Jubel bei den Spielern des 1. FC Köln
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Entwicklungsclub 1. FC Köln: Die Basis wirkt vielversprechend, die Aussicht nicht

Der 1. FC Köln sieht sich selbst als Entwicklungsclub. Und die Zahlen geben den Kölnern auch recht. Doch was bringt die Statistik, wenn es am Ende weder einen sportlichen noch ein wirtschaftlichen Benefit gibt? Ist der 1. FC Köln wirklich ein Entwicklungsclub?

Zahlreiche Eigengewächse und U-Nationalspieler. Der Kader des FC weist rein nominell eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit auf. Doch ist der 1. FC Köln wirklich ein Entwicklungsclub?

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Der Blick in so manche Statistik mag das Herz der FC-Verantwortlichen doch höher schlagen lassen. Zumindest wirken die Zahlen so, als sei der eingeschlagene Weg in Richtung eines, vielleicht auch eher der Wunsch nach einem Entwicklungsclub, ein kurzer, ein realistischer. Seit zweieinhalb Jahren, seit dem Amtsantriff von Christian Keller, schwebt der Begriff über dem Geißbockheim. Nun ist der Begriff in der Fachliteratur nicht definitert. Es kann sich also um Akteure aus der eigenen Jugend genauso wie um Spieler aus anderen Vereinen handeln, die entwickelt werden. Unterm Strich geht es darum, Spieler möglichst kostengünstig an den Verein zu binden, um dann bei einer gewissen Entfaltung sportlich und/oder wirtschaftlich von diesem Akteuren zu profitieren.

Zahlreiche Eigengewächse, zahlreiche U-Nationalspieler

Es gibt zahlreiche gute Beispiele in der Bundesliga. Man mag nur an Borussia Dortmund und Namen wie Ousmane Dembélé, Erling Haaland oder Jude Bellingham denken. Gut andere Gewichtsklasse, aber extrem lukrativ. Der FC spielt auch dort in einer anderen Liga. Timo Hübers, Eric Martel, vor allem aber Denis Huseinbasic sind jüngere Beispiele. Spieler, die ihren Markwert beim FC vervielfacht haben. In Zeiten der Transfersperre galt der Fokus dann den eigenen Spielern, jenen aus dem eigenen Nachwuchs. Und eben diese Zahlen sind wahrlich beeindruckend. So führt zum Beispiel das Online-Portal transfermarkt.de aktuell 14 Spieler des FC-Kaders als Eigengewächse auf. Also Akteure, die einen Teil des Juniorenfußballs beim FC verbracht haben. Die Zahl ist sicherlich mit Vorsicht zu genießen, da sich unter diese Eigengewächse auch Spieler wie Routinier Mark Uth oder U17-Weltmeister Fayssal Harchaoui mischen.

Dennoch sind es die meisten Eigengewächse der 2. Bundesliga. Ein beachtlicher Wert. Darunter sind dann wiederum mit Julian Pauli, Elias Bakatukanda und Jaka Potocnik drei Youngster, die in dieser Saison auch noch ihr Profidebüt gefeiert haben. Zuletzt zeigte sich der Verein auch verständlicherweise stolz über die Junioren-Nationalspieler. Der FC stellt aktuell mit Martel, Jan Thielmann, Jonas Urbig und Tim Lemperle vier U21- und mit Julian Pauli, Damion Downs und Max Finkgräfe drei U20-Nationalspieler – so viel wie kein anderer deutscher Verein. Davon sechs Eigengewächse. Man könnte also mit Fug und Recht behaupten, der FC ist voll im Soll in Sachen Entwicklungsclub. Doch spätestens die vergangenen Tage dürften die FC-Bosse dann doch auf den Boden der Tatsachen geholt haben.

Die Wahrheit hat zwei Gesichter

Denn es ist alles andere als klar, welche oder wie viele dieser Nationalspieler künftig neben dem DFB-Dress auch den mit dem Geißbock tragen werden. Mit Lemperle wird den FC ein weiteres Talent verlassen und das ablösefrei. Das ist seit dieser Woche wohl auch offiziell Fakt, die Entscheidung dürfte schon sehr viel früher gefallen sein. Warum der FC ein weiteres Talent ablösefrei verliert, nachdem Köln ja schon Erfahrungen mit Florian Wirtz und gerade diese Verantwortlichen mit Justin Diehl gemacht haben, wird vielschichtige Gründe haben. Gründe, die zum Teil an die Öffentlichkeit geraten, zum Teil hinter verschlossenen Türen geblieben sind. Mit Ruhm wird sich wohl keine Seite bekleckert haben. Was genau passiert ist, werden wohl nur die Beteiligten wissen.

Unterm Strich haben sich die Kölner offenbar auf ein Wort verlassen, auf ein Handschlag, der Christian Keller bekanntlich besonders am Herzen liegt, in dem harten Fußballbusiness aber vermutlich überholt ist. Und der FC wird noch weitere seiner Talente verlieren. Finkgräfe wird mit mehreren Bundesligisten in Verbindund gebracht. Der Linksverteidiger hat zwar noch Vertrag bis 2026, will der FC aber einen wirtschaftlichen Erfolg als Entwicklungsclub erzielen, dann müsste der Abwehrspieler im kommenden Sommer den Verein verlassen. Oder Finkgräfe verlängert, nur wird sich die Verhandlungsbereitschaft durch die wenige Einsatzzeit nicht verbessert haben. Auch Urbig soll nicht mehr so richtig an weitere Jahre beim FC glauben. Der ausgebootete Torhüter wird ebenfalls von einigen Bundesligisten umworben. Für ihn gilt das gleiche wie für Finkgräfe. Will der FC Geld sehen, muss der Spieler früher gehen.

Es braucht mehr als Fußballromantik

Die Kölner befinden sich in dem Dilemma, ihre eigenen Nachwuchsspieler ködern zu müssen, es macht nur den Eindruck, als wüssten sie nicht womit. So groß die Strahlkraft des 1. FC Köln auch ist, es benötigt auch bei jungen Fußballern anscheinend mehr als nur erhoffte Loylität, Folklore und Fußballromantik. Zu einer Vertragsverlängerung gehören bekanntlich zwei Seiten und wenn eine überhaupt nicht bereit ist, sich darauf einzulassen, dann ist die andere nunmal machtlos. Allerdings muss dann die Frage erlaubt sein, wie es überhaupt zu so einer Konstellation kommen konnte. Im kommenden Sommer laufen fünf Verträge der 14 Eigengewächse im Kader aus. Während bei Lemperle der Abschied besiegelt ist, stehen hinter Marvin Obuz, Maxi Schmid, Meiko Wäschenbach und Mathias Olesen mehr oder weniger große Fragezeichen.

Die Verträge von Thielmann, Downs, Finkgräfe, Bakatukanda und Urbig gelten noch bis zum Sommer 2026, doch auch bei diesem Quintett ist ein Abschied im kommenden Sommer ein durchaus realistisches Szenario. Der FC läuft große Gefahr, die im vergangenen Sommer befürchtete Kaderflucht im kommenden Sommer zu erleben. Allerdings mit anderen Protagonisten. Nämlich denen, die einen Verein wohl zum Entwicklungsclub machen. Da helfen auch die besten Zahlen nichts.


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Ticker zum Nachlesen

Tim Lemperle vom 1. FC Köln

Transfergerüchte

1 Gedanke zu „Entwicklungsclub 1. FC Köln: Die Basis wirkt vielversprechend, die Aussicht nicht“

  1. Ja, die Gründe mögen unterschiedlich sein, aber der Hauptgrund liegt meines Erachtens in der zu extensiv auf wirtschaftliche Zahlen fixierten Sportgeschäftsführung in Form des Christian Keller. Das führt so weit, dass er nicht mehr erkennt, dass man mit offensiv-freiwilligen Vertragsverlängerungen mit jungen Spielern wie Lemperle, Downs, Urbig, Finkgräfe etc. zwar zunächst mehr zahlt; man bekommt den Einsatz jedoch bei solchen Spielern, die längst keine Talente mehr sind, mit nur wenig Glück um ein Vielfaches zurückgezahlt, indem man nämlich hohe Ablösesummen erzielt, oder die Spieler dem FC noch Jahre helfen können, sich in der Bundesliga zu etablieren.
    Bestes Beispiel ist doch Lemperle: Bereits bei der Leihe nach Fürth war doch längst bekannt, welche Anlagen der Spieler hat. Statt den Vertrag zu verlängern, wird er bis zum Vertragsende mit kolportierten 20.000 € pro Monat abgespeist – ein in der Branche für die Klasse des Spielers geradezu lächerliches Gehalt. Da muss man sich doch nicht wundern, dass Lemperle sich nicht wertgeschätzt fühlt.

    Hier mal ein Rechenbeispiel:
    Nehmen wir ein Gehalt von jeweils 1,5 Mio. Euro p.a. für Lemperle, Urbig, Downs und Finkgräfe an, die jeweils mit einem Vertrag bis 2028 ab der Saison 2025/2026 ausgestattet würden. Das macht insgesamt ein Gehalt von 18 Mio. für diese vier Spieler. Ziehen wir das vermutete aktuelle Gehalt der vier Spieler von insgesamt vielleicht 9 Mio. über drei Jahre ab, bleiben 9 Mio. zusätzliche Gehaltskosten.

    Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass man in einem oder zwei Jahren bei einem Verkauf während der Vertragslaufzeit von auch nur einem der vier Jungs, der sich voraussichtlich zu einem Spieler internationaler Klasse entwickelt hat, diese 9 Mio. locker wieder einnimmt. Vor allem blieben die Jungs aber in unserem Verein und brächten uns nach vorne!

    Mein Fazit: Christian Keller wird dafür gelobt, dass er den FC wirtschaftlich in ruhigeres Fahrwasser geführt hat. Das ist soweit richtig.
    Anfangs war ich als ausgebildeter Wirtschaftswissenschaftler auch durchaus angetan von dem Weg, den der FC mit Herrn Keller wirtschaftlich eingeschlagen hat und ich habe nicht vergessen, dass dem Verein das Wasser ziemlich bis zum Hals stand (obwohl der DBF die Lizenz in jedem Jahr ohne bzw. mit nur geringen Auflagen erteilte – kurz vor der Insolvenz waren wir augenscheinlich also nicht).
    Aber das hat er auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit getan und gerade, was unsere „Young Guns“ angeht, auf Kosten der sportlichen Zukunft des Vereins.

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