Tim Lemperle nach einem Tor 1. FC Köln
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Das Dilemma im Fall Tim Lemperle – Gefangen zwischen Moral und maximalem Erfolg

Wenn das Knie mitmacht, wird Tim Lemperle am Sonntag zum Einsatz kommen. Der FC setzt ganz offensichtlich alle Karten auf maximalen sportlichen Erfolg, viele Fans haben mit einer Sanktion gerechnet beim 1. FC Köln: Moralische Konsequenzen oder sportlicher Erfolg? – ein Drahtseilakt für den FC.

Kurz vor dem Saisonfinale steht für den FC verständlicherweise der Aufstieg an erster Stelle. Zu einem anderen Zeitpunkt der Saison hätte der vereinsinterne Umgang mit Stürmer Tim Lemperle möglicherweise andere Konsequenzen hervorgebracht. Doch es ist (hoffentlich) nur noch ein Duell zu spielen – der Auftieg ist greifbar für den 1. FC Köln: Moralische Konsequenzen oder sportlicher Erfolg? – ein Drahtseilakt für den FC.

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Friedhelm Funkel wusste natürlich, dass das Thema Tim Lemperle die Pressekonferenz vor dem Duell gegen den 1. FC Kaiserslautern am Freitagmittag bestimmen würde. Kein Wunder, ein Fußballprofi, der stark alkoholisiert mit gebrochener Nase nach einer Schlägerei im Krankenhaus nächtigt – und das genau eine Woche vor dem wohl wichtigsten Spiel des Jahres – das ist wohl nicht die alltäglichste Geschichte, über die es sich zu berichten lohnt. Und so schlug der Vorfall bekanntlich recht hohe Wellen – auch international in Italien, Spanien oder England. Gefühlt jede zweite Frage drehte sich auf der PK um den Stürmer und die Vorkommnisse im Roxy. Anders als sein Kapitän unter der Woche, wich der Trainer dem Thema nicht aus, beantwortete stoisch auch das dritte und vierte Nachfragen.

Lemperle mit Spezialmaske

Die Diskussion, ob der 23-Jährige denn nach der Schlägerei überhaupt eine Option in Funkels Kader-Planungen spielen dürfe, beendete der Trainer mit einem ganz klaren Statement. „Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat und dass das nicht gut war. Er hat viel Reue gezeigt, das muss ich ganz klar sagen“, sagte Funkel. „Von daher ist das Thema für mich auch erledigt. Es geht jetzt darum, sich auf das Spiel zu konzentrieren.“ Das große Ziel sei nun mal der Aufstieg und nur darum würde es gehen, ließ der Coach anklingen. „Es ist jetzt die ganze Woche über den Fall gesprochen worden und irgendwann muss man dann mal einen Schlussstrich ziehen. Dann ist es vorbei und dann sollte man auch nur noch das eine Ziel haben, gemeinschaftlich aufzusteigen“, sagte Funkel. Dementsprechend trainierte der Stürmer am Freitag auch wieder mit der Mannschaft, mit Spezialmaske.

Zwar wollte Funkel sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, immerhin laboriert der 23-Jährige auch weiterhin an eine Knieverletzung herum, doch die Zweifel an einem Lemperle-Einsatz sind nur sehr kleiner Natur. Der nächtliche Vorfall hat jedenfalls keinen Einfluss auf die Kader-Nominierung. Eine Entscheidung, die der 71-Jährige zwar mit der Mannschaft und dem Staff besprochen, offensichtlich dann aber doch eigenmächtig getroffen habe. „Für die sportlichen Entscheidungen bin ich zuständig“, sagte der Coach bestimmt. Und unter dem sportlichen Gesichtspunkt ist die Entscheidung, auf Lemperle zu setzen, eine absolut nachvollziehbare. Der FC will um jeden Preis, muss vielleicht sogar aufsteigen und das mit allen Mitteln. „Ich glaube, wir alle wollen aufsteigen. Auch ich war verärgert über den Vorfall, aber es gibt nur ein Ziel: Das Spiel zu gewinnen. Dem ordnen wir alles unter“, sagte Funkel.

Moralische Konsequenzen oder sportlicher Erfolg? – Es bleibt ein Beigeschmack

Offenbar auch eine Entscheidung über mögliche Konsequenzen des 23-Jährigen. Der Erfolg der Mannschaft, der Wiederaufstieg sind schon alleine aus wirtschaftlicher Sicht wichtiger. Tim Lemperle ist tatsächlich aktuell der gefährlichste Angreifer der Geißböcke, zudem ständiger Stressor der gegnerischen Hintermannschaft. Und genau das hatte noch in der vergangenen Woche zur Entscheidung beigetragen. Aus sportlichen Gründen führt also kein Weg an dem Kölner Topscorer vorbei. Und das, obwohl der FC durchaus Alternativen hätte. Mit Damion Downs sogar eine sehr konkrete, die schon mehrfach bewiesen hat, in wichtigen Spielen entscheidende Dinge zu tun. Doch in der Vorwoche kam jene Alternative genauso wenig zum Einsatz wie Winter-Neuzugang Imad Rondic.

Und doch bleibt da ein Beigeschmack. Nicht wenige Fans fordern eine Sanktion, sogar eine Suspendierung. Und auch diese Meinung ist absolut nachvollziehbar. Einen jugendlichen Leichtsinn, das Verlangen nach Spaß in jungen Jahren vorzuschieben, ist in diesem Fall wohl viel zu einfach. Lemperle ist 23 Jahre alt, Fußballprofi und eine Person der Öffentlichkeit. Die Folgen eines solchen Ausflugs, mögliche Provokationen, aber auch der mediale Rattenschwanz sollten durchaus bekannt sein. Das Störgeräusch kam für den FC zum absolut falschen Zeitpunkt. Zu einem Zeitpunkt, in dem der volle Fokus auf dem Aufstieg liegen sollte. Nicht wenige Fans sprechen in den Sozialen Medien davon, dass Lemperle der Mannschaft, dem Verein geschadet habe. Vermeintlich neutrale User wundern sich über die nicht ergriffenen Maßnahmen, ausbleibenden Folgen.

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„Wir wollen alle gemeinsam aufsteigen“

„Moralisch ist es für mich überhaupt kein Problem, Tim womöglich Spielzeit zu geben. Er hat in den letzten Tagen genügend berechtigte Kritik einstecken müssen. Irgendwann muss es auch mal gut sein“, sagte Funkel. Es ist sehr gut möglich, dass der Verein zu einem anderen Zeitpunkt in der Saison anders reagiert hätte. Es ist genauso gut möglich, dass es noch eine Sanktion geben wird, vielleicht sogar hinter den Kulissen schon gab. Funkel versuchte mit einem Appell selbst den gewünschten Schlussstrich unter die Angelegenheit zu setzen. „Auch ich habe das nicht gutgeheißen, auch ich war verärgert. Aber den Aufstieg des 1. FC Köln müssen wir uns jetzt alle als Ziel setzen, das ist mein Appell auch an alle im Stadion: Nehmt diese Situation an, wie sie ist, und dann wollen wir alle gemeinsam aufsteigen.“

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