, ,
Startseite » CAS-Urteil: Sportrechtler teilt FC-Optimismus nicht

CAS-Urteil: Sportrechtler teilt FC-Optimismus nicht

Kommt die Transfersperre oder nicht? Die Frage war natürlich auch ein Thema auf der Mitgliederversammlung am Mittwochabend. Die Kölner Bosse hörten sich sehr optimistisch an. Sportrechtler Gregor Reiter ist deutlich skeptischer.

Am Mittwochabend nahmen die Kölner Verantwortlichen erstmals Stellung zu der CAS-Verhandlung im Fall Jaka Cuber Potocnik – und hörten sich dabei doch recht optimistisch an bezüglich des CAS-Urteil: Sportrechtler Gregor Reiter teilt den FC-Optimismus allerdings nicht.

Dass das Thema CAS-Urteil im Fall Jaka Cuber Potocnik auf der Mitgliederversammlung auf den Tisch kommen würde, überraschte nicht wirklich. Wie ein Damoklesschwert schwebt die mögliche Transfersperre über dem 1. FC Köln und seltsamerweise auch über der aktuellen sportlichen Situation. Dass die Kölner Verantwortlichen aber Stellung bezogen, verwunderte dann doch. Schließlich hatte der Klub bislang immer darauf verwiesen, dass man sich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern werde.

Diesen Hinweis gab FC-Vizepräsident Carsten Wettich auch am Mittwochabend, um dann aber doch einige Worte über das Urteil und den möglichen Ausgang zu finden. „Aus unserer Sicht haben unsere Zeugen bestätigt, dass der Sachverhalt wie von uns vorgetragen richtig ist. Das heißt, sie haben bestätigt, das schriftliche Zusagen Olimpija Ljubljanas an den Spieler Jaka Potocnik nicht eingehalten wurden“, erklärte Wettich und betonte, dass der Spieler überzeugt gewesen sei, verschiedene Zusagen bekommen zu haben, die nicht eingehalten worden seien. Demzufolge habe der Spieler rechtmäßig gekündigt. Tatsächlich hatte Potocnik einen Tag vor der Unterschrift beim FC sein altes Arbeitspapier in Ljubljana gekündigt. Unter anderem war dem Spieler versprochen worden, er könne am Training der ersten Mannschaft teilnehmen. Dazu sei es dem Vernehmen nach aber nicht gekommen.

Sportrechtler Dr. Gregor Reiter glaubt weiterhin an eine Sperre

Die zeitliche Nähe zwischen Kündigung und neuem Kontrakt stellt den FC vor ein Problem. Vor allem deswegen wirft die FIFA dem FC Anstiftung zum Vertragsbruch vor. Anfang Februar hat die FIFA den FC tatsächlich für schuldig befunden, die Kündigung von Seiten der Mutter sei „ohne Rechtsgrund“ erfolgt. Der FC ging vor dem CAS in Berufung, es folgte das Aussetzen der Strafe und zuletzt die Verhandlung. Und die scheint aus Kölner Sicht positiv verlaufen zu sein. „Genauso wurde von den Zeugen bestätigt, dass wir den Spieler nicht angestiftet haben. Dieser Sachverhalt ist am Ende aber unerheblich, wenn die Kündigung wirksam ist. Was bedeutet das? Der CAS wird seine Entscheidung treffen.“ Aufgrund der Zeugenaussagen und der von Experten sei der Klub zuversichtlich, „dass unsere Argumentation auf positives Gehör trifft und der CAS dann die Kündigung von Jaka als rechtsmäßig erachtet und die Spielsperre gegen den Spieler und die Transfersperre gegen den FC aufheben wird“, erklärte Wettich am Mittwoch.

Klingt aus Sicht des FC erst einmal gut. Der renommierte Sportrechtler Gregor Reiter teilt den Optimismus der Kölner Verantwortlichen aber nicht. „Die Argumentation des 1. FC Köln ist und bleibt einfach zu dünn. Der Kündigungsgrund ist nicht ausreichend“, sagt Reiter zu come-on-fc.com. „Mal angenommen, Ljubljana hätte die Gehälter nicht bezahlt und somit gegen seine Hauptleistungspflicht gegenüber dem Spieler verstoßen. Dann hätte ein außerordentlicher Kündigungsgrund für den Spieler vorgelegen und die Nähe zwischen Kündigung und neuem Vertrag würde weniger ins Gewicht fallen“, sagt Reiter. „In diesem Fall wäre der FC vielleicht mit einer Verwarnung oder einer geringen Geldstrafe davon gekommen. Aber bei den vorgetragenen Kündigungsgründen, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass der CAS von einer Transfersperre vollständig absieht.“

FC fährt zweigleisig

Der Sportrechtler erlebte einen ähnlichen Fall, allerdings vor einem deutschen Arbeitsgericht. Auch