Verteidigung ist sicher nicht der beste Angriff
Es war viel über Veränderungen und Konsequenzen beim 1. FC Köln spekuliert worden. Die größte Veränderung war wohl die defensive Spielweise der Geißböcke. Zwar war der FC dadurch nicht so konteranfällig, die erhoffte Stabilität fehlte trotzdem. Und so bleibt die Erkenntnis beim 1. FC Köln: Ohne Offensive gewinnt man keine Spiele.
Überraschenderweise setzte Gerhard Struber im Duell gegen den SC Paderborn auf eine defensive Spielweise. Darunter litt vor allem der Angriff des 1. FC Köln: Und ohne Offensive gewinnt man keine Spiele. Das war zumindest die bittere Erkenntnis des Freitagabends.
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Schon eine gute Stunde vor der Begegnung gegen den SC Paderborn machte sich eine gewisse Spannung bei den Fans des 1. FC Köln aus. Kein Wunder, eine ganze Woche lang war über Konsequenzen gesprochen und über Veränderungen spekuliert worden. Angefacht von einem einberufenen Geheimtraining. Noch am vergangenen Mittwoch hatte Struber von einem Plan berichtet, den man sich erarbeitet habe. Man habe viel investiert, erklärte der Coach. Geheimtraining, ein Plan, ein Netz, das für mehr Kompaktheit sorgen solle – die Erwartungen waren sicherlich groß, mehr als eine 4-2-3-1-Formation war dann aber eine Stunde vor dem Spiel auf dem Papier nicht zu sehen. Keine Dreierkette (wie berichtet auch erwartungsgemäß), keine großen personellen Veränderungen. Jan Thielmann für Rasmus Carstensen und Dejan Ljubicic für den erkrankten Damion Downs überraschten jedenfalls nicht wirklich.
Viel Geheimnis, wenig Veränderung?
Umso größer erschien dann aber wieder die Überraschung, wie die erhoffte Reaktion auf das 1:5 gegen Darmstadt ausfiel. Denn eine Veränderung war dann bei den Kölnern doch sichtbar. Mehr als sichtbar. „Wir wollten einfach stabiler werden und über die ganze Spielzeit versuchen, wenig zuzulassen. Ich finde, das ist uns schon gelungen“, sagte der sichtbar enttäuschte Gerhard Struber. Tatsächlich stand der FC tief, griff den Gegner frühestens an der Mittellinie an und dann auch nicht mehr der Aggressivität der vergangenen Wochen. So überließen die Geißböcke Paderborn von der ersten Minute das Spielgerät in der Hoffnung, weniger anfällig zu sein. Das klappte in gewisser Weise auch. Der FC war nicht mehr so Konter anfällig wie gegen die Lilien am vergangenen Freitag.
Doch mit dem Unterbinden des Brandherdes Konter, entfachten die Kölner die Schwachstelle Offensive auf erschreckende Art und Weise. Das Gegenstück zu Angriff ist die beste Verteidigung wollte nicht passen. Verteidigung ist jedenfalls ganz offensichtlich nicht der beste Angriff. „Der Knackpunkt heute war, dass wir aus einer tieferen Startposition zu sehr in Passivität verfallen sind und die Elemente, die unser Spiel ausmachen, dann gar nicht mehr auf den Platz kriegen“, brachte es Timo Hübers in Teilen auf den Punkt. In Teilen, weil auch der Abwehrchef einmal mehr ein Knackpunkt der Kölner werden sollte. Das allerdings nach dem Wechsel. Bis zum Pausenpfiff ließen die Geißböcke wenig zu. Nur ein Missverständnis von Julian Pauli und Jonas Urbig brachte den 17-jährigen Luis Engelns auf den Plan, der aber frei stehend vergab. Eine nicht gut verteidigte Flanke hätte beinahe zur Paderborner Führung, doch Urbig rettete, wenn auch nicht beabsichtigt.
Michel schockt den FC
Das Pfeifkonzert der Kölner Fans war nicht nur unüberhörbar, es war verständlich. Denn die erhoffte Reaktion auf das 1:5 konnte in der Wahrnehmung der FC-Anhänger doch nicht einzig das Verteidigen des eigenen Tores bedeuten. Die Geißböcke wurden nach dem Wechsel offensiver, attackierten früher und erzeugten auch ein wenig mehr Gefahr, wobei die Betonung getrost auf „wenig“ gelegt werden kann. Gleichzeitig boten sich nun aber auch Räume. So gewann man schnell den Eindruck, dass ein wenig mehr Offensivdrang gleichzeitig das Risiko von Gegentoren massiv erhöhte. „Man kann ja Spiele auch mal über so einen Weg entscheiden“, sagte Struber nach dem Spiel fast schon verteidigend. Denn der Trainer wird durchaus gewusst haben, dass man Spiele so gewinnen kann – das aber wiederum mehr als unverdient gewesen wäre.
Tatsächlich ging der FC durch Jan Thielmann sehenswert in Führung und schnupperte an dem so immens wichtigen Dreier. Über die Zeit brachten die Kölner den Sieg aber nicht. „Dann verfallen wir danach in haarsträubende Fehler und geben das Spiel aus der Hand“, sagte Struber. Und diese haarsträubenden Fehler unterliefen unter anderem Timo Hübers, Julian Pauli und Torschütze Jan Thielmann – nahezu dem gesamten Defensivverbund. Sven Michel, der in dieser Saison noch ohne Treffer war, schob gleich doppelt ein: Paderborn 2, Köln 1. „Da hat man gemerkt, dass die Mannschaft mit dem ganzen Drumherum schon verunsichert ist“, sagte Christian Keller. „Dann haben wir auch keine Lösung mehr gehabt, um hintenraus dann nochmal was in unsere Richtung zu lenken.“
Keller: „Dann ist klar, dass sich irgendwo die Wut, die Enttäuschung, die Verärgerung entladen muss“
Der FC entfachte auch in den Schlussminuten nicht so etwas wie Gefahr. „Siege würden uns schon guttun, dass wir Überzeugung oder Selbstvertrauen finden“, sagte Gerhard Stuber und lieferte ebenfalls eine bemerkenswerte, wenn auch nicht ganz so überraschende Erkenntnis. „Wir haben durch die defensivere Ausrichtung den Preis nach vorne bezahlt.“ Der FC rutscht nach der Niederlage voraussichtlich weiter in der Tabelle ab. Wenn es ganz schlecht läuft, belegen die Geißböcke am Sonntagabend einen Rang im unteren Tabellendrittel, möglicherweise mit zehn Zählern Rückstand auf den direkten Aufstiegsrang. Der Wiederaufstieg ist in weite Ferne gerückt. „Die Menschen haben natürlich die Erwartungshaltung, dass wir in der zweiten Liga besser abschneiden und wir haben auch schon gezeigt, dass wir das besser können. Dann ist klar, dass sich irgendwo die Wut, die Enttäuschung, die Verärgerung entladen muss“, sagte Keller.
Der FC steuert nicht mehr nur auf die Krise zu, er befindet sich in ihr. Am Dienstag steht das Pokalspiel gegen Holstein Kiel auf dem Plan. Der FC muss liefern, Gerhard Struber muss liefern. Ein Geheimtraining alleine wird nicht helfen.
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