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Doppelspitze statt Doppelsechs – die richtige Entscheidung?

FC-Trainer Steffen Baumgart überraschte gegen Leverkusen mit seiner taktischen Ausrichtung. Der Trainer vertraute der Doppelspitze anstatt der Doppelsechs.

FC-Trainer Steffen Baumgart hatte am vergangenen Freitag vor der Leverkusener Offensive gewarnt. Dennoch entschied sich der Kölner Coach für die vermeintlich offensivere Variante. Doppelspitze statt Doppelsechs – war das die richtige Entscheidung?

Obwohl die Personalsituation beim 1. FC Köln eigentlich wenige Optionen bot, hielt FC-Trainer Steffen Baumgart zum Nachbarschafts-Duell am Sonntag dann doch eine Überraschung bereit. Nicht etwa, dass Rekonvaleszent Eric Martel etwas verfrüht wieder in der Startelf gegen Leverkusen stand. Das war eben jener Personalnot geschuldet und hatte sich bereits unter der Woche angedeutet. Vielmehr überraschte, dass der Kölner Trainer auch gegen den ungeschlagenen und besonders torgefährlichen Tabellenführer die vermeintlich offensivere Variante mit zwei Spitzen und nur einer Sechs aufbot: Zum zweiten Mal in dieser Spielzeit hieß die Devise Doppelspitze statt Doppelsechs.

Erstaunlich, denn Baumgart selbst hatte noch unter der Woche von der Offensivkraft und Variabilität jener Offensive der Leverkusener geschwärmt und gewarnt. Nun setzte der Coach nur auf den 21-jährigen Martel im defensiven Zentrum, und das unmittelbar nach der Verletzung. Ein Vertrauensbeweis, aber auch ein gewisses Risiko, wie sich bereits nach 40 Sekunden zeigte, als Florian Wirtz zum ersten Tempovorstoß der Leverkusener ansetzte. Es sollte nicht der letzte gewesen sein.

Alidou kein Faktor im Angriff

Zudem stand Faride Alidou erstmals in der Startelf der Kölner. Auch das kam nicht sonderlich überraschend. Schließlich waren dem Kölner Trainer in der vergangenen Woche mit Linton Maina und Luca Waldschmidt gleich zwei Optionen für die linke Außenbahn weggebrochen. Allerdings beackerte der etatmäßige Linkaußen zunächst nicht etwa die linke Seite, die Frankfurter Leihgabe stand zu Beginn der Begegnung neben Davie Selke im Sturmzentrum. Eine überraschende und wenig wirksame Maßnahme. Alidou hatte diese Position bislang noch nicht gespielt und machte ehrlich gesagt auch wenig Werbung für weitere Einsätze. Der Offensivspieler kam in der Spitze zu keinem Torschuss, keiner Torschussvorlage, keiner Flanke. Dazu passten die Laufwege nicht zu den aus dem Mittelfeld oder den Außen gespielten Pässen. Der 22-Jährige fand in der Offensive überhaupt keine Bindung zum Spiel und somit auch so gut wie gar nicht statt.

Ganz anders Martel, der nach gut 45 Minuten nach einer Ecke zur einzigen ernsthaften Kölner Chance kam, diese aber nicht nutzte, obwohl er sie wohl hätte nutzen müssen. Dennoch ackerte der Rekonvaleszent, lief viele, sehr viele Löcher zu und ging keinem Zweikampf aus dem Weg. Martel kam auf eine Zweikampfquote von mehr als 72 Prozent, erreichte damit den Bestwert. Doch auch der U21-Nationalspieler konnte nicht alle Lücken stopfen, Leverkusens Offensive war einfach zu stark, zu variabel, zu gewaltig, das Kölner Mittelfeld zu offen, nicht kompakt genug. So wie bei der Führung der Leverkusener, als sich Boniface den Weg durch das Zentrum suchte, erst Timo Hübers und dann eben Martel aussteigen ließ. Es fehlte der Nebenmann, die Unterstützung, obwohl sich sowohl Denis Huseinbasic als auch Dejan Ljubicic ab und an notgedrungen zurückfallen ließen.

Schwäbe bewahrt den FC vor Schlimmerem

Zur zweiten Halbzeit stellte Baumgart um, zog Huseinbasic ins Zentrum zurück, Alidou kam nun über die rechte Seite. Tatsächlich hatte Leverkusen nach dem Wechsel nicht mehr die Wucht, das Tempo des ersten Durchgangs. Ob der Baumgartschen Maßnahme geschuldet oder ob die Alonso-Elf einfach einen Gang runter schaltete, der FC stand nun höher, auch wenn er weiterhin keinen wirklichen Zugriff bekam. Zwar waren die Kölner nicht mehr so anfällig für den spielerischen Tempofußball, gerade durch das Zentrum, dafür aber für das Umschaltspiel der Leverkusener wie beim 3:0 durch Boniface. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Schwäbe noch einige gute Chancen der Werkself entschärfte und Köln in der Offensive weiterhin nichts zustande brachte.

Ob eine andere taktische Ausrichtung gegen den Tabellenführer insofern besser funktioniert hätte, ist spekulativ und gleichzeitig doch sehr unwahrscheinlich. Leverkusen war dem FC am Sonntag in jeglicher Hinsicht überlegen. 65 Prozent Ballbesitz, 300 Pässe mehr als die Kölner, eine Passquote von 92 Prozent im Vergleich zu 80 Prozent – sprechen eine deutliche Sprache. Allerdings spielten weder Alidou noch Davie Selke am Sonntag eine entscheidende Rolle, insofern verpuffte die taktische Maßnahme der Doppelspitze. Das konnte Baumgart wiederum vor dem Spiel nicht wissen.

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