Die Vorbereitung auf die neue Spielzeit ist gerade erst gestartet, die ersten Eindrücke noch frisch. Und doch lohnt sich bereits ein erster Blick auf den Kader. Gemeinsam mit Datenscouts und Datenexperten haben wir uns die einzelnen Mannschaftsteile angeschaut. Teil I: Abwehr.
Dass Leart Paqarada das Kölner Idol Jonas Hector nicht eins-zu-eins ersetzen kann, war den Kölner Verantwortlichen bei der Verpflichtung klar. Doch welche Rolle spielt der Neuzugang? Wer sollte in der Abwehrzentrale spielen und wie steht es um die rechte Abwehrseite? Wir haben Datenexperten gefragt. Hier ist die Kaderanalyse: So schätzen Datenscouts die Kölner Abwehr ein.
Steffen Baumgart ließ den Worten der Kölner Verantwortlichen Taten folgen. Diese hatten schon vor dem Trainingslager angedeutet, dass es durchaus eine Möglichkeit sei, Meiko Wäschenbach auf der rechten Verteidigerposition zu testen. Nach wie vor ist diese Position die Sollbruchstelle in der Kölner Kaderplanung und ihr gehört die höchste Priorität. Das zeigt der Blick auf den Kader.
Kölner Innenverteidigung ist gut aufgestellt
Aktuell starten die Kölner mit neun nominellen Abwehrspielern in die neue Saison. Der FC selbst gibt dabei von den Youngstern zurzeit nur Elias Bakatukanda im Profikader an. Mit dem 19-Jährigen sowie Jeff Chabot, Timo Hübers, Luca Kilian und Nikola Soldo verfügt der FC über insgesamt fünf Innenverteidiger. Dazu kommen die drei Linksverteidiger Leart Paqarada, Kristian Pedersen sowie Noah Katterbach und ein Rechtsverteidiger mit Benno Schmitz. Schon dieser erste Überblick offenbart die wohl größte Schwachstelle der Kölner: Auf der rechten Seite darf bei Benno Schmitz aktuell nichts anbrennen.
Und im Abwehrzentrum? „Der FC verfügt im Grunde nur über Balleroberer und über keinen spielenden Innenverteidiger“, sagt Dustin Böttger, CEO und Datenexperte von Global Soccer Network. Das Unternehmen berechnet anhand von mehr als 15.000 Leistungsparametern den GSN-Index, im Grunde also die Qualität von mehr als 500.000 Profis und unterstützt damit internationale Topklubs wie PSG oder Chelsea auf der Suche nach neuen Spielern. „Am ehesten passt noch Timo Hübers in diese Rolle“, so Böttger. Der Innenverteidiger dürfte gemeinsam mit Jeff Chabot erneut die Abwehrzentrale bilden. Zumal Sportdirektor Christian Keller erst kürzlich mehr Verantwortung von dem 27-Jährigen forderte.
Geht man jedoch nach den reinen Daten, sollte sich das Duo anders zusammensetzen. So kommt Hübers aktuell auf einen GSN-Index von 67.52 und ein Potenzial von 68.62. Jeff Chabot liegt aktuell bei 69.52 und könnte 75.7 erreichen – er gehört damit in die Kategorie „internationale Klasse“. Auf Rang zwei folgt nach den Algorithmen aber Luca Kilian. Der 23-Jährige liegt bei 70.5 und könnte 74.54 erreichen. Zwar fließen in die Berechnungen auch sogenannte weiche Daten wie zum Beispiel die frühere Ausbildung der Spieler ein, es handelt sich aber um reine Daten, die natürlich nicht alle Unwägbarkeiten mit einbeziehen können. Zumal die Spieler untereinander auch harmonieren müssen. Die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz. Fakt ist aber: Schon im vergangenen Sommer wies GSN darauf hin, dass in Jeff Chabot das größte Potenzial der Kölner Innenverteidiger steckte, damals spielte die Leihgabe von Genua in der Startelf allerdings so gut wie keine Rolle.
Probleme auf den Außenpositionen?
Insgesamt sind die Kölner in der Innenverteidigung aber gut aufgestellt, da auch Nikola Soldo ein Potenzial von 71.81 aufweist und bei positiver Entwicklung somit ein weiterer Backup wäre. Die Außenverteidigerpositionen sieht der Datenexperte erwartungsgemäß kritischer. Allerdings nicht nur, weil ein Backup für Benno Schmitz fehlt. Auch auf der linken Seite sieht Böttger Probleme. So ist aktuell Paqarada mit einem Wert von 62.4 der stärkste Linksverteidiger der Kölner, kommt aber auch „nur“ auf ein Potenzial von 63.23. Deutlich stärker könnte sich Noah Katterbach entwickeln. Das Kölner Eigengewächs arbeitet an der Rückkehr nach seinem Kreuzbandriss und wird nach wie vor mit einem festen Wechsel zum HSV in Verbindung gebracht. Das Potenzial des Abwehrspielers liegt bei 75.72, er würde damit ebenfalls der Kategorie „internationale Klasse“ angehören.
Paqarada hat auf den Außenpositionen zwar die Nase vorn, aber: „Er ist mit seiner Spielweise eigentlich prädestiniert für eine Dreierkette“, so Böttger. „Es stellt sich die Frage, wie man Paqarada gewinnbringend in dem von Baumgart bevorzugten 4-2-3-1-System unterbringt. Eine Möglichkeit wäre eine deutlich offensivere Auslegung auf der linken Seite. Dann müsste Benno Schmitz bei Ballverlust auf der rechten Seite auf Höhe der Innenverteidigung bleiben.“ GSN würde die Viererkette nach den reinen Daten also aktuell so aufstellen: Paqarada – Kilian – Chabot – Schmitz. Je nach Neuverpflichtung eines Rechtsverteidigers und dem Umgang mit der Personalie Katterbach würde sich die Viererkette aber noch ändern.
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