft wie die Bayern zu Fehlern zwingen zu können. Im Gegenteil, die Münchener hatten auch durch diese Maßnahme leichtes Spiel, viele Freiräume, kamen immer wieder in erstaunliche Überzahl-Situationen. Es war nur dem nicht erklärbaren Unvermögen der zahlreichen Nationalspieler vor dem Tor sowie dem erneut überragenden Marvin Schwäbe im Tor zu verdanken, dass der FC nicht schon in den ersten 30 Minuten in das nächste Debakel steuerte. Das Experiment mit der Dreierkette gepaart mit dem aggressiven Offensivfußball ist gescheitert und das ehrlicherweise ziemlich kläglich.
Baumgart rührt Beton an
Das änderte sich nach dem Wechsel schlagartig. Denn im zweiten Abschnitt rückte der 51-Jährige von dem Grundprinzip, dem Fundament seines Fußballverständnisses ab. Er rührte Beton an, parkte den Bus – Dinge, die im Baumgartschen Fußball-Kosmos eigentlich nicht existieren. Der Kölner Beton bestand aus einer tief stehenden Fünferkette sowie einer defensiv ausgerichteten Viererformation. Die alleinige Sturmspitze hatte in dem Abwehrbollwerk wohl nur einen symbolischen Charakter. Denn die Kölner fanden fortan im Angriff so gut wie gar nicht mehr statt. Dafür stand die Hintermannschaft aber sicher. Die Bayern wurden zwar nochmal gefährlich, aber bei weitem nicht mehr in der Schlagzahl wie in Halbzeit eins. „Wir haben tiefer gestanden, was ich mir normalerweise nicht auf die Fahne schreibe, aber es war notwendig. Und dann haben wir gut verteidigt“, sagte der 51-Jährige. „Die zweite Halbzeit war besser. Die Dreierkette hat es gut gemacht. Wir nehmen da sehr viel mit.“
Auch, wenn das nicht der Plan des Trainers war: Baumgart wird nicht verborgen geblieben sein, dass eben jener Beton manchmal das erfolgversprechende Fundament gegen Offensivkräfte wie die Bayern sein kann. Punkte ermauern ist sicherlich keine Dauerlösung und mag nicht Baumgarts Verständnis von Fußball entsprechen, es kann aber gerade in der aktuellen Phase ein probates Mittel für Punkte gegen Top-Mannschaften sein. Der FC hat das Spiel gegen die Bayern knapp, aber völlig verdient verloren. Die gewonnene Erkenntnis einer funktionierenden Defensivtaktik könnte aber noch viel wichtiger werden als ein Überraschungs-Remis gegen den Rekordmeister. Die Frage ist nur, was Baumgart daraus macht.
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