Innerhalb weniger Monate hatte es Steffen Baumgart beim 1. FC Köln zum Kulttrainer geschafft. Auch Dank seiner markigen Aussagen. In der vergangenen Woche nahm der Coach seinen Hut. Bleiben werden die besten Sprüche von Steffen Baumgart.
Dass der 1. FC Köln mit Steffen Baumgart einen besonders emotionalen Trainer verpflichten würde, hatte vor zweieinhalb Jahren nicht wirklich überrascht. Dass es der Trainer innerhalb weniger Monate aber zu einer Kultfigur rund um das Geißbockheim schaffen würde, damit hatten nach der schweren Saison zuvor wohl nur wenige gerechnet. Neben dem sportlichen Erfolg sorgte der Kölner Coach vor allem mit seinen launigen und markigen Aussagen immer wieder für Unterhaltung. Vergangene Woche trennten sich nach der anhaltenden Krisen die Wege des Trainers und vom 1. FC Köln. Nach zweieinhalb Jahren kehrte der Coach dem FC den Rücken. Ob kleiner Gemeinheiten gegen die Konkurrenz, Schlagfertigkeit gegenüber der Presse oder den Spielern – das sind die besten Sprüche von Steffen Baumgart.
Steffen Baumgart kam 2021 vom SC Paderborn zum 1. FC Köln. Der 52-Jährige wurde in Rostock geboren. Er spielte in seiner aktiven Karriere unter anderem für Hansa Rostock, den VfL Wolfsburg, Energie Cottbus und Union Berlin. Als Trainer war er vor allem beim SC Paderborn sehr erfolgreich. Nach zweieinhalb Jahren endete im Dezember 2023 die Zusammenarbeit zwischen Baumgart und dem 1. FC Köln. Nun ist der 52-Jährige Trainer des Hamburger SV.
Sechs Spieler hat der 1. FC Köln in diesem Sommer bislang verpflichtet und zumindest personell die bisherigen Abgänge kompensiert. Für einige Transfers ist die Kölner Führung jedoch kritisiert worden.
Unmittelbar nachdem der internationale Sportgerichtshof die Transfersperre gegen den 1. FC Köln ausgesetzt hat, haben die Geißböcke einen Schnellstart auf dem Transfermarkt hingelegt. Mit Leart Paqarada, Jonas Nickisch, Jacob Christensen und Luca Waldschmidt hatten die Kölner schon Mitte Juni vier Neuzugänge präsentiert. In der vergangenen Woche folgten dann Philipp Pentke und Rasmus Carstensen, um die letzten beiden vakanten Positionen ausfüllen. Doch gerade über die jüngsten Transfers wurde in den Sozialen Medien viel diskutiert. Zehn Spieler haben die Kölner mittlerweile abgegeben. So fällt die bisherige Transferbilanz des FC aus.
Die Ausgangslage hätte für die Kölner Verantwortlichen in Sachen Transfermarkt wohl kaum schlechter sein können. Mit Jonas Hector und Ellyes Skhiri kündigten noch in der vergangenen Spielzeit zwei Leistungsträger frühzeitig ihren Abschied von den Geißböcken an. Leistungsträger, die sowohl sportlich als auch vom Standing innerhalb der Mannschaft für einen Klub wie den FC einfach nicht zu ersetzen sind. Seit seinem Amtsantritt betonte Sportdirektor Christian Keller gleich mehrfach, dass der FC eben nicht ins höchste Regalfach des Transfer-Shops würde greifen könne. Zumindest für einen adäquaten Skhiri-eins-zu-eins-Ersatz ist das oberste Regalfach aber genau das richtige. Dennoch ist die Erwartungshaltung der Kölner Anhänger eine große, zumal die Kölner Verantwortlichen diese auch unterstützten, in dem sie einen routinierten Sechser in Aussicht stellten. Parallel zu den drohenden Abschieden verhängte die Fifa ihre Transfersperre gegen den FC. Ob berechtigt oder nicht, die Kölner, die zu diesem Zeitpunkt schon einige Gespräche geführt hatten, wurden mehr als unsanft ausgebremst. Ob neben dem Hollerbach-Deal weitere Transfers platzten, ist nicht bekannt.
Paqarada und Waldschmidt können kurzfristig helfen
Dennoch verpflichteten die Geißböcke vier Spieler noch im Juni, zwei weitere folgten sechs Wochen später im August. Der FC hat dadurch die Lücken geschlossen, die der Klub selbst ausgemacht hat und die die Abgänge von Timo Horn, Jonas Urbig, Kingsley Schindler, Ondrej Duda und eben Skhiri sowie Hector gerissen haben. Einzig auf der Position des Außenbahnspielers sehen die Kölner noch Bedarf, ein Transfer sei aber kein Muss, betonte Christian Keller zuletzt. Zumindest personell hat der FC die Abgänge also kompensiert. Ein sportlicher Aderlass ist jedoch nicht von der Hand zu weisen. Die Qualitäten eines Ellyes Skhiri hat Jacob Christensen nicht. Muss er aber vielleicht auch nicht. Der junge Däne ist ein anderer Spielertyp, soll laut den Kölner Verantwortlichen Skhiri gar nicht Eins-zu-eins ersetzen und dem 22-Jährigen wird ein hohes Potenzial nachgesagt. Vorerst werden wohl Dejan Ljubicic, Mathias Olesen oder Denis Huseinbasic, wie in der Generalprobe gegen Nantes, neben Eric Martel spielen. Mittelfristig soll der Neuzugang in eine ähnliche Rolle hineinwachsen.
Kurzfristige Hilfe versprechen Leart Paqarada und Luca Waldschmidt. Paqarada wird Jonas Hector ebenfalls nicht ersetzen können. Der Linksverteidiger spielte eine überragende Zweitliga-Saison, überzeugte in nahezu allen relevanten Statistiken. Auch er weiß, dass in der Bundesliga eine andere Luft weht. Und: Paqarada ist ein anderer Verteidiger-Typ als Hector, deutlich offensiver ausgerichtet und zuletzt in einer Dreierkette beheimatet. Der Offensivdrang dürfte dem Kölner Spiel entgegen kommen, allerdings birgt er Gefahren im Umschaltspiel. Mit Luca Waldschmidt ist den Kölnern ein Transfercoup gelungen – zumindest ist der Eindruck nach den Testspielen mehr als nur vielversprechend. Waldschmidt belebt die Offensive, harmoniert mit Davie Selke und Mark Uth und ist selbst torgefährlich. An dem Offensivspieler führt aktuell kein Weg vorbei. Alleine durch den ehemaligen Nationalspieler ist die Qualität in der Offensive um ein Vielfaches gestiegen.
