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Kölner Transferbilanz: Überzeugen können nur Wenige

Mangelnde Qualität im Kader, kein adäquater Ersatz der abgehenden Leistungsträger – die Kritik an Christian Keller lässt auch weiterhin nicht nach. Dabei hat der Kölner Sportdirektor im Sommer acht neue Spieler verpflichtet.

Die Zahlen an sich hören sich gar nicht so schlecht an. Acht Spieler hat der FC im Sommer neu verpflichtet. Davon kamen fünf Spieler ablösefrei, drei als Leihspieler, für die allesamt eine Kaufoption vorliegt. Wenn man so will, acht neue Kräfte zum Nulltarif. Doch ganz so einfach ist es nicht. Das zeigt nicht nur der Blick auf die Tabelle sondern auch die Kölner Transferbilanz: So schlagen sich die Zugänge.

In nicht mehr als einem Nebensatz erklärte Christian Keller am 1. September den Kader des 1. FC Köln für bundesligareif. Weitere Transfers, abgesehen vom Abgang von Kristian Pedersen, würde es zumindest nicht geben. Die Nachfragen der Medien konterte der Sportdirektor mit einem breiten Lächeln, wirkte trotzig, vielleicht sogar ein bisschen arrogant. Die Transferpolitik wurde aber schon zu diesem Zeitpunkt kritisiert, nach der anhaltenden Krise hat sie zwangsläufig eine neue Dynamik bekommen. Hat sich der FC nicht adäquat verstärkt?

Pacarada Stammspieler, Christensen außen vor

Leart Pacarada: Der Linksverteidiger stand schon zu Beginn des Jahres als erster Neuzugang der Kölner fest. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem (zumindest nicht offiziell) noch nicht feststand, das Jonas Hector seine Karriere beenden würde. Spätestens in diesem Moment war aber klar, dass Pacarada eine gute Chance auf den Stammplatz hat. Zumal Steffen Baumgart den Abwehrspieler von St. Pauli als besten Linksverteidiger der zweiten Liga adelte. Zwar wurden die Kölner Verantwortlichen nicht müde zu betonen, dass der 29-Jährige den ehemaligen Kapitän nicht eins-zu-eins ersetzen würde, doch Pacarada ist auf der linken Abwehrseite eine feste Größe, hat sich festgespielt und läuft aktuell nicht Gefahr, diese Position zu verlieren. Der Nationalspieler des Kosovo ist einer der Dauerbrenner der Mannschaft, hat nur gegen Hoffenheim eine Viertelstunde nicht gespielt. Einzig Marvin Schwäbe und Jeff Chabot standen insgesamt länger auf dem Platz. Das spiegelt sich auch im aktuellen Marktwert wider. Pacarada steigerte seinen Wert von 2.3 Millionen Euro zu Saisonbeginn auf 3.9 Millionen.

Luca Waldschmidt: Keller versprach namhafte Neuverpflichtungen und präsentierte Luca Waldschmidt. Der ehemalige Nationalspieler weckte trotz seiner doch schon lang anhaltenden Formkrise große Hoffnungen bei der Kölner Anhängerschaft. Baumgart würde den Offensivspieler schon aus der Krise holen und die Wolfsburger Leihgabe das Offensivspiel der Kölner variabler machen. In der Vorbereitung deutete Waldschmidt an, dass er in die Rolle reinwachsen kann. Er harmonierte mit Selke und Uth, bereitete Tore vor, erzielte einige selbst. Von dieser Form ist der 27-Jährige allerdings weit entfernt. Waldschmidt kommt bislang erst auf einen Treffer. Es wirkt so, als habe Baumgart die richtige Position für den Offensivmann nicht gefunden. Meist spielte Waldschmidt auf der linken Seite. Dem Vernehmen nach soll die Kaufoption bei rund vier Millionen Euro liegen. Der Marktwert ist in den vergangenen Wochen unter die drei Millionen gerutscht.

Jacob Christensen: Der junge Däne kam vom FC Nordsjælland, dem Inbegriff eines Entwicklungsvereins. Die Erwartungen waren groß. Auch, wenn absolut klar war, dass der 22-Jährige einen Ellyes Skhiri nicht würde ersetzen können. Die Erwartungshaltung hing sicherlich mit der nicht erfüllten Ankündigung von Keller zusammen, einen routinierten Sechser verpflichten zu wollen. Der Sportdirektor wich zwar später von der Aussage ab, dennoch war die Hoffnung groß, Christensen könnte zumindest mittelfristig eine größere Rolle spielen. Davon ist der junge Däne weit entfernt. Bislang kam der Sechser nur im DFB-Pokal zum Einsatz. Baumgart betonte, dass dem Mittelfeldspieler noch die nötige Intensität fehlt. Aktuell fehlt Christensen wegen einer Knieverletzung.

