Mit dem 1:0-Erfolg über Darmstadt haben die Kölner einige Negativserien gestoppt und zudem vorerst den Abstiegsplatz verlassen. Das macht Hoffnung, darf aber nicht über deutliche Schwächen hinwegtäuschen. Ein Kommentar.
Die Erleichterung war den FC-Protagonisten am Freitagabend deutlich anzusehen. Kein Wunder, der Erfolg über die Lilien hat neue Hoffnung im Abstiegskampf geweckt. Doch es bleiben deutliche Schwächen. Ein Kommentar zum 1. FC Köln und dem 1:0 gegen Darmstadt.
Die Bekanntmachung der Strafanzeige gegen Vertreter von Ljubljana, die Retourkutsche mit Bestechungsvorwürfen gegen den FC aus Ljubljana und die deutlichen Worte gegen ein mögliches Comeback von Justin Diehl – ausgerechnet die Woche vor dem so wichtigen Keller-Duell gegen Darmstadt wurde von einigen doch heftigen Störfeuern geprägt. Die Mannschaft hat sich davon aber offensichtlich nicht aus der Ruhe bringen lassen, drei wichtige Punkte eingefahren und gleichzeitig den ersten Auswärtssieg seit Mai und das erste Zu-Null-Spiel seit April eingefahren. Vor allem aber haben die Geißböcke zum ersten Mal seit September die Abstiegsplätze verlassen, wenn auch möglicherweise nur für wenige Tage, und das vor dem nächsten Keller-Duell, einem Heimspiel gegen Mainz, einem weiteren Gegner auf Augenhöhe. Am Ende einer polternden Woche ist zumindest sportlich ein wenig Ruhe eingekehrt.
FC erspielte sich wenige Torchancen
Das auch, weil Steffen Baumgart in dieser Krise von seinem Hurra-Fußball Abstand nimmt, sich nicht zu schade ist, auf vermeintliche Leistungsträger zu verzichten oder sie zur Halbzeit vom Platz zu nehmen und variabler in seiner taktischen Ausrichtung geworden ist. Genauso haben die Spieler aber auch den Abstiegskampf angenommen, leidenschaftlich verteidigt und ein Stürmertor in gewisser Weise erzwungen. Diese Punkte alleine machen Hoffnung, dass Steffen Baumgart, Christian Keller und Co. am Ende des Tages doch recht behalten werden und die Mannschaft tatsächlich bundesligatauglich ist und die Klasse halten wird. Zwar ist die Ausführung, dass man in Köln ja entweder Himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt sei, wie es Timo Hübers nach dem Spiel sagte, abgedroschen und klingt ehrlich gesagt nach dem desaströsen Saisonauftakt wie der verharmlosende erste Versuch, das Debakel schön- vielleicht sogar wegzureden.
Dennoch ist eine gewisse Zuversicht, vielleicht ein leichter Funken Euphorie bei vielen Kölner Fans zu lesen, zu hören, denen man mit einer deutlichen Mahnung entgegentreten sollte. Die Kölner haben am Freitag viel richtig gemacht, wichtige Punkte eingefahren, die Abstiegsränge vorerst verlassen, über den Berg ist der Geißbock aber noch lange nicht. Aus dem Arbeitssieg abzuleiten, dass diese Mannschaft tatsächlich besser als drei andere Teams der Liga ist, kommt deutlich zu früh. Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass sich die Kölner am Freitag gegen einen erstaunlich harmlosen Gegner nur wenige Torchancen erspielten. Erst als Darmstadt aufmachte, um vielleicht doch noch einen Punkt einzusammeln, schraubten die Kölner ihr Konto der „Torschüsse aufs Tor“ auf sechs hoch. Außerdem ließen die Geißböcke erneut die wenigen großen Chancen aus. Max Finkgräfe und Luca Waldschmidt hätten etwa erhöhen müssen.
FC hat sich einen Vorteil erarbeitet
Zudem zeigt die Formkurve einiger vermeintlicher Leistungsträger weiterhin erschreckend deutlich nach unten. Ein Florian Kainz ist ein Schatten seiner selbst. Der misslungene Freistoß in Halbzeit eins, das böse Foul gegen Mehlem stehen symptomatisch für die aktuelle Situation um den Kölner Kapitän. Sie werfen Fragen auf. Auch Dejan Ljubicic ist weit von seinen Maximalleistung entfernt – selbst wenn er sich im zweiten Durchgang deutlich steigerte. Und auch der Treffer von Davie Selke sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Stürmer bis zu dem Tor eher unscheinbar agierte, so wie in den meisten seiner bisherigen Saisonspielen.
Fakt ist: Die Punkte gegen Darmstadt waren wichtig, sie machen Hoffnung – und das zu recht. Sie waren aber auch notwendig, um überhaupt eine Rolle im Klassenerhalt spielen zu können. FC-Trainer Steffen Baumgart sprach vor dem Duell von einem Schneckenrennen in Bezug auf den Abstiegskampf. Der FC ist die ersten Zentimeter vorangekommen, hat sich einen Vorteil erarbeitet. Der Weg zum Ziel ist aber noch weit. Und: Sollten die Geißböcke am Sonntag gegen Mainz verlieren, ist die Kölner Schnecke plötzlich wieder ganz weit hinten.
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