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Darum ist Kainz Sinnbild der Kölner Lage

Mal spielte er im Zentrum, zuletzt auf der Sechs, viele Fans wünschen sich Florian Kainz auf der Außenposition. Dabei brachte der Kölner Kapitän in allen Spielen seine Leistung, wirklich effektiv war er dabei aber nicht.

Die Position von Florian Kainz wurde nicht erst seit dem Sechser-Versuch vergangene Woche diskutiert. Aber ist die Diskussion gerechtfertigt? Nicht nur die Statistik zeigt: Darum ist Florian Kainz für den FC so wichtig.

Mehr Geschwindigkeit über die Außen, mehr Kreativität im Zentrum und der Wunsch mit Luca Waldschmidt und Florian Kainz beide Leistungsträger nebeneinander in der Startelf stehen zu haben – die Gedanken von FC-Trainer Steffen Baumgart hinter der überraschenden Startformation im Duell gegen Bremen sind durchaus nachvollziehbar. Dennoch ließ die Kritik in den Sozialen Medien gerade an der Rolle des Österreichers nach dem 1:2 bei Werder nicht lange auf sich warten. Kainz habe auf einer Position gespielt, die er nicht beherrsche, hieß es in diversen Kommentaren.

Dabei konnte sich der Leistungsnachweis des Kölner Kapitäns durchaus sehen lassen. Mit 11,2 Kilometern lief nur Benno Schmitz mehr, einzig Leart Pacarada kam auf mehr Ballkontakte – zudem schlug Kainz drei Flanken, gab selbst zwei Torschüsse ab und gab fünf Torschussvorlagen. Mit seiner Ecke vor dem zwischenzeitlichen 0:1 durch Davie Selke war er auch direkt an einem Tor beteiligt. In der Defensive konnte der Österreicher nicht an die Qualitäten eines Eric Martel anknüpfen – weder von der taktischen Ausrichtung, noch von den reinen Zahlen wie Zweikampf- oder Passquote, dennoch lieferte er auch in der Rückwärtsbewegung eine durchaus ordentliche Partie.

Kainz‘ Leistung steht symptomatisch für die Lage des FC

Davon war vor dem Spiel nicht zwingend auszugehen, denn zum einen sucht Kainz aktuell seine Effektivität, zum anderen spielte er auf einer Position, die er bislang noch nicht bekleidete. Dass der 30-Jährige ausgerechnet auf der Sechs eins seiner besseren Saisonspiele absolvierte, hätte insofern überraschen können. Nicht den Trainer: „Kainzi ist als Kapitän vorangegangen“, erklärte Steffen Baumgart in einem Nebensatz nach dem Spiel. Ein Nebensatz, der aber die enorme Bedeutung seines Spielführers, gleichzeitig aber auch die Problematik wiedergibt.

Der Mittelfeldspieler ist Baumgarts verlängerte Arm, soll die Mannschaft führen – auf und neben dem Platz. „Kainzi hat sich sehr gut entwickelt und Führung übernommen, zudem hat er ein großes Standing in der Mannschaft. Dadurch war es aus meiner Sicht eine ganz normale Wahl“, hatte Baumgart im Sommer gesagt, als er Kainz zum Spielführer ernannte. Es war eine logische Wahl. Kainz startete in seine fünfte komplette Saison bei den Geißböcken, ist mit seinen 132 Einsätzen einer der dienstältesten Kölner Akteure und war in der vergangenen Spielzeit einer der absoluten Leistungsträger. Es ist folgerichtig, dass der Trainer auf Kainz zählt.

Kainz

Florian

17

Flanken

10

Torschussvorlagen

Zum kompletten Ranking

Der Mittelfeldspieler steht aber aktuell auch symptomatisch für die Situation der Kölner. Viel Einsatz und harte Arbeit, dafür aber wenig Ertrag. Denn in den Offensivaktionen an sich gehört der 30-Jährige zu den Topspielern des Teams, zum Teil auch der Liga. Einzig Leart Pacarada schlug mehr Flanken insgesamt und auch aus dem Spiel heraus. In beiden Kategorien gehören die Akteure zu den Top-5 der Liga. Auch, weil der Kölner Spielführer eben nicht nur im Zentrum gespielt, sondern auch immer wieder den Weg auf die Außen gesucht hat. Kainz gab zudem die meisten Torschussvorlagen (10), ist auch hier in der Top-15 der höchsten deutschen Spielklasse zu finden und schoss fünf Mal aufs Tor. Nur Dejan Ljubicic (7), Luca Waldschmidt (8) und Davie Selke (7) sind in dieser Kategorie mannschaftsintern besser.

Zudem leitet der Kölner Kapitän mit einigen Pässen, den sogenannten second und third Assists, Kölner Großchancen ein und ist neben Pacarada für die Standards verantwortlich. Dass Kainz auf der zentralen Position verschenkt sei, wie es bei einigen Fans in den Sozialen Medien heißt, ist also statistisch nicht belegbar. Und dennoch ist der rein zählbare Ertrag überschaubar. Kainz hat bislang ein Tor erzielt, das per Strafstoß, noch keinen Treffer vorbereitet.

Kölner Spiel hängt von Kainz` Leistung ab

Diese vermeintliche Schwächephase erinnert doch sehr an eine der vergangenen Saison. Auch dort war Kainz ein Leistungsträger, arbeitete, rackerte. Zu Beginn der Saison auch sehr effektiv. Alleine in der Liga kam der Mittelfeldspieler bis zum 9. Spieltag auf vier Tore und fünf Vorlagen, war mit Abstand bester Scorer der Geißböcke. Das Spiel gegen Gladbach wurde ein Wendepunkt. Kainz erzielte ein Tor, bereitete ein weiteres vor und ging schließlich mit Gelb-Rot vom Platz. Fortan war das Glück des Tüchtigen dahin.

Kainz belohnte weder sich noch die Mannschaft für den großen Aufwand, den er nach wie vor betrieb. Der FC steckte in einer Formkrise, rutschte in der Tabelle bis auf Rang 13 ab und die ersten Fans sahen bereits das Abstiegsgespenst über die Tribüne huschen. Erst ein Treffer in der Nationalmannschaft, ausgerechnet vor dem Derby-Rückspiel, brachte die Wende. Kainz funktionierte wieder (ein Tor, vier Assists), der FC funktionierte wieder, der Klassenerhalt war frühzeitig in trockenen Tüchern.

Auch, wenn es nur ein (vielleicht sogar kleiner) Teil der Wahrheit ist, hängt das Kölner Spiel zwangsläufig stark mit der Leistung, aber vor allem der Effektivität des Kapitäns zusammen. Wie nahe dort Freud und Leid beisammen liegen, zeigte die Schlussphase gegen Bremen, als sowohl Steffen Tigges als auch Damion Downs nur um Zentimeter an Jiri Pavlenka und dem Außenpfosten scheiterten. Beide Flanken kamen vom Kölner Kapitän, Kainz hätte die ersten beiden Assists der laufenden Saison einstreichen können. Insofern wird Baumgart auf seinen Mittelfeldmann nur schwer verzichten wollen. Die Fan-Forderung nach Einsätzen über Außen lässt sich allerdings nur schwer mit Baumgarts Wunsch nach Tempo-Fußball über die Flügel vereinbaren. Da ist Kainz der falsche Spielertyp. Da auch ein Luca Waldschmidt ein Unterschiedsspieler sein kann, heißt es für Baumgart kreative Lösungen zu finden. So oder so: Florian Kainz sollte ein Teil davon sein.

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