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Trainersuche zum denkbar schlechten Zeitpunkt

Der 1. FC Köln muss sich nach dem Abgang von Steffen Baumgart auf die Suche nach einem neuen Trainer machen. Das dürfte aufgrund der Transfersperre und der Ausgangslage der Kölner aber keine leichte Aufgabe werden.

Einen Tag nach der 0:2-Niederlage bei Union Berlin haben sich Steffen Baumgart und der 1. FC Köln getrennt. Die Kölner Bosse müssen nun möglichst zeitnah einen neuen Coach vorstellen. Doch das wird alles andere als leicht für den 1. FC Köln: Darum wird die Trainersuche so schwer.

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Sollte es da draußen einen Fußballgott geben, er meint es dieser Tage nicht sonderlich gut mit dem selbst eingebrockten Schicksal des 1. FC Köln. Denn der Abschied von Steffen Baumgart trifft den FC zum wohl denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Nun kommt eine Trainer-Entlassung selbst bei einer einvernehmlichen Einigung – wie in diesem Fall kommuniziert – wenn überhaupt nur selten zu einem wirklich guten Zeitpunkt. Schließlich steht der Abschied des Übungsleiters meistens am Ende einer Verkettung unglücklicher Umstände, von Pleite-Serien oder unerfüllten Erwartungen. Beim FC und Steffen Baumgart treffen wohl alle drei dieser Umstände zu. Der nunmehr Ex-Trainer hat mit dem FC nach zwei überzeugenden Spielzeiten keine Ergebnisse mehr eingefahren, blieb hinter den erhofften, wenn auch nicht unbedingt erwartbaren Zielen zurück. Baumgart war dabei aber auch nur das letzte Glied der Kette, der mit dem Kader arbeiten musste, den ihm die Verantwortlichen zusammenstellen wollten oder konnten.

Trainersuche wird keine leichte Aufgabe

Dass dieser nicht Baumgarts Vorstellungen restlos entsprach, wurde mehrfach deutlich. Dass bei diesem Kader die Bundesligatauglichkeit oder Qualität in Frage gestellt wird, ist nach zehn Punkten aus 16 Spielen und wohlgemerkt zehn Treffern mehr als nur gerechtfertigt. Die Folge war also Baumgarts Entlassung oder Rücktritt oder einvernehmliche Trennung. Der Trainerwechsel ist nun mal in dem System Fußball der übliche Handgriff, verschobene Dinge gerade zu rücken – auch wenn der Übungsleiter sie nicht oder nur in Teilen selbst verbogen hat. Der Beginn der Winterpause als Zeitpunkt der Veränderung bietet den Kölner Verantwortlichen zweifelsohne die Zeit bis zum nicht ganz unwichtigen Spiel gegen den Aufsteiger aus Heidenheim am 13. Januar, einen Nachfolger für den beliebten Steffen Baumgart gefunden, zumindest auf den Weg gebracht zu haben.

Doch diese Suche wird sich sicherlich nicht als besonders einfach erweisen. Zwar werden bereits die ersten üblichen und nicht so üblichen Verdächtigen in den Ring geworfen, selektieren werden die Kölner Verantwortlichen dennoch mit Bedacht. In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat Steffen Baumgart bedingungslos offensiven Fußball gespielt. Mal abgesehen von den Begegnungen gegen Bayern München und dem VfL Bochum in dieser Spielzeit wurde der Bus nie im eigenen Sechzehner abgestellt. Die hohe Intensität, die Klarheit, das aggressive Anlaufen wurde automatisiert und sollten als Spielstil in sämtliche Juniorenteams adaptiert werden. Sollte diese Idee nicht gemeinsam mit Steffen Baumgart das Geißbockheim verlassen haben, müsste der neue Trainer also für einen ähnlichen Fußball, für eine ähnliche Herangehensweise, für eine vergleichbare Philosophie stehen. Auf der anderen Seite waren die Kölner in dieser Spielzeit nicht sonderlich erfolgreich mit Baumgarts Fußball.

Schwere Ausgangsposition

Zudem hat der Kölner Sportdirektor mit der Kaderzusammenstellung, dem womöglich nötigen Sparkurs enorm an Kredit bei den Fans verloren. Der Wind richtet sich in Zeiten der Krise eher gegen Christian Keller als gegen den Ex-Trainer. Der Sportdirektor wird für den Kader und damit die Misere verantwortlich gemacht. Keller scheint angezählt, zumindest aber unter Beobachtung. Er wird wohl auch an der Wahl des neuen Trainers gemessen werden. Die üblichen Verdächtigen sollten möglicherweise eben nicht die erste Wahl sein.

Trotz der knapp zwei Wochen Trainingspause kommt Baumgarts Abgang dennoch zur Unzeit. Er kommt gepaart mit der einjährigen Transfersperre, die für den FC ab diesem Winter bis zum kommenden gilt. Der neue Trainer übernimmt also ein verunsichertes, bislang nicht bundesligataugliches Team, das mit gerade einmal zehn Punkten und zehn Toren aus 16 Spielen auf dem vorletzten Tabellenplatz überwintert. Ein Team, von dem selbst Baumgart möglicherweise nicht mehr restlos überzeugt gewesen ist. Eine Qualitätssteigerung oder Nachjustierung wird es nicht nur im Winter nicht geben. Sollte der FC tatsächlich im kommenden Sommer absteigen, sind Abgänge weiterer Leistungsträger wohl nicht zu verhindern. Der nächste Substanzverlust, der nächste Aderlass, der nicht adäquat kompensiert werden kann. Der FC würde wohl mit einer unerfahrenen, jungen Truppe den Weg in die 2. Bundesliga antreten, ob er dort so schnell wie erhofft den Ausgang findet, ist aktuell fraglich. Es gibt sicherlich attraktivere Arbeitgeber für einen Übungsleiter und bessere Zeitpunkte für eine Trennung.


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