Der 1. FC Köln muss nach der 0:2-Niederlage gegen den VfL Bochum den Blick nach unten richten. Dem Trainer und dem FC eine schlechte Taktik vorzuwerfen, ist zu einfach. Köln leidet viel mehr unter Fehlern in der Personalpolitik. Ein Kommentar.
Vier Spiele, ein Punkt, keine Tore, aber sieben Gegentreffer – die jüngste Bilanz des 1. FC Köln ist durchaus als alarmierend zu bezeichnen. Zumal der FC gleich zwei dieser Duelle gegen direkte Abstiegskonkurrenten verloren hat. Auch dem letzten Kölner Zweckoptimisten wird mittlerweile bewusst sein, dass der Blick in Köln eher Richtung Tabellenkeller statt Europa gerichtet werden muss. Denn es ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass die Kölner vor der Länderspielpause also im Duell bei Borussia Dortmund, die Tendenz noch ändern können.
Zweifelsohne durchlebt FC-Trainer Steffen Baumgart gerade die größte Krise seit seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahren. Doch, dass seine Fähigkeit als Trainer jetzt von den ersten Fans in Frage gestellt wird, ist schlichtweg falsch. Zugegeben, das Kölner Spiel ist nicht variabel und für den Gegner leicht zu durchschauen. Das ist aber sicher nicht der Grund für die anhaltende Misere. Denn auch im vergangenen Jahr spielte der FC das gleiche taktische System. Sollten die Gegner – und so lautet der Vorwurf – das Baumgartsche System jetzt durchschaut haben, hätten sie anderthalb Jahre ihre Hausaufgaben nicht gemacht und erfolgreiche Trainer wie Oliver Glasner von Eintracht Frankfurt oder Urs Fischer von Union Berlin würden es noch immer nicht run. Anders wären ja die durchaus guten Auftritte der Kölner nicht zu erklären.
Die Antwort auf die anhaltende Erfolgslosigkeit muss zweifelsohne im Angriff und der damit verbundenen Personalpolitik gesucht werden. Der Kölner Sturm ist nicht mehr als ein laues Lüftchen. Und das bereits seit dem Weggang von Anthony Modeste. Den Schuh müssen sich Baumgart und Christian Keller wohl gemeinsam anziehen. Der Verkauf von Modeste war angesichts der lukrativen Ablöse, des Alters des Stürmers und seines Egos absolut richtig. Doch dann haben es die Kölner Verantwortlichen versäumt, adäquaten Ersatz zu verpflichten. Bei allem Verständnis für klamme Kassen und finanziellem Spielraum – die Verpflichtung und der langfristige Vertrag des 29-jährigen Sargis Adamyan werfen spätestens im Nachhinein doch einige Fragen auf.
Das gleiche gilt für den Selke-Transfer und auch Steffen Tigges konnte die bisherigen Erwartungen nicht erfüllen. Die Vorstellung, ein Steffen Baumgart kann aus jedem krisengebeutelten Spieler einen Diamanten schleifen, ist romantisch, aber alles andere als realistisch. Dass das „Verbessern“ ausgerechnet in seiner vermeintlichen Paradedisziplin im Sturm so gar nicht gelingen will, könnte die Krux dieser Spielzeit werden.
Sorgen müssen sich die Kölner aber (noch) nicht machen. Selbst nach vier sieg- und torlosen Spielen in Serie ist nicht davon auszugehen, dass bei den Geißböcken der Kopf das Problem werden wird. Dass Baumgart in Bezug auf die Psyche seiner Spieler der richtige Mann ist, hat er schließlich schon mehrfach bewiesen.