Marvin Obuz überzeugte am Samstagnachmittag im Testspiel von Rot-Weiß Essen gegen den 1. FC Köln, seinen eigentlichen Arbeitgeber. Der 21-Jährige unterstrich damit seine starke Form und ist ein gutes Beispiel, warum aus Leihspielern Hoffnungsträger werden.
Marvin Obuz war am Samstag im Test gegen der 1. FC Köln einer der auffälligsten Essener Spieler. Die Leihe scheint sich für den Youngster, aber auch für den FC bezahlt zu machen und dürfte Christian Keller, angesichts der aktuellen Lage, hoffnungsvoll stimmen für den 1. FC Köln: Leihspieler werden Hoffnungsträger.
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So recht freuen wollte er sich nicht. Marvin Obuz ließ sich immerhin von seinen Mannschaftskollegen umarmen, nachdem der Offensivspieler nach keinen 30 Sekunden bereits gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber getroffen hatte. Eine grobe Fehleinschätzung von Routinier Dominique Heintz nutzte der 21-Jährige zur frühen Führung, die sich RWE in den folgenden Minuten auch redlich verdiente. Und an den meisten vielversprechenden Offensivaktionen in den ersten 60 Minuten war Obuz beteiligt. Das 2:0 leitete das Kölner Eigengewächs mit einem starken Steckpass ein. Obuz hätte auf 3:0 erhöhen müssen, doch Timo Hübers kratzte den Ball von der Linie. Dennoch war der 21-Jährige neben dem Doppeltorschützen Leonardo Vonic der auffälligste Essener.
Viel Einsatzzeit für Kölner Leihspieler
Während sich Obuz offenbar innerlich freute, wird sich auch Christian Keller beim Auftritt des Kölner Youngsters nicht sonderlich gegrämt haben. Denn während der Sportdirektor im Sommer bekanntlich mit so mancher Transferentscheidung danebengelegen hat, scheint der Plan mit den Leihspielern aufzugehen. Und das, obwohl Keller seinen Äußerungen nach nicht mit einer Transfersperre gerechnet hat. Nun ist diese vom internationalen Sportgerichtshof bestätigt und die verliehenen Akteure spielen in den Zukunftsplanungen der Geißböcke notgedrungen eine übergeordnete Rolle. „Fünf Leihen auf einmal ist schon relativ viel. Natürlich haben wir diese Spieler verliehen, damit sie im Sommer 2024 zurückkommen und um einen Bundesligaplatz konkurrieren werden“, hatte Keller am Tag nach der Bestätigung der Sanktion gesagt. „Sie werden alle im Sommer zurückkommen und dann schauen wir, wie weit sie sind.“
Ob wirklich für alle fünf Spieler die Rückholaktion geplant war oder sich die Kölner Verantwortlichen möglicherweise dann doch eher einen wirtschaftlichen Erfolg durch einen Transfer versprochen haben, ist offen, aber auch unerheblich. Denn die Situation hat sich gravierend verändert. Von daher dürfte Keller auch dem eher dürftigen 4:4-Unentschieden gegen Essen etwas Positives abgewonnen haben. Marvin Obuz scheint im Profifußball endlich angekommen zu sein – wenn auch in der 3. Liga. Als Siebenjähriger war der Offensivspieler zum FC gekommen, durchlief sämtliche Jugendmannschaften und gewann mit der B-Jugend gemeinsam mit Jan Thielmann 2019 die deutsche Meisterschaft. Obuz galt in der Jugend als eins der ganz großen Kölner Talente, der Durchbruch blieb dem Angreifer aber verwehrt.
Auch Olesen ein Leihkandidat
Es folgte in der vergangenen Spielzeit die Leihe nach Kiel – vermutlich mit der Hoffnung verbunden, Obuz würde eine ähnliche Entwicklung durchleben wie zuvor Salih Özcan, der ebenfalls schon in Richtung „ewiges Talent“ ausschlug, über die Storche aber die Kurve bekam und nun mit Dortmund Champions League spielt. Der Versuch misslang kläglich. Die von Christian Keller bei Leihen geforderte Spielpraxis erhielt Obuz mit 141 Minuten wohl eher nicht. „Marvins Talent ist unumstritten. Auch wenn er im letzten Jahr nicht auf die erhofften Spielzeiten gekommen ist, haben ihm das neue Umfeld und die dort gesammelten Erfahrungen, gerade im Hinblick auf seine Persönlichkeitsentwicklung, sehr gutgetan“, sagte Christian Keller im Sommer. „Um sich im Profifußball zu etablieren, muss Marvin nun aber auch noch weiter an Stabilität und Durchsetzungsvermögen zulegen.“ Das hat er ganz offensichtlich getan, wie die Kölner am Samstag leidvoll erfuhren.
Tatsächlich ist Obuz beim Überraschungsvierten der 3. Liga unumstrittener Stammspieler. Der 21-Jährige kommt auf 20 von 20 möglichen Einsätzen, stand in 18 Begegnungen in der Startelf, erzielte vier Tore und bereitete sechs vor. Diese Ausbeute in der 3. Liga qualifiziert den Youngster natürlich nicht zwingend, auch bei den Profis durchzustarten. Doch Obuz ist dem Plan, irgendwann auch regelmäßig für die Geißböcke aufzulaufen, durch die Leihe einen großen Schritt näher gekommen. Genauso wie die anderen vier Leihspieler des FC. So stand Tim Lemperle bei Greuther Fürth ebenfalls in jedem Spiel in der Startelf, kommt auf sieben Torbeteiligungen, Teamkollege Jonas Urbig fehlte nur einmal krankheitsbedingt und blieb starke acht Mal in der 2. Bundesliga ohne Gegentor. Auch Maxi Schmid verpasste in Kerkrade nur eine Begegnung krankheitsbedingt, Nikola Soldo ist mittlerweile Stammspieler. Mit Mathias Olesen soll schon bald ein weiterer Leihspieler dazukommen, der ebenfalls Spielpraxis sammeln soll – möglicherweise auch bei RWE.