Carstensen mit der höchsten Marktwertsteigerung

Jonas Nickisch und Philipp Pentke: Die Torhüter zwei und drei wurden genau als diese auch verpflichtet. Die Rollen sind klar verteilt. Sollte sich Marvin Schwäbe nicht verletzen, wird Pentke ausschließlich auf der Bank seinen Platz finden. Diese Rolle hat der 38-Jährige kommentarlos akzeptiert. Vermutlich auch, weil er genau weiß, dass das seine letzte Chance auf Bundesliga-Luft ist. Nickisch wurde dagegen als Nummer drei verpflichtet. Der junge Keeper soll bei der U21 Spielpraxis sammeln. Bemerkenswert: Torwart-Talent Jonas Urbig wurde verständlicherweise in die 2. Bundesliga verliehen, um dort Spielpraxis zu sammeln. Er soll künftig die Nummer zwei in Köln sein, Nickisch hat also nicht die Perspektive, mehr beim FC zu erreichen.

Rasmus Carstensen: Kaum eine Neuverpflichtung wurde mit so viel Skepsis begrüßt wie der Däne. Und das, obwohl auch Faride Alidou nicht mit dem großen „Hallo“ am Geißbockheim seine Zelte aufschlug. Die Fragezeichen tauchten beim Blick in die bisherige Karriere des Abwehrspielers auf. Denn bei seinem letzten Klub Genk kam der Däne kaum zum Einsatz. Dabei passt Carstensen perfekt ins Offensivspiel von Steffen Baumgart. So sehr, dass er auch auf der rechten Außenbahn offensiv spielt. Es scheint nur eine Frage der Zeit bis Carstensen Benno Schmitz auf der rechten Verteidigerposition ablöst. Der 22-Jährige kommt in den bisherigen acht Pflichtspielen bislang auf sieben Einsätze, davon fünf von Beginn an. Einmal fehlte der Abwehrspieler gesperrt. Carstensen ist einer der Top-Flankengeber beim FC. Allerdings kommen viele Hereingaben noch nicht bei Selke und Co. an. Defensiv hat der Däne noch Verbesserungspotenzial. Auch für Carstensen wurde eine Kaufoption vereinbart. Diese soll bei rund 1.5 Millionen Euro liegen. So viel war der Däne bei seinem Wechsel laut gool.ai auch wert. Mittlerweile berechnet das Online-Portal seinen Wert auf mehr als vier Millionen Euro.

Alidou noch nicht angekommen

Faride Alidou: Eigentlich wollte der FC Benedict Hollerbach vom SV Wehen Wiesbaden verpflichten. Der Deal stand wohl auch kurz vor dem Abschluss – bis zur drohenden Transfersperre. Die Kölner Verantwortlichen haben lange nach einer Alternative gesucht und Faride Alidou gefunden. Der schnelle Außenspieler ist beim FC noch nicht angekommen, feierte am vergangenen Wochenende gegen Leverkusen sein Startelf-Debüt – und das im Sturm. Zu sehen war er im Grunde nicht. Genauso wenig wie bei den vier Kurzeinsätzen zuvor. Auch für Alidou hat der FC eine Kaufoption vereinbart. Frankfurt hat allerdings eine Rückkaufoption. Dass der FC den Außenspieler halten wird, ist nach dem jetzigen Leistungsstand mehr als unwahrscheinlich. Die erhoffte Verstärkung ist Alidou bislang nicht.

Dominique Heintz: Der Abwehrspieler ist wieder zurück am Geißbockheim. Nach einer zuletzt eher schweren Phase ist Heintz beim FC der Backup in der Innenverteidigung. Auf wirklich viel Einsatzzeit wird der Routinier wohl nicht kommen. Stand jetzt sind Jeff Chabot und Timo Hübers in der Innenverteidigung gesetzt. Baumgart betonte zuletzt, das Luca Kilian die Nummer drei sei.

Acht Neuzugänge, kaum Kosten – eigentlich eine gute Bilanz für den Kölner Transfersommer. Eigentlich, denn die Leistungsbilanz spricht eine ganz andere Sprache.

Die Online-Plattform Gool.ai berechnet die Marktwerte rein nach Leistungsparametern. Vom gespielten Pass über den Torschuss bis hin zur Passgenauigkeit oder der Einleitung von Großchancen werden alle Daten pro Spiel erfasst. Diese fließen in die Gesamtbewertung mit ein. Das Unternehmen bezieht ihre Berechnung im Gegensatz zu anderen Anbietern nur auf die Leistungsparameter. Bei transfermarkt.de fließen beispielsweise auch die Meinungen der User in den Marktwert mit ein.

Das sind die Marktwerte der FC-Profis (Stand 19.10.)

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