Carstensen überzeugt bislang
Mit Jonas Nickisch und Philipp Pentke haben die Kölner zudem zwei Torhüter verpflichtet, die am Ende der Saison nach aller Regel kein Pflichtspiel bei den Profis absolviert haben. Das ist zumindest der Plan. Nickisch soll sich entwickeln, Pentke den Platz auf der Bank einnehmen. Gerade über Pentke wurde viel diskutiert. Tatsache ist: Der Keeper hat seine Sache im Testspiel gegen Ajax gut gemacht. Dennoch ist seine Rolle klar definiert. Auch über Rasmus Carstensen wurde vor dem Transfer viel diskutiert. Der Däne hatte bei Genk so gut wie gar nicht gespielt, allerdings auch starke Konkurrenz vor der Nase. Die Skepsis hat sich bereits nach den ersten Eindrücken gelegt. Nun wird dem 22-Jährigen sogar zugetraut, Benno Schmitz schon bald zu beerben. Carstensen agiert deutlich offensiver als Schmitz, ist extrem schnell und sorgt über die Außen in der Offensive für Gefahr. Das Potenzial zur Startelf hat auch er. Das zeigen auch die Zahlen der Datenscouts von Global Soccer Network, die Carstensen schon jetzt vor Schmitz einordnen und dem Dänen eine Entwicklung zur internationalen Klasse prognostizieren – genauso wie seinem Landsmann Christensen.
Wenige Ausgaben, aber der Kaderwert des FC ist deutlich gesunken
Abgesehen von den 2,5 Millionen Euro, die der FC für Jeff Chabot überwiesen hat, haben die Kölner Verantwortlichen keine Ablöse für die Neuverpflichtungen bezahlt. Die Leihen von Luca Waldschmidt und Rasmus Carstensen könnten einen Kauf mit sich ziehen. Die Kaufoption von Waldschmidt würde den FC vier Millionen Euro kosten, die von Carstensen dem Vernehmen nach 1,5 Millionen Euro. Etwa die gleiche Summe gaben die Kölner im vergangenen Sommer für die sieben damaligen Neuzugänge aus, exklusive der 2 Millionen Euro, die der FC für Luca Kilian als Kaufoption bezahlt hat. Mit Linton Maina und Eric Martel haben sich damals zwei Akteure zu Stammspielern entwickelt. Mit Waldschmidt und Paqarada wären es aktuell ebenfalls zwei. Wirtschaftlich ist der FC also kein großes Risiko eingegangen und scheint einen weiteren Schritt Richtung Entwicklungsklub zu gehen.
Das Online-Portal Gool.ai berechnet die Marktwerte der sechs Neuzugänge auf aktuell rund neun Millionen Euro (alleine durch den Wechsel zum FC dürften sie je nach Spieler noch steigen). Das Portal bewertet die Spieler einzig nach ihren Leistungsparametern und vergleicht sie mit rund 90.000 Fußballprofis. Der Marktwert ist also rein objektiv und wird nach jedem Spiel aktualisiert. Die KI hinter dem Portal berechnet auch eine mögliche Entwicklung. Bei den beiden Dänen sieht Gool.ai ein großes Entwicklungspotenzial. So liegt der Marktwert von Carstensen aktuell bei 1.25 Millionen Euro, laut Prognose wird er sich bis zum kommenden Sommer verdoppeln. Der von Christensen liegt bei rund einer Millionen, hier berechnet die KI den dreifachen Wert. Die Kaufoption für Carstensen würde demnach also Sinn machen. Insgesamt hat der Kader allerdings an Wert verloren. Aktuell liegt der Kaderwert der Kölner laut des Portals bei rund 70 Millionen, zum Ende der vergangenen Saison lag er noch bei nahezu 90 Millionen Euro.
Muss der FC noch einmal nachbessern?
Neben den festen Abgängen hat der FC mittlerweile vier Spieler verliehen. Spieler, von denen sich der FC mittelfristig viel verspricht. Die Spieler sollen sich in ihrem neuen Klub durchsetzen, viel spielen und definitiv weiterentwickeln – sportlich, aber auch wirtschaftlich. Möglicherweise wird der FC noch weitere Spieler verleihen. Ob die Kölner auf dem Transfermarkt noch einmal nachlegen, hängt auch von weiteren Abgängen ab. So deutet sich ein Abschied von Nikola Soldo an. Der Innenverteidiger kommt beim FC auf keinen grünen Zweig. Sollte der junge Kroate den FC wirklich verlassen, brauchen die Geißböcke einen weiteren Innenverteidiger. Denn auch Luca Kilian kommt bislang nicht so recht in Fahrt und Elia Bakatukanda ist noch nicht so weit. Ähnlich würde es sich aber auch bei einem Abgang von Kristian Pedersen verhalten. Die offensive Außenbahn ist als mögliche Stellschraube von den Verantwortlichen bereits benannt. Zudem werden die Kölner Verantwortlichen die Transfersperre weiter im Kopf haben. Je nach Ausgang der Verhandlung im Spätsommer, wird der FC seinen Kader im Winter nicht nachbessern können. Nun haben die Geißböcke noch drei Wochen bis zum Deadline Day Zeit.
Das sagt Christian Keller zu Pentke, Carstensen und Pedersen
Simon Bartsch
Am Dienstagmorgen hat der FC die Verpflichtung von Philipp Pentke bekannt gegeben. Am Rande des Trainings äußerte sich der Sportdirektor Christian Keller zu der neuen Nummer zwei, aber auch zu Rasmus Carstensen und Kristian Pedersen.
Die Meldung von der Verpflichtung von Philipp Pentke als neue Nummer zwei kam nicht mehr überraschend. Lange hatten die Kölner vergeblich nach einem Ersatz für Timo Horn gesucht. Am Rande des Trainings am Dienstag sprach Keller über die Neuverpflichtung. Und noch mehr: Das sagt Christian Keller zu Pentke, Carstensen und Pedersen.
Bild: Herbert Bucco
Die Verpflichtung von Philipp Pentke kam für die Fans nicht mehr überraschend. Zu schwer hatten sich die Kölner Verantwortlichen die Suche nach einer neuen Nummer zwei gemacht. „Wir wussten, dass die Nummer zwei vakant ist, ab dem Moment, in dem uns Timo gesagt hat, dass er wieder spielen will und nach einer Einserposition strebt, die wir ihm nicht geben konnten. Dann hatten wir die Phase der Transfersperre, in der wir auch absehen mussten, wie es mit Jonas weitergeht“, erklärte Christian Keller am Dienstag. „Nachdem diese aufgehoben war, war uns klar, dass diese strategische Kaderplanung nochmal höher zu bewerten ist, wie eine kurzfristige Sicht. Wir wollten Jonas weiterfordern und fördern und haben ihn verliehen. Erst ab da konnten wir verbindliche Gespräche führen. Das haben wir getan“, so der Sportdirektor weiter. „Da waren Kandidaten dabei, von denen wir der Meinung waren, die seien nicht passfähig. Da waren aber auch Kandidaten dabei, die sich mit unserem Szenario nicht anfreunden wollten.“
So sagte unter anderem Tomas Vaclik den Kölnern ab, der vom Anforderungsprofil gepasst hätte. Der tschechische Nationalkeeper konnte sich aber offenbar nicht mit der Position der Nummer zwei anfreunden. Vielleicht auch, weil er noch mit der Teilnahme an der EM 2024 liebäugelt. So fiel die Wahl nun doch auf den Keeper, der zuletzt auch am Trainingslager teilgenommen hatte. „Wir haben am Anfang nicht zwingend an den Philipp Pentke gedacht. Da haben wir uns andere Spieler angeschaut“, so der Sportdirektor. „Wir waren aber nach den Trainingseindrücken, die der Philipp hinterlassen hat, der Meinung, dass wie keine weiteren Spieler mehr angucken müssen, weil er es einfach so gut gemacht hat. Es war schon ein Gedanke, ob ein 38-Jähriger diese Trainingsintensität gehen kann, die wir gehen möchte. Das kann er.“ Am Sonntag habe Keller dann das Gespräch mit Pentke gesucht.
