Sechs Spiele, fünf Niederlagen, ein Punkt – die Krise des 1. FC Köln hat sich noch einmal verschärft. Wieder hat die Leistung in Teilen gestimmt. Es fehlt aber ganz offensichtlich auch Qualität.
Der FC schlittert immer tiefer in die Krise. Auch am sechsten Spieltag gab es keinen Dreier. Und so langsam muss man konstatieren: Intensität wird bei fehlender Qualität nicht reichen.
Der Gang in die Südkurve ist den Kölner Spielern schon leichter gefallen. Enttäuscht, leer, ratlos schritten die FC-Profis zu den Fans. „Wieder mit null Punkten vor der Kurve zu stehen, tut verdammt weh“, sagte Timo Hübers. Dabei wurden die Kölner Spieler von den meisten Fans doch aufgemuntert. „Es freut mich, dass die Jungs Mut zugesprochen bekommen haben“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart. Es war wohl einer der wenigen Momente der Freude am Samstag. Denn unterm Strich hat sich die Krise des 1. FC Köln nach dem 0:2 noch einmal verschärft. Und das nicht, weil der FC nun im Grunde genauso schlecht dasteht, wie vor sechs Jahren, als die Kölner sang- und klanglos abgestiegen sind. Dieser Hintergrund wird Baumgart herzlich wenig interessieren. Vielmehr, weil die Situation zunehmend ratloser macht. Wieder betrieb der FC großen Aufwand, wieder blieb unterm Strich eine Niederlage. Die fünfte im sechsten Saisonspiel – Köln befindet sich im freien Fall.
Hoher Aufwand, wenig Ertrag
„Es ist eine beschissene Situation“, sagte Baumgart, der sichtbar müde wird, Woche für Woche das gleiche Mantra zu predigen und nicht mehr „das Gleiche“ erzählen will. „Vor allem, wenn du diesen Aufwand betreibst und dich noch nicht einmal annähernd belohnst.“ Im Grunde das gleiche, zumindest sehr ähnliches, wie in den vergangenen Wochen sagten andere. „Wir machen es wieder 70 Minuten gut. Grundsätzlich ist es schwierig zu erklären“, sagte Marvin Schwäbe und Hübers: „Es ist super brutal. Wir werfen alles hinein, haben richtig gute Phasen, wo wir Druck auf das Tor machen“, sagte der Abwehrspieler, am Ende waren es aber erneut null Punkte. „Ich bin geknickt, weil wir mal wieder ein super Spiel gemacht haben. Wir haben mutig und dominant gespielt. Wir haben gegen den Ball gut verteidigt“, sagte auch Davie Selke, der Ertrag war aber wieder gering. Zu gering.
Steffen Tigges etwa lief in seinen 60 Minuten Spielzeit für einen Stürmer starke 8,5 Kilometer. Wäre er auf dem Feld geblieben, hätte er möglicherweise die 13 Kilometer geknackt und selbst den Kölner Motor Dejan Ljubicic überholt. Tigges rackerte, arbeitete. Der Stürmer kam zu einem Torabschluss, der aber nicht besonders gefährlich wurde. Auch Florian Kainz arbeitete, war bemüht, gefühlt jede Position im Mittelfeld zu übernehmen, hatte dadurch aber nur noch wenig Zugriff auf das Spiel. Und das waren nur zwei von vielen Beispielen. Bei den meisten Kölner Spielern klafft eine Lücke zwischen Leistung und Ertrag. „Ich glaube, wir bringen die Leistung auf den Platz“, sagte Selke. Tatsächlich liefen die Kölner wieder einmal überdurchschnittlich viel, absolvierten überdurchschnittlich viele intensive Läufe und Sprints. Die Intensität, die Baumgart fordert, die rein athletische Leistung stimmt also. „Würden wir sie nicht auf den Platz bringen, müssten wir uns Sorgen machen“, fuhr Selke fort.
Leistung bringt nicht viel, wenn die Qualität nicht stimmt
Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn die beste athletische Leistung bringt nicht viel, wenn die technische Qualität fehlt. Und die scheint dem FC in Teilen aktuell abzugehen. Vor allem in der Offensive, in der letzten Phase eines Angriffs tun sich die Kölner nach wie vor schwer. „Wir sind in der letzten Entscheidung vor dem Tor nicht präzise genug. Da müssen wir weiter dran arbeiten“, sagte Christian Keller. Linton Maina machte über die linke Seite gewohnt Tempo. In der ersten Halbzeit liefen mehr als 70 Prozent der Kölner Angriffe über Mainas Außenbahn. Der schnelle Spieler brach auch immer wieder durch, die Hereingaben fanden aber vor allem von der Grundlinie eher selten Abnehmer. Auf der anderen Seite spielte auch Rasmus Carstensen einige Bälle ins Zentrum – mit demselben Ergebnis. „Wir spielen ein paar Bälle scharf durch den Sechszehner und keiner kommt ran“, sagte Hübers. Ähnlich – zumindest vom Ergebnis – verhält es sich mit den Flanken. Tatsächlich hat der FC starke 97 Flanken aus dem Spiel in dieser Saison geschlagen, verwertet nicht eine. Immerhin traf Davie Selke nach einer Ecke gegen Bremen.
Dazu gesellen sich zahlreiche individuelle Fehler. Vor beiden Gegentreffern ging der Ball in der Offensive verloren. Einmal war es Davie Selke, dann Luca Waldschmidt, die in der Offensive einen Fehlpass spielten, aus dem zunächst ein Konter und damit ein Tor resultierte. „Dass ich in der einen Szene den Ball verliere, wird eiskalt bestraft. Das tut mir extrem leid für die Mannschaft, das tut mir leid für die Leute hier“, sagte Selke. „Wir bekommen immer wieder so kleine Dinge. Das bringt uns um den Lohn.“ Dabei überspielte Stuttgart in beiden Fällen noch ein komplettes Mittelfeld, dass de facto in dieser Spielzeit alles andere als kompakt oder eng steht.
Den Spielern generell die Qualität abzusprechen, ist zu einfach. Schließlich haben einige jener Akteure diese Qualität in der Vorsaison noch auf den Platz gebracht. Die aktuelle Lage ist sicher nicht nur mit den Abschieden von Ellyes Skhiri und Jonas Hector zu erklären. Steffen Baumgart wird auch auf diese Frage eine Antwort finden müssen und das möflichst schnell. „Die Aktionen, die wir haben, müssen besser werden“, gibt sich Baumgart kämpferisch. Doch das scheint aktuell leichter gesagt als getan. Am kommenden Wochenende ist Leverkusen der Gegner – die Aufgabe wird nicht leichter.