Beim 0:3 in Leverkusen bekam der FC seine Grenzen deutlich aufgezeigt. Die aktuellen Leistungen machen wenig Hoffnung auf mehr. Steffen Baumgart glaubt dennoch weiterhin an den Klassenerhalt. Ein Kommentar
Auch nach der deutlichen 0:3-Pleite in Leverkusen glaubt FC-Trainer Steffen Baumgart weiterhin an den Klassenerhalt. Seine Aussagen sind verständlich, sogar logisch. Viel bleibt ihm auch nicht übrig. Dabei sprechen die bisherigen Leistungen eine andere Sprache: Motivierende Worte, bedrohliche Ergebnisse
Mal angenommen, und der Gedanke bedarf zugegebener Weise schon sehr viel Fantasie, dennoch: mal angenommen, der FC hätte gegen Leverkusen gepunktet – wie auch immer. Dann wäre der Spieler des Spiels mit großer Sicherheit ein Kölner gewesen. Marvin Schwäbe. Die Kölner Nummer eins hielt im Nachbarschafts-Duell so ziemlich alles, was ging und vielleicht sogar noch ein wenig mehr. Die Niederlage konnte Schwäbe nicht verhindern. Der Keeper bewahrte die Geißböcke aber mit einigen wirklich starken Paraden vor einer derben Klatsche, tatsächlich sogar vor einem Debakel. Der Klassenunterschied war mehr als nur deutlich. Wenn Leverkusen der Maßstab der ersten Liga sein soll, dann fehlte dem FC am Sonntag die Bundesligareife. Und so unterlief dem Kölner Keeper dann doch noch ein kleiner Fehlgriff, wenn auch nach dem Spiel, als er sagte, die Leistung seines Teams sei keine schlechte gewesen. Ehrlicher Weise hat eben diese Leistung nicht ausgereicht, um Leverkusen Paroli zu bieten, noch nicht einmal, um die Werkself ernsthaft in Gefahr zu bringen. Mehr als das Doppelpech von Eric Martel nach einer Ecke war für die Kölner nicht drin.
Diskrepanz zwischen Glauben und Ergebnisse
Der FC kassierte eine vollkommen verdiente Niederlage, die getrost auch höher hätte ausfallen können. Es war die sechste im siebten Spiel, ein Punkt steht auf dem Konto. Kein Wunder, dass die üblichen und verständlichen Mechanismen einer Krise greifen. Ein Teil der Fans schießt gegen Sportdirektor und oder Trainer, ein anderer Teil stellt so ziemlich alles rund um das Geißbockheim in Frage, ein weiterer schwört die ewige Liebe, egal was auch passiert. Und von Seiten der Kölner hört man die obligatorischen Durchhalteparolen. „Wir werden da unten rauskommen“, sagte Steffen Baumgart und wiederholte sinngemäß seine Worte der vergangenen Woche, als er betonte, er sei überzeugt, dass der FC nicht absteige. Auch Christian Keller erklärte vor dem Spiel, dass der Kader durchaus Bundesliga-Qualität besitze.
Die Worte der Kölner Verantwortlichen sind verständlich, sie sind logisch, und in der aktuellen Situation unumgänglich. Baumgart vertraut seiner Mannschaft und seinem Kader – das hat ihn, aber vor allem seine Spieler in den vergangenen Jahren stark gemacht. Der Kölner Coach geht voran. Er wird die Worte ernst meinen, von dem Klassenerhalt überzeugt sein. Sonst wäre er Fehl am Platz. Außer diesem bedingungslosen Glauben bleibt dem Trainer aber auch wenig übrig. Bei der personellen und finanziellen Lage gibt es für ihn aber auch wenige bis gar keine Alternativen. Dieser Kader wird den FC mit großer Sicherheit durch die Saison begleiten. Egal, wer Trainer oder Sportdirektor ist.
Nur liegt zwischen den Worten der Verantwortlichen und den Ergebnissen eine große Diskrepanz. Nach sieben Spieltagen lässt sich genau ein Punkt festhalten und kurzfristig wenig Aussicht auf mehr. Denn auch das Derby gegen Mönchengladbach und das Auswärtsspiel bei Leipzig sind in die Kategorie „schwere Brocken“ einzuordnen – zumindest in der aktuellen Verfassung. Mal abgesehen von dem Dortmund-Spiel, in dem der FC leidenschaftlich gekämpft hat und auch hätte gewinnen können, waren die Leistungen nur selten ausreichend. Es fehlt aktuell die Fantasie, wie der FC sich aus dieser Lage befreien kann. Nach dem siebten Spieltag lässt sich die Punkteausbeute jedenfalls nicht mit dem schweren Auftaktprogramm, Zufall, dem fehlenden Spielglück oder fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheidungen erklären. Im Gegenteil: Bislang hat der FC viel von einem Absteiger.
Die Aufgaben werden nicht leichter
Natürlich ist die Situation nicht hoffnungslos. Es sind noch 27 Spiele zu spielen, die zweite Hälfte der Hinrunde ist vermeintlich leichter. In der Länderspielpause werden zudem einige verletzte Spieler wie Mark Uth zurückkehren. Und es stehen eben noch die Partien gegen die direkte Konkurrenz aus. Also werden die Aufgaben leichter? Das könnte sich schnell als Trugschluss erweisen. Denn die Kölner werden in diese Spiele mit der Bürde des letzten Tabellenplatzes und eben einem Zähler gehen. Auch Heidenheim, Darmstadt, Mainz und Bochum werden kämpfen, punkten wollen. Auch für jene Teams geht es gegen den Abstieg. Nur haben die Klubs bereits mehr gepunktet als der FC. Der Druck liegt auf Köln. Und wenn man Baumgarts Worten Glauben schenken soll, dann arbeitet es schon jetzt in den Köpfen der Spieler. Das macht die Gesamtsituation gewiss nicht einfacher.
Auch wenn der Effzeh-GF Sport seine falsche Meinung von der vermeintlichen Bundesligatauglichkeit des Kaders noch so oft wiederholt, sie wird dadurch leider keinen Deut richtiger.
Ich tue mich schwer, dem FC jetzt schon die Bundesligatauglichkeit abzusprechen. Aktuell deutet nicht viel daraufhin, dass es eine baldige Besserung gibt. Zwischen den Worten und der Punkteausbeute klafft jedenfalls eine große Lücke.