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Jacob Christensen: Eine Einordnung zu seiner Rolle beim FC

Über Jacob Christensen wird in den Sozialen Medien aktuell viel diskutiert. Sicherlich erfüllt der Mittelfeldspieler noch nicht die Erwartungen der Kölner Verantwortlichen. Ein Fehleinkauf als vermeintlicher „Skhiri-Ersatz“ ist er aber auch nicht. Eine Einordnung.

Nur ein Kurzeinsatz im DFB-Pokal, in der Liga noch ohne Einsatzminute – für Jacob Christensen läuft es beim FC noch nicht wirklich rund. Kein Wunder, dass um den Dänen eine Diskussion in den Sozialen Medien entbrannt ist.Jacob Christensen: Eine Einordnung zu seiner Rolle beim FC

Christian Keller bekommt zurzeit an vielen Stellen in den Sozialen Medien oder Foren sein Fett weg. Das ist angesichts der aktuellen sportlichen Situation auch kein Wunder und wohl ein üblicher Mechanismus in Zeiten der Krise. Der Sportdirektor hat in der vergangenen Woche seinen Sparkurs logisch erklärt, seine Kaderplanung verteidigt. Und doch: Die Mannschaft scheint momentan nicht in der Lage zu sein, sich aus der prekären Situation zu befreien. Der Kader offenbart einige große Baustellen, die nicht wegzudiskutieren sind. Vor allem das defensive Mittelfeld offenbart Lücken und wird deswegen auch immer wieder zum Thema. Zumal FC-Trainer Steffen Baumgart bislang keine Lösung gefunden hat, den Ausfall von Eric Martel zu kompensieren. Was der Kader nicht her gibt, kann selbst Entwickler Baumgart nicht auffüllen. Apropos Entwicklung: Aktuell wird über Jacob Christensen heiß diskutiert. Der Däne war im Sommer verpflichtet worden und wird nun bereits an einigen Stellen als Fehleinkauf tituliert. Aber ist das gerechtfertigt?

Christensen wurde nicht als Ersatz für Skhiri verpflichtet

Tatsächlich stand schon sehr lange fest, dass Ellyes Skhiri den Verein verlassen würde. Im vergangenen Februar wiederholte der Tunesier seine Ambitionen, die Geißböcke zu verlassen, den Vertrag nicht unterschreiben zu wollen. Im April wiederholte FC-Trainer Steffen Baumgart, dass er keine Chance sehe, Skhiri zu halten. Am 1. Juni verkündete der FC seinen Abschied, einige Tage später verabschiedete sich der Tunesier. Die Kölner Verantwortlichen hatten also in der Theorie genügend Zeit, einen adäquaten Ersatz zu verpflichten. In große Teile dieses Zeitraums fiel allerdings die Transfersperre (Ende März bis Ende Mai), die Verhandlungen mit Spielern sicher nicht einfacher gemacht hat.

Dennoch ließ sich Christian Keller zu einer Aussage in einer Medienrunde hinreißen, die ihm nun gerne vorgehalten wird. „Auf der Sechs werden wir versuchen, einen Spieler zu holen, der am besten direkt gutes Bundesliga-Niveau spielen kann“, sagte Keller Anfang Juni und fügte hinzu, einige „fertige“ Spieler holen zu wollen. Nun wird der Sportdirektor dafür kritisiert, dass Neuzugang Christensen kein fertiger Bundesliga-Spieler und schon mal gar kein Ersatz für Ellyes Skhiri sei.

Das wiederum hat beim FC auch niemand zu irgendeinem Zeitpunkt behauptet. Im Gegenteil: Aufgrund seiner Erfahrung von 150 Pflichtspielen und seiner technischen Versiertheit und der Fähigkeiten im Spielaufbau „trauen wir ihm den Sprung in die 1. Bundesliga zu. Natürlich wird sich Jacob dazu zunächst an die höhere Spielintensität anpassen müssen“, sagte beispielsweise Keller bei der Spieler-Vorstellung. Steffen Baumgart betonte zum Vorbereitungs-Auftakt, also noch vor der ersten Trainingseinheit: „Wir haben Jacob nicht als Eins-zu-eins-Ersatz für Ellyes Skhiri geholt, sondern weil wir ihn entwickeln wollen. Wir haben auf der Sechs mit Eric Martel, Dejan Ljubicic, Denis Huseinbasic und Mathias Olesen vier Spieler, die sich im vergangenen Jahr sehr gut entwickelt haben“, so der 51-Jährige. „Bei allen Neuzugängen sind wir davon überzeugt, dass sie uns auf Sicht besser machen, den Kader breiter machen und uns mehr Möglichkeiten geben.“ Diese Perspektive werden die Kölner Verantwortlichen mit großer Wahrscheinlichkeit auch dem Spieler mitgeteilt haben. Christensen wird wissen, dass er Skhiris Fußstapfen nicht ad hoc ausfüllen muss.  

Christensen verfügt über großes Potenzial

Es ist allerdings nicht unwahrscheinlich, dass sich die Kölner Verantwortlichen größere und schnellere Entwicklungsschritte bei dem Dänen vorgestellt haben. Genauso ist es möglich, dass sie die Situation um die zentrale Position im defensiven Mittelfeld falsch eingeschätzt haben. Es besteht zumindest eine große Diskrepanz zwischen Kellers Aussagen im Juni und denen vom Juli, als Keller bestätigte, dass es keinen weiteren Zugang für die Sechs geben würde. Die durch die Verletzung von Martel entstandene Vakanz ist deutlich sichtbar.

Ob der Däne in die Rolle mittelfristig herein wachsen kann, wäre reine Spekulation. Aktuell scheint er nicht soweit zu sein. Dennoch ist der Begriff „Fehleinkauf“ relativ. Jacob Christensen wurde zunächst einmal ablösefrei verpflichtet. Es ist davon auszugehen, dass er auch nicht am oberen Ende der Gehaltstruktur wiederzufinden ist. Zwar spielt der zentrale Mittelfeldspieler in Baumgarts Planungen aktuell keine Rolle. Dazu kann und sollte es aber noch kommen. Experten wie die Datenscouts von Global Soccer Network bescheinigen dem Mittelfeldspieler zumindest ein großes Potenzial. Er gilt vor allem im defensiven Bereich auf der Sechs als besonders stark, ist zweikampstabil, verfügt über eine gutes Positionsspiel, er offenbart aber laut Experten noch Lücken im Offensivspiel sowie im Antritt. Christian Keller deutete bereits an, dass Christensen schon bald seine ersten Minuten bekommen könne. Steffen Baumgart sagte am Dienstag zum Dänen: „Wir müssen Geduld haben.“

Unterm Strich lässt sich festhalten, dass Christensen möglicherweise die Erwartungen der Kölner Verantwortlichen noch nicht erfüllt hat. Das aber mittelfristig tun kann. Ein Ersatz für Skhiri ist er nicht, das haben die Kölner Verantwortlichen aber auch nicht behauptet.  

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