Keller bestätigt Carstensen-Kontakt
Auch auf der Position des Rechtsverteidigers will der FC bekanntlich nochmal nachlegen. Der Sportdirektor bestätigte, dass es – wie berichtet – Gespräche mit Rasmus Carstensen gäbe. „Das ist ein Spieler, mit dem wir uns beschäftigen. Wir sind von einer Unterschrift aber noch ein stückweit entfernt“, so Keller. „Das ist aber nicht der einzige, mit dem wir uns beschäftigen. Zu so einer Unterschrift gehören, wenn der Spieler noch unter Vertrag steht, am Ende drei Parteien.“ Dennoch scheint es schon bald eine Lösung auf der vakanten Position zu geben. „Ich gehe davon aus, dass wir uns bei dem Rechtsverteidiger auf die Zielgerade bewegen können.“
Wird es weitere Transfers beim FC geben?
Ob der FC darüber hinaus einen weiteren Transfer tätigen will, ließ der Sportdirektor offen. „Ich will nicht ausschließen, dass jetzt gar nichts mehr passiert. Aber wir wissen ja, wie es läuft. Jetzt werden die Plätze vergeben werden und dann denkt der ein oder andere nochmal nach“, sagte Keller. „Vielleicht gibt es einen Spieler, der sich in der Pole Position sieht und merkt, er ist vielleicht doch nicht mehr in der Pole Position.“ Wie schon in der vergangenen Saison sind die Kölner Verantwortlichen in diesem Fall bereit zu Gesprächen. „Dann kann es vielleicht zu einem Abgang kommen, den wir momentan nicht sehen. Stand jetzt werden wir keinen Spieler abgeben.“ So waren zuletzt Gerüchte um Kristian Pedersen aufgetaucht. „Ich wunder mich, dass in Wales jemand erzählt, ein Spieler kommt zum Medizincheck, obwohl es noch nicht einmal einen Kontakt mit uns gegeben hat“, so Keller. „Ich kann aber auch nicht ausschließen, dass sich der betreffende Klub bei mir meldet. Vielleicht haben sie gedacht, die würden ihn verpflichten und haben es nicht geschafft, mich anzurufen.“
Pedersen kam in der vergangenen Saison nicht über die Rolle des Jokers hinter Jonas Hector hinaus. „Es war klar anmoderiert, dass er einen Spieler vor sich hat, der kaum zu verdrängen ist. Er wusste, dass die Spielzeit überschaubar ist. Er hat, wenn er reinkam, seine Aufgabe solide erfüllt und hat die Chance, sich in einem Dreikampf, den ich momentan sehe, durchzusetzen. Ob er das hinkriegt, wird er zeigen“, so Keller. Nach wie vor schaut sich der FC aber auch nach einem Offensivspieler um, allerdings nicht mit höchster Priorität. „Ich habe ja schon mal gesagt, dass ein Spieler für rechts oder links vorne mit viel Geschwindigkeit und viel Tiefgang keine schlechte Ergänzung für den Kader wäre, ohne dass wir ihn unbedingt bräuchten“, so Keller. „Man kann aber auch nicht ausschließen, dass dir eine Option vor die Füße fällt, von der du gedacht hast, dass sie eigentlich nicht realisierbar ist.“
Kommentierende Analyse: Ist Transfer-Kritik angebracht?
Simon Bartsch
Noch im Juni kündigte Christian Keller einige wichtige Transfers an. Nun schlägt der Sportdirektor in Teilen einen anderen Ton an. Zumindest in der Wahrnehmung gibt es eine gewisse Diskrepanz.
Im Anschluss an die Trainingseinheit am Montag erklärte FC-Sportdirektor Christian Keller, auf welchen Positionen der FC noch nachbessern möchte. Köln wird keinen gestandenen Sechser verpflichten und auch auf der offensiven Außenbahn nur eventuell noch einmal tätig werden. Diese Aussagen führten bei vielen Fans zu Irritationen. Eine kommentierende Analyse: Ist Transfer-Kritik angebracht?
Bild: Herbert Bucco
Die Bilanz der Zugänge beim 1. FC Köln konnte sich Mitte Juni wahrlich sehen lassen. Mir Leart Paqarada haben die Kölner laut Trainer Steffen Baumgart den besten Linksverteidiger der 2. Bundesliga verpflichtet, mit Luca Waldschmidt einen ehemaligen Nationalspieler und mit Jacob Christensen einen vielversprechenden Youngster, dem ein großes Potenzial und das Interesse europäischer Topklubs nachgesagt werden. Dazu kommt mit Jonas Nickisch noch ein talentierter Torhüter, der den Kader erweitert. Christian Keller hatte zuvor die Suche nach den Transfers definiert. Unter anderem wolle man versuchen, für die Sechs „einen Spieler zu holen, der direkt gutes Bundesliga-Niveau spielen kann“, sagte der Sportdirektor damals dem „Express“. Daran arbeite man. Zudem suche der FC einen zweiten Torwart und einen Rechtsverteidiger. „Dazu in der Offensive sicherlich noch einen Spieler, der im Idealfall als zweite Spitze und Zehner spielen kann, sowie eine Alternative für die offensive Außenbahn.“
Vier Wochen später ist der Motor deutlich ins Stocken geraten und zwischen den damaligen Worten und den aktuellen liegt eine gewisse Diskrepanz. So betonte Keller am vergangenen Montag, man werde keinen weiteren Sechser verpflichten und auch auf der offensiven Außenbahn ist ein Neuzugang kein Muss mehr. Die Suche nach einem Rechtsverteidiger und einem zweiten Torhüter steht noch auf der Agenda, gestaltet sich aber schwierig. Beide Transfers sind für die Breite des Kaders, nicht zur Qualitäts-Steigerung der Stammelf gedacht. Ist diese trotz der Abgänge von Jonas Hector und Ellyes Skhiri also bundesligatauglich? Wie groß die Diskrepanz zwischen Kellers Aussagen wirklich ist, ist sicherlich Auslegungssache. Es ranken sich jedenfalls zahlreiche Spekulationen um den stotternden Transfermotor – irgendwo zwischen einem wilden Gepokere und enttäuschenden Absagen.
Christensen bringt bereits viel Erfahrung mit
Fakt ist: Der FC hat einen namhaften Spieler verpflichtet, „der zweite Spitze oder Zehn spielen kann“. Die Lücke auf der linken Verteidigerposition ist so gut es geht geschlossen, für die Sechs hat man auch einen Spieler verpflichtet. Ob Christensen direkt „gutes Bundesliga-Niveau“ spielen kann, ist offen, vielleicht sogar fraglich. Die Antwort wird es in der Vorbereitung, den Testspielen, möglicherweise auch erst während der Saison geben. Dennoch haben die Kölner zunächst einmal die Lücken geschlossen, die in einer vermeintlichen Startelf entstanden sind. Dass Christensen einen Ellyes Skhiri nicht eins-zu-eins ersetzen wird, steht außer Frage, ist aber auch nicht so vorgesehen und zumindest in der Bundesliga für einen Verein wie den FC nicht machbar. All diejenigen, die sich eine Rückkehr von Jens Castrop oder mehr Einsatzzeit für diverse Youngster wünschen, sollten sich auf der anderen Seite freuen, dass der FC den Schritt mit dem durchaus erfahrenen Christensen geht, ihn entwickeln will, anstatt nur auf Erfahrung ohne Potenzial zu setzen.
Christensen ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Der Mittelfeldspieler ist seit fünf Jahren Profi, bestritt in dieser Zeit schon mehr als 150 Pflichtspiele für Nordsjaelland. Sicherlich ist die dänische Liga nicht mit der Bundesliga zu vergleichen, dennoch weist Christensen schon jetzt eine beeindruckende Profi-Erfahrung auf. Die mögliche Doppelsechs mit Eric Martel würde gemeinsam auf rund 250 Profi-Pflichtspiele kommen. Martel hat sich neben Skhiri in der vergangenen Saison zu einem wahren Leistungsträger entwickelt. Das ist auch Christensen durchaus zuzutrauen.
Das große Potenzial sehen auch die Datenexperten von Global Soccer Network. Das Unternehmen analysiert anhand von bis zu 15.000 Daten pro Akteur sowie Algorithmen mehr als 500.000 Fußballspieler weltweit und berät mit dem GSN-Index europäische Spitzenclubs wie Paris St. Germain oder Chelsea bei Transfer-Entscheidungen und Spieler-Beurteilungen. Der Index von Christensen liegt aktuell bei 70.65. Er gehört damit jetzt schon der Kategorie „internationale Klasse“ an. GSN berechnet sogar noch Potenzial. Demnach kann Christensen sogar auf einen Wert von 78.56 kommen. Bei Skhiri liegt das Potenzial bei 73.24, also deutlich niedriger. Für die Doppelsechs zählt Keller mit eben Christensen und Martel sowie Denis Huseinbasic, Dejan Ljubicic und Mathias Olesen insgesamt fünf Akteure für zwei Positionen auf.
Viel Angebot für die Offensivpositionen
Trotz der Absage von Benedict Hollerbach, sieht der FC auch auf der Außenbahn aktuell keinen zwingenden Handlungsbedarf. Sollte sich die Chance bieten, werden die Geißböcke sicherlich zuschlagen. Dass das aber kein Muss ist und der FC ohne Kopfzerbrechen in die neue Saison starten kann, ist anhand der aktuellen Personalsituation nachvollziehbar. Bleibt Baumgart bei der Viererkette und der Doppelsechs, gibt es in der Offensive genau vier „freie“ Plätze. Keller sprach davon, dass er sich gut vorstellen könne, dass Florian Kainz und Luca Waldschmidt gemeinsam auf dem Platz stünden. Tatsächlich hat auch schon Waldschmidt schon auf der rechten Seite gespielt. Dazu kommen noch weitere potenzielle Stammplatz-Akteure wie Mark Uth (wenn er denn rechtzeitig fit wird), Linton Maina, Davie Selke und Dejan Ljubicic.
Auch Jan Thielmann dürfte nach seiner Genesung im Herbst wieder ein potenzieller Kandidat sein. Und Spieler wie Steffen Tigges, aber auch Dimitrios Limnios fehlen in dieser Aufzählung. Wenn man so will, hat der FC durch den zurückkehrenden Uth und die Neuverpflichtung Waldschmidt zwei Offensiv-Optionen dazu bekommen – wenn man Sebastian Andersson mit keiner und Tim Lemperle mit wenig Einsatzzeit ausklammert.
Die Transferphase ist noch sehr jung, es kann noch viel passieren. Natürlich würde ein weiterer schneller Offensivspieler wie Linton Maina dem Team gut tun, es variabler machen, genauso wie ein gestandener Sechser dem FC mehr Stabilität, sicherlich mehr Routine verleiht. Ein breiterer Kader würde vermutlich auch die Kölner Verantwortlichen ruhiger schlafen lassen. Denn Fakt ist, alle Rechnereien, all das Rumgeschiebe geht nur auf, wenn es keine weiteren langfristigen Ausfälle gibt. Das ganze Gebilde kann funktionieren, steht aber auf sehr wackeligen Beinen. Unterm Strich werden die Kölner Verantwortlichen schon genau sondieren, wo sie zuschlagen können, wo sie zuschlagen müssen. Sie haben auch noch sechs Wochen Zeit dazu – der Transfermarkt schließt am 1. September. Und wenn sie es nicht tun, wird das wiederum gute Gründe haben.
Mit der ersten Trainingseinheit vor rund 800 Fans ist der 1. FC Köln in die Saisonvorbereitung gestartet. Im Anschluss an die Einheit äußerte sich Christian Keller zu möglichen Transfers, aber auch zu Mark Uth und Justin Diehl.
Fast zwei Stunden dauerte die erste Einheit, mit der der FC in die Vorbereitung auf die kommende Saison gestartet ist. Zwar fehlten noch einige Spieler, doch die sollen im Laufe der kommenden beiden Wochen ins Training einsteigen. Im Anschluss an die Einheit gab der Sportdirektor Interviews. Das sagt Christian Keller zu möglichen Transfers.
Bild: Herbert Bucco
Nach zwei schweißtreibenden Stunden stand für die Kölner Spieler noch eine besonders lange Extra-Runde am Montagmittag auf dem Programm. Die Kölner Akteure gaben den wartenden Fans bereitwillig Autogramme. Viele Autogramme. Dabei war der Kader alles andere als komplett. Die Nationalspieler greifen erst später ins Training ein, dazu kommen einige verletzte Akteure, die ebenfalls noch nicht dabei sind. Und: die Kölner Verantwortlichen fahnden weiterhin nach Neuzugängen. „Wir suchen nach wie vor einen weiteren Rechtsverteidiger, wir suchen einen zweiten Torhüter um das Torwart-Quartett zu komplettieren und wir suchen noch nach einem Spieler links oder rechts vorne. Wobei das aber am wenigsten relevant ist“, sagte Christian Keller.
Am wenigsten relevant, weil der Sportdirektor sein Team auf der Position eigentlich gut aufgestellt sieht. Und das, obwohl bei den Verhandlungen mit Hollerbach schon früh ziemlich viel klar war. „Wir haben mit Benedict sehr, sehr früh gesprochen. Er hat uns auch sehr, sehr früh ein Commitment abgegeben, aber wir konnten nicht Ja sagen“, so Keller. Denn die – mittlerweile ausgesetzte – Fifa-Sperre machte dem FC einen Strich durch die Rechnung. „Zu dem Zeitpunkt, zu dem er es unbedingt machen wollte, konnten wir leider nicht seine ausgestreckte Hand annehmen.“ Zwar sucht der FC weiterhin nach einem Spieler für diese Position, wirklich dringend scheint der Bedarf aber nicht mehr zu sein. „Mir fallen jede Menge Spieler ein, die die Achterposition, wie wir die Flügelposition bezeichnen, spielen können. Wir haben Flo Kainz, der die Position in der vergangenen Spielzeit lange gespielt hat. Linton Maina kann es spielen, Luca Waldschmidt kann es spielen“, so Keller. „Ich gehe davon aus, dass beide (Kainz und Waldschmidt, Anm. d. Red) gute Chancen haben, gemeinsam auf dem Platz zu stehen.“
FC sucht keinen Sechser mehr
Panik oder Sorge sieht anders aus. „Das gute an der Offensive ist, dass wir mehrere Spieler haben, die auf mehreren Positionen spielen können“, so Keller, der auch klar machte, dass es keine weitere Verpflichtung für das defensive Mittelfeld geben wird. „Wir haben viele Spieler, die im Zentrum spielen können“, so Keller. Neben Eric Martel, Denis Huseinbasic, Dejan Ljubicic und Mathias Olesen, haben die Kölner mit Jacob Christensen einen weiteren vielversprechenden Akteur für das Zentrum verpflichtet. „Das sind fünf Spieler. Ich gehe davon aus, dass zwei von denen auch in der Lage sind, regelmäßig zu spielen.“
Ein gefühlter Neuzugang wird wohl Mark Uth werden. Der Offensivspieler trainierte zwar nach dem gemeinsamen Aufwärmen individuell, doch die Chancen stehen gut, dass Uth noch in der Vorbereitung wieder mit der Mannschaft trainieren wird. „Mark kann sich beschwerdefrei bewegen, kann wieder viel machen. Wir sind in der Aufbauphase. Wir gehen davon aus, dass er nächste Woche wieder das ein oder andere mit der Mannschaft machen kann und spätestens nach dem Trainingslager wieder voll einstiegen wird“, so Keller, vorausgesetzt Uth bleibe beschwerdefrei.
Keller äußerte sich auch noch einmal zu der Causa Justin Diehl, betonte, dass man dem Spieler kein Angebot unterbreitet habe. „Wir haben nach einem gemeinsamen sportlichen Weg gesucht. Justin hat uns leider mitgeteilt, dass er seinen Weg woanders sieht“, so Keller, der noch einmal das große Talent des Spielers hervorhob. „Wir haben aber noch mehr große Talente“, sagte Keller.
Mit den Leistungstests an diesem Wochenende startet der FC in die neue Saison. Am Rande der Diagnostik äußerte sich Steffen Baumgart unter anderem zu seinen Neuzugängen Luca Waldschmidt und Jacob Christensen. Aber auch zur Personalie Kingsley Schindler.
Steffen Baumgart war sichtbar gut gelaunt, als er am Freitagvormittag am Geißbockheim aufschlug. „Meine Akkus sind schon lange wieder aufgeladen. Ich habe einen sehr schönen Urlaub gehabt“, sagte der Kölner Trainer. Während die ersten Spieler bei den Leistungstests schwitzten, äußerte sich der Coach auch zu seinen Neuzugängen. Das sagt Steffen Baumgart zur Kadersituation.
Bild: Herbert Bucco
Vor allem der Abgang von Ellyes Skhiri hat die Fans in den vergangenen Tagen bis Wochen beschäftigt. Für die Sechser-Position haben die Geißböcke Jacob Christensen verpflichtet. „Wir haben ihn ja nicht als Ersatz für Skhiri geholt, wir wollen ihn entwickeln“, sagte der Kölner Coach. „Wir haben Dejan, Denis und Mathias auf der Sechs. Die haben sich alle in der vergangenen Saison entwickelt. Wir sind davon überzeugt, dass die Jungs, die wir geholt haben, uns auf lange Sicht besser machen. Als vor vier Jahren Flaco gekommen ist, haben auch nicht alle ,Hurra‘ geschrien. Viele kannten ihn gar nicht.“ Jetzt ist Skhiri ablösefrei nach Frankfurt gewechselt, der Marktwert wird auf 15 Millionen Euro geschätzt. „Wir freuen uns, dass der Junge hier ist. Aber nicht als Ersatz für Flaco.“
Luca Waldschmidt wird indes keine große Entwicklung mehr durchmachen. Der Angreifer befand sich zuletzt eher auf Formsuche. „Im Fußball gehört es dazu, dass man mal Phasen hat, in denen mal mehr oder weniger spielt. Man muss sich den Kader in Wolfsburg ja nur mal ansehen. Da ist es nicht selbstverständlich, dass du da spielst“, sagt Baumgart, der dem neuen Angreifer aber auch keine Spielgarantie ausstellt. „Luca kommt aber auch nicht nach Köln und sagt, dass er hier automatisch spielt. Hier musst du dir den Platz auch erkämpfen. Mit ihm sind wir breiter aufgestellt und haben in Zukunft variablere Optionen.“ Zumal Baumgart auch mit Mark Uth schon zum Trainingsauftakt am Montag rechnet. „Wir hoffen, dass wir dadurch im zentralen Bereich noch mehr Lösungen haben, weil unser Spiel sehr auf Flanken ausgelegt ist und wir wissen, wo wir uns verbessern müssen, um mehr Torgefahr zu erzeugen.“
Bei den bisherigen Neuzugängen soll es aber nicht bleiben, der FC will noch einmal nachlegen. „Wir wissen auch, auf welchen Positionen wir noch etwas machen wollen. Wie das im Fußball so ist, gibt es da noch einige Dinge, die gelöst werden müssen. Da setzen wir uns aber zeitlich nicht unter Druck“, sagt der Trainer. „Wir sind gut vorbereitet und hoffen, dass uns das gelingt, was wir uns vornehmen. Eine der wichtigsten Personalien ist die Position des zweiten Torhüters, dazu suchen wir noch für die offensiven Außen und die rechte Außenbahn.“ Zumal Kingsley Schindler den FC wohl wie erwartet verlassen wird. „Wir machen keine Türen zu. Aber im Moment sieht es so aus, dass uns King verlassen wird“, so der Trainer. „Wir beschäftigen uns auf der Position aber auch mit anderen Spielern.“
So hatten sich die Kölner auch mit Benedict Hollerbach beschäftigt, waren sich dem Vernehmen nach mit dem Spieler so gut wie einig. „Wenn Du mit einem Mal die Chance hast, Champions League zu spielen, dann gehen Leute von heute auf morgen. Er hat sich anders entschieden“, so Baumgart. „Schauen wir mal, ob es für ihn persönlich die richte Entscheidung war.“
Von der Regionalliga zur U21-EM: Der Aufstieg von Denis Huseinbasic
Simon Bartsch
Im vergangenen Sommer spielte er noch das Endspiel im Hessenpokal, jetzt reist er mit der deutschen U21 zur EM: Der rasante Aufstieg von Denis Huseinbasic.
Mit einem verdienten 3:1-Erfolg über die Schweiz neigt sich das Trainingslager der U21 in Südtirol dem Ende zu. Genau drei Wochen nach dem Ende der Bundesliga-Spielzeit ist für Denis Huseinbasic noch keine Sommerpause in Sicht. Vor einem guten Jahr gewann der Mittelfeldspieler den Hessenpokal mit Kickers Offenbach, nun steht der Mittelfeldspieler vor seinem ersten großen Turner. Huseinbasic reist am Sonntag mit der deutschen U21 zur Europameisterschaft nach Rumänien und Georgien. Es ist es eine beeindruckende Entwicklung des Profis des 1. FC Köln: Der rasante Aufstieg von Denis Huseinbasic.
Bild: Herbert Bucco
Den 9. Oktober vergangenen Jahres wird Huseinbasic so schnell wohl nicht vergessen. Nach einer guten Stunde wurde der damals 20-Jährige gegen Borussia Mönchengladbach eingewechselt. Das fünfte Profi-Pflichtspiel, der dritte Bundesliga-Einsatz, das erste Derby. Zu diesem Zeitpunkt war die Begegnung wohl schon entschieden. Gladbach führte 3:1, Florian Kainz hatte Gelb-Rot gesehen und Dejan Ljubicic war bereits verletzt ausgewechselt worden – und doch hatte das Spiel für Huseinbasic noch ein absolutes Highlight parat. Der Youngster erzielte sein erstes Pflichtspiel-Tor für die Geißböcke, das die Niederlage allerdings nicht verhindern konnte.
Es wäre doch schön, wenn wir nicht nur eine Sternschnuppe haben.
Steffen Baumgart
Für Huseinbasic war es das erste Profi-Tor, für Christian Keller die Bestätigung seiner Einschätzung: der bisherige Regionalliga-Spieler hat das Zeug zum Bundesliga-Profi. Keller hatte den Youngster noch zu seiner Zeit bei Jahn Regensburg gescoutet. Zur Überraschung des Sportdirektors stand er auch in den Notizbüchern der Kölner Scouts. Die Verpflichtung war also nur noch Formsache, eine günstige dazu. 50.000 Euro soll der FC für den Mittelfeldmann bezahlt haben. Wie sich in der vergangenen Saison herausgestellt hat: ein Schnäppchen. Huseinbasic kommt in 24 Bundesliga-Einsätzen und 777 Spielminuten auf vier Treffer. Ein Jahr zuvor erzielte Huseinbasic in der Regionalliga ebenfalls vier Tore, allerdings bei 33 Einsätzen und 2850 Einsatzminuten.
Eine beeindruckende Leistung. Und doch kam der Youngster gerade im finalen Saisondrittel nur noch als Joker zum Einsatz – nicht ohne Grund: „Der Junge kommt aus der Regionalliga. Und da wäre es doch schön, wenn wir nicht nur eine Sternschnuppe haben, sondern wenn das etwas länger dauert und wir ihn kontinuierlich so aufbauen, dass er ständiges Mitglied der Startelf ist“, sagte Steffen Baumgart. Ein mittelfristiges Ziel, denn aktuell ist die Konkurrenz für Huseinbasic im Mittelfeld groß. Zwar gibt es durch den Abschied von Ellyes Skhiri eine Lücke auf der Sechs, doch die Rolle passt nicht perfekt auf den Youngster und Keller sagte bereits, dass man noch einen erfahrenen defensiven Mittelfeldspieler verpflichten werde. Auf der Acht und oder Zehn hat Huseinbasic mit Dejan Ljubicic und Florian Kainz sowie dann wohl wieder Mark Uth und Luca Waldschmidt ebenfalls Großkaliber vor der Brust.
Dennoch gehört die Zukunft dem Youngster, genauso wie dem verletzten Jan Thielmann oder Eric Martel, den weiteren U21-Nationalspielern. „Sie sind sicherlich noch keine fertigen Bundesligaspieler. Sie können weitere Schritte nach vorne machen“, sagte Keller in der vergangenen Woche dem „Kölner Stadt-Anzeiger„. Tatsächlich hat Huseinbasic seinen Marktwert vervielfacht, ist laut der Online-Plattform gool.ai rund 2,5 Millionen Euro wert. Und der gebürtige Südhesse hat schon Begehrlichkeiten geweckt. Die „Bild“ berichtete im Frühling, dass die Glasgow Rangers genau wie die Celtics Interesse an dem 21-Jährigen haben.
Sollte Huseinbasic bei der EM im Juni einen ähnlichen rasanten Aufstieg erleben wie beim FC, werden sich noch ganz andere Klubs um den Youngster reißen. Am kommenden Donnerstag steht das erste Gruppenspiel gegen Israel auf dem Spielplan (18 Uhr).
In einer Botschaft auf Instagram meldet sich Mark Uth bei den Kölner Fans. Nach einem bescheidenen Jahr hofft der Stürmer auf ein schnelles Comeback.
Die offenbar unmittelbar bevorstehende Verpflichtung von Ex-Nationalspieler Luca Waldschmidt domminierte in den vergangenen Tagen die Schlagzeilen rund um den 1. FC Köln. Dabei gab es aus Kölner Sicht eine ebenso erfreuliche Nachricht eines anderen ehemaligen Nationalspielers: Mark Uth postete am Montag auf Instagram ein Video, in dem er seine Rückkehr ankündigte. Nach einem harten Jahr hofft Mark Uth auf sein baldiges Comeback beim 1. FC Köln.
Bild: Herbert Bucco
Die sportliche Bilanz der vergangenen Saison ist bei Mark Uth schnell erzählt: 182 Spielminuten, fünf Einsätze, ein Tor – eine überschaubare Statistik. Dabei hatte die Spielzeit recht verheißungsvoll angefangen – zumindest für Uth. Beim Pokal-Aus gegen Jahn Regensburg vor etwa einem Jahr hatte der Kölner Angreifer noch für den FC zum zwischenzeitlichen 1:2 getroffen. Es folgte für den Offensivspieler eine besonders schwere Saison. Uth verletzte sich, musste operiert werden. Nach neun Wochen gab der ehemalige Nationalspieler sein Comeback, kam in drei Ligaspielen sowie in der Conference League zu einigen Kurzeinsätzen, bevor er sich einem weiteren Eingriff unterziehen musste.
Was für ein Gefühl, wieder schmerzfrei gegen den Ball zu treten.
Mark Uth
Im Winter kristallisierte sich dann zunehmend heraus, dass für den Offensivspieler die gesamte Saison gelaufen sei. Seit dem Frühling läuft die Reha und die offensichtlich positiv. „1 Jahr Schmerzen, 1 Jahr als Zuschauer auf der Tribüne, 3 Operationen, monatelang Ungewissheit“, schrieb Uth auf Instagram. „Was für ein Gefühl, wieder schmerzfrei gegen den Ball zu treten.“
Auch die Kölner Verantwortlichen dürfte das Comeback freuen, wenn es sie wohl auch vor ein Luxusproblem stellen wird. Denn mit Luca Waldschmidt steht der FC kurz vor der Verpflichtung einer hängenden Spitze. Noch vor wenigen Monaten hatte Steffen Baumgart betont, er suche händeringend einen Zehner. Der Kölner Trainer hatte mit unter anderem Mathias Olesen, Dejan Ljubicic und Denis Huseinbasic zahlreiche Kandidaten getestet, diesen Zehner dann in Florian Kainz gefunden. Damit der FC flexibler ist und Kainz wieder auf die Außenbahn rücken kann, wird nun Waldschmidt verpflichtet. Mit einem gesunden Mark Uth haben die Kölner gleich zwei starke Offensivspieler für diese Position.
Bereits in der vergangenen Woche hatte sich Sportchef Christian Keller positiv über ein mögliches Comeback des gebürtigen Kölner geäußert. „Der Verlauf ist aktuell sehr positiv. Wir gehen schon davon aus, dass Mark im Laufe der Vorbereitung voll ins Training einsteigen kann“, hatte Keller in einer Medienrunde unter anderem dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt. „Er hat wirklich gute Fortschritte gemacht. Jetzt hat er noch ein paar Wochen. Deshalb sind wir sehr positiv gestimmt.“
Das ist auch Uth. „Ich werde alles dafür geben, möglichst schnell wieder ins Mannschaftstraining einzusteigen und freue mich wahnsinnig, schon bald wieder vor euch spielen zu dürfen“, schreibt er weiter auf Instagram. In dem dazugehörigen Video gibt Uth auch eine kleine Kostprobe seines schmerzfreien Kickens.
1. FC Köln: Eric Martel – auf den Spuren von Skhiri
Simon Bartsch
Eric Martel wurde in den vorläufigen Kader für die U21-Europameisterschaft nominiert. Kein Wunder, der 21-Jährige gehört zu den absoluten Leistungsträgern beim 1. FC Köln und: Eric Martel befindet sich bereits auf den Spuren von Skhiri.
Die Fäuste geballt, die Muskeln angespannt, ein lauter Schrei – als Eric Martel vor genau zwei Monaten seinen ersten Bundesliga-Treffer erzielte, konnte er seine Gefühle kaum bändigen. „Das ist der Traum eines jeden Jungen. Da gehen die Emotionen mit einem durch“, erklärte der 21-Jährige nach seinem Tor beim 3:1-Erfolg in Augsburg. Für das Kölner Talent war es sogar mehr als der Debüt-Treffer, Martel zeigte seine Offensivqualitäten, die die FC-Verantwortlichen noch als Defizit ansehen. „Er kann noch offensiver denken und agieren, aber da sieht man schon eine deutliche Entwicklung“, sagte Christian Keller, der Sportdirektor des 1. FC Köln: Eric Martel bewies einmal mehr, dass er sich auf den Spuren von Skhiri befindet.
Bild: Herbert Bucco
Erst vor wenigen Tagen teilte der FC ein Bild von Eric Martel auf den Social-Medien-Kanälen: Es zeigte den Youngster bei einem gemeinsamen Abendessen mit unter anderem Maximilian Schmid. Dazu die Worte „Sommerpause eingeläutet.“ Doch Martels Sommerpause ist nicht von langer Dauer. Der Mittelfeldspieler ist für die U21-Nationalmannschaft für die Europameisterschaft in Rumänien und Georgien (21. Juni bis 8. Juli) nominiert. Am heutigen Samstag bricht das Team zum Trainingslager nach Prad am Stilfserjoch in Südtirol auf. Diese Nominierung kommt nicht überraschend, sie ist folgerichtig. Martel ist seit November 2021 fester Bestandteil der U21, spielte zuvor auch schon in der U20 und U19.
Er hat einen brutalen Sprung hingelegt und ist noch lange nicht fertig“
Christian Keller
Und: Martel kann auf eine sehr gute Spielzeit im deutschen Oberhaus zurückblicken. Obwohl gerade erst 21 Jahre alt geworden, kam der Youngster wettbewerbsübergreifend in 35 Spielen zum Einsatz. Durch seine konsequente Defensivarbeit und eine überragende Laufleistung hat er den Abgang des Kölner Eigengewächses Salih Özcan nahezu vergessen gemacht. Gerade in der zweiten Saisonhälfte hat sich Martel für FC-Trainer Steffen Baumgart zu einem absoluten Leistungsträger entwickelt. Mittelfristig soll Martel in die Fußstapfen von Ellyes Skhiri treten, den er in einem Interview mit der „Kölnischen Rundschau“ als sein Vorbild bezeichnete. „Er hat einen brutalen Sprung hingelegt und ist noch lange nicht fertig“, sagte Christian Keller im Interview dem „Express„.
Skhiri und Martel liegen bei vielen Parametern gleichauf
Laut gool.ai hat der 21-Jährige seinen Marktwert tatsächlich auf 4,7 Millionen Euro gesteigert, liegt damit in der internen Rangliste der wertvollsten FC-Spieler auf Platz sieben. Das Online-Portal prognostiziert dem Mittelfeldspieler einen Marktwert von 7,5 Millionen Euro bis zum Sommer 2025. Damit ist er noch weit von Skhiri und dem für den Tunesier errechneten Marktwert von 15 Millionen Euro entfernt, nach den reinen Zahlen sind Skhiris Fußstapfen für den jungen Bayer aber nicht unerreichbar groß. Im Gegenteil – bei vielen Parametern bewegen sich die beiden Sechser auf Augenhöhe.
Zwar spulte Skhiri insgesamt 115 Kilometer mehr in der Liga ab, doch Martel spielte auch deutlich weniger. Hochgerechnet auf die Kilometer pro 90 Minuten kommt Skhiri auf 12,4 Kilometer, Martel auf 12,38. Der Tunesier absolvierte 19,25 Sprints pro Spiel, der U21-Nationalspieler 18. Skhiri gewann von 272 Zweikämpfen 56 Prozent, Martel von 304 Zweikämpfen 51 Prozent. Tatsächlich gibt es auch zahlreiche Daten, in denen der deutsche Youngster erfolgreicher ist. So brachte Martel 30 Prozent seiner 20 Flanken zum Mitspieler, Skhiri nur 23 Prozent von 13. Auch bei den erfolgreichen tödlichen Pässen und den gewonnen Zweikämpfen unter Druck schneidet der 21-Jährige deutlich besser ab.
Tatsächlich sind es die von Keller angesprochenen offensiven Parameter, die aktuell den großen Unterschied zwischen den beiden Akteuren machen. Skhiri kommt beispielsweise auf 27 Torschussvorlagen, während es bei Martel sieben sind. Der Tunesier war bei 75 Prozent seiner 32 Dribblings erfolgreich, Martel gerade einmal bei 50 Prozent seiner zwölf. Und: Skhiri erzielte sieben Treffer, Martel einen. „Ich muss noch mehr versuchen, Lösungen nach vorne zu suchen und da mutiger spielen. Ich würde mir wünschen, dass mal einer von mir reinfällt“, hatte Martel im März gesagt. Vier Wochen später fiel dann einer rein.
1. FC Köln: Linton Maina – vom Toptalent zum Leistungsträger
Simon Bartsch
Als Linton Maina vor gut einem Jahr als Neuverpflichtung des 1. FC Köln vorgestellt wurde, gab es auch kritische Töne. Doch der 23-Jährige scheint den Durchbruch unter Steffen Baumgart geschafft zu haben. Das zeigen die Daten rund um den 1. FC Köln. Linton Maina – vom Toptalent zum Leistungsträger.
Im Mai vergangenen Jahres verkündete der FC die erste Neuverpflichtung für die folgende Spielzeit: Linton Maina wechselte von Hannover 96 zu den Geißböcken. „Linton ist ein sehr schneller Spieler, der in die Tiefe geht und stark im Eins-gegen-eins ist. Damit bringt er wichtige zusätzliche Offensiv-Elemente in unser Spiel“, sagte Christian Keller damals. Die Euphorie des FC-Sportdirektors teilten nicht alle Kölner Anhänger. Denn das einst hochgelobte Talent hatte bis dato seine Bundesligatauglichkeit noch nicht unter Beweis stellen können. „Unsere Aufgabe wird es sein, ihn so zu entwickeln, dass er sein Potenzial konstant abruft“, sagte Keller. Eine Aufgabe, die die Fans gerade dem Kölner Trainer zutrauten. Und tatsächlich. Unter Steffen Baumgart und beim 1. FC Köln wurde Linton Maina vom Toptalent zum Leistungsträger.
Dass der FC im vergangenen Sommer keine großen Luftsprünge würde machen können, betonten die Kölner Verantwortlichen so gut wie bei jeder Gelegenheit. „Die Verpflichtungen, die wir tätigen, werden in der riesigen FC-Fanlandschaft wahrscheinlich nicht für Begeisterungsstürme sorgen“, sagte Keller damals. Tatsächlich hielt sich die Freude über die Verpflichtung von Maina bei einigen Kölner Fans in Grenzen. Und das nicht ohne Grund. Maina galt in jungen Jahren als vielversprechendes Talent, als wandelbarer Akteur, technisch versiert, auf verschiedenen Positionen einsetzbar. Der gebürtige Berliner durchlief zahlreiche Junioren-Nationalmannschaften, die Karriere in der Bundesliga war so gut wie sicher.
Maina gab schon 2018 mit gerade einmal 18 Jahren sein Profidebüt für die 96er. Doch es folgten vier komplizierte Spielzeiten. Bei Hannover 96 kam Maina auf 69 Einsätze in der 2. Bundesliga und 22 im Liga-Oberhaus. In diesen 91 Ligaspielen erzielte er elf Tore und bereitete 14 vor. Für die kolportierten Offensivqualitäten ein überschaubarer Wert. Nicht wenige Experten hielten Maina für ein ewiges Talent, Kritiker sprachen von der fehlenden Ernsthaftigkeit eines Fußballprofis. Mit dem Wechsel zum FC und zu Steffen Baumgart sollte nun der Durchbruch in der Bundesliga gelingen.
Linton Maina mit deutlicher Leistungssteigerung
Beim FC hat sich der 23-Jährige tatsächlich zu einem Leistungsträger entwickelt. Der Plan von Keller und Baumgart, junge Spieler weiterentwickeln zu wollen, scheint aufzugehen. Der Offensivmann kommt wettbewerbsübergreifend auf 42 Einsätze für den FC, so viel wie kein anderer Feldspieler. Maina scheint in Köln deutlich besser in das Spiel integriert zu sein. Das zeigen zahlreiche Daten. So absolvierte der 23-Jährige in der abgelaufenen Bundesliga-Saison 2320 intensive Läufe, in seiner letzten Spielzeit bei Hannover 96 waren es „nur“ 1389. 73 Flanken hat Maina in der Liga für Köln geschlagen, bei 96 waren es in der Vorsaison 14. Auch seine Torschussvorlagen konnte er von 16 auf 35 und damit seine Tor-Assists von einem auf acht steigern und Maina spulte 335 Sprints sowie rund 100 Kilometer mehr als noch in der Spielzeit 21/22 ab.
Doch die Leistungssteigerung wird nicht mit Trainer Steffen Baumgart allein zu erklären sein. Die Kölner Spielweise passt einfach zu Mainas fußballerischen Veranlagung. Der 23-Jährige sucht immer wieder das Eins-gegen-eins und die tiefen Läufe bei Balleroberung. Für das schnelle Umschaltspiel scheint er prädestiniert zu sein. Bei Maina läuft aber noch nicht alles rund. „Ich weiß, dass bei mir noch Luft nach oben ist. Ich kann sicher noch mehr Zug zum Tor entwickeln, noch torgefährlicher werden“, sagt der Offensivmann, dem vor dem Tor in vielen Situationen die Kaltschnäuzigkeit fehlt. Tatsächlich kam Maina in der letzten 96-Saison noch auf 42 Torabschlüsse, war dabei sechs Mal erfolgreich, beim FC sind es in dieser Liga-Spielzeit nur 35 Abschlüsse und drei Tore. „Die Chancen, Treffer zu erzielen, bekomme ich. Ich nehme mir vor, effizienter zu werden“, sagt Linton Maina, der beim 1. FC Köln vom Toptalent zum Leistungsträger geworden ist.