Mit Gerhard Struber hat der FC einen Coach gefunden, der attraktiven Offensivfußball spielen lassen will. Hohe Intensität, hohes Anlaufen und der direkte Weg in die Spitze soll die Gegner unter Druck setzen. Dies kommt einigen Spielern zu Gute beim 1. FC Köln: So soll der Aufstieg in die Bundesliga gelingen.
Für Christian Keller war das Anforderungsprofil an den neuen Trainer klar. Gerhard Struber setzt wie gewünscht auf Angriffsfußball beim 1. FC Köln: So soll der Aufstieg in die Bundesliga gelingen
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Als der Abstieg in die 2. Bundesliga Mitte Mai für den 1. FC Köln sichere Züge annahm, schien der Scherbenhaufen für die Geißböcke kaum größer sein zu können. Abstieg, Transfersperre, ein möglicherweise scheidender Trainer, die befürchtete Spielerflucht – Köln stand vor der puren Ungewissheit. Wenige Tage vor dem Start in die 2. Bundesliga haben sich die meisten Fragezeichen beim 1. FC Köln geklärt. Der FC geht wohl mit einem zumindest schlagfertigen Kader, einem ambitionierten, motivierenden Trainer und einer wiedergefundenen Hoffnung in die neue Spielzeit. Einzig hinter Dejan Ljubicic und Marvin Schwäbe stehen noch Fragezeichen, Spieler wie Maxi Schmid oder der ein oder andere Youngster werden den FC wohl noch – vermutlich auf Leihbasis oder Richtung U21 – verlassen.
Personelle und taktische Struktur zeichnet sich ab
Auch die Konturen der Startelf werden laut Gerhard Struber immer sichtbarer. Zwar sei noch nichts in Stein gemeißelt, aber gewisse Dinge zeichnen sich ab. Zum Beispiel, dass sich um die Achse Jonas Urbig, Timo Hübers, Eric Martel und Luca Waldschmidt die verbliebenen Positionen füllen. Mit Tim Lemperle, Damion Downs und Julian Pauli könnten weitere Puzzlesteinchen gefunden sein. Aktuell scheint neben dem Duell Pauli gegen Dominique Heintz nur noch die Position des Linksverteidigers offen, doch lassen die Worte von Leart Pacarada wenig Zweifel daran, dass sich der Routinier nach der Verletzung von Max Finkgräfe auf dieser Position vorne sieht. „Wir rücken näher und natürlich gibt es in absehbarer Zeit nicht mehr so viele Wechsel und Veränderungen“, sagte Struber am vergangenen Mittwoch.
Doch nicht nur personell zeichnet sich die Idee des neuen Trainers ab, auch die spielerische Handschrift wird immer sichtbarer. Taktisch setzt der Coach ganz offensichtlich auf eine 4-1-3-2-Formation. Die Ausrichtung wählte der 47-Jährige in jeder bisherigen Begegnung, ließ sie auch gerne bei seinen Ex-Vereinen spielen. Allerdings trafen die Kölner bislang auf unterklassige Gegner – einzig Swansea spielt ebenfalls in der 2. Liga. Als sich Christian Keller nach der Trennung von Timo Schultz zum Anforderungsprofil des Nachfolgers äußerte, schwang auch ein wenig Steffen Baumgart mit. Die Kölner Verantwortlichen wollten den Hurra-Fußball des damaligen Trainers durch jede Mannschaft des Vereins transportieren, in die Teams implementieren. Hohe Intensität, hohes Anlaufen, hohes Pressing.
FC soll Offensivfußball spielen
Anforderungen und fußballerische Vorgaben, die Struber auch verdächtig oft predigt. Nachdem Timo Schultz zum Ende der vergangenen Spielzeit den Fokus auch bewusst auf mehr Defensive gelegt hat, wird der FC unter Struber wieder das Heil im Angriff suchen. Köln will in der 2. Bundesliga attraktiven Offensivfußball spielen. „Wir wollen sehr proaktiv agieren, in allen Phasen des Spiels Antworten haben, gepaart mit einer hohen Intensität“, sagte Struber bei seinem Amtsantritt. Die hohe Intensität soll mit und gegen den Ball abgerufen werden. „Wir haben den Gegner kaum ins Spiel kommen lassen mit synchronen Pressing-Momenten. Damit haben wir den Gegner richtig in die Knie gezwungen“, erklärte der Coach die starke erste halbe Stunde gegen Swansea.
Auf den ersten Blick, vor allem aber nach den ersten Tönen hört sich viel an wie unter Steffen Baumgart und eben dessen Hurra-Fußball. Und doch gibt es gehörige Unterschiede. Dass der FC zum Großteil gegen unterklassige Gegner testete, kam sicher nicht ohne Grund. Struber stellt sich bereits auf einen Fußball mit viel Ballbesitz ein. Der FC wird in der kommenden Spielzeit in den meisten Begegnungen dominant auftreten müssen, sicher auch auf Fehler des Gegners warten, oft aber das Spiel machen. In den Umschaltmomenten sollen seine Spieler den direkten Weg in die Spitze suchen und nicht über den Umweg Flanken, den Baumgart bevorzugte und von seiner Mannschaft forderte. Der FC war das Flankenteam der Liga, aber alles andere als der Top-Verwerter der Hereingaben.
Schnelles Vertikalspiel in die Spitzen
Nun also der tiefe Ball in die Spitze. Eine Spielwiese, die gleich mehreren FC-Profis entgegen kommen könnte. „Sein Spiel passt sehr gut zu uns und auch zu mir. Er will über die Zehn Spielen, dort aufdrehen. Das ist genau mein Spiel“, erklärte beispielsweise Mark Uth. Auch Luca Waldschmidt oder Sargis Adamyan sind Spieler, die hinter den Spitzen für kreative Momente sorgen können. Sicher ein probates Mittel für eine Mannschaft, die sich in der vergangenen Spielzeit nicht durch eine überragende Kopfballstärke vor dem Tor auszeichnete. Das schnelle Vertikalspiel soll zudem eine mögliche Unordnung der gegnerischen Hintermannschaft ausnutzen. „Wir haben das Chaos beim Gegner ein paar Mal richtig gut nutzen können“, schwärmte Struber nach dem Swansea-Spiel.
Vor allem aber soll der Unterschied in der Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor liegen. Denn genau da offenbarten die Geißböcke in der Vorsaison ihre größte Schwäche. Eine Schwäche, die der FC aber auch nicht im Duell gegen Swansea komplett ablegen konnte. “Wir dürfen Tore schießen nicht als etwas Besonderes sehen, sondern einfach als Konsequenz aus der Balleroberung“, erklärt der Coach und fordert mehr Unbarmherzigkeit vor dem gegnerischen Kasten. Gefordert hat das Steffen Baumgart auch. Nun wollen es die Kölner in der 2. Liga auch umsetzen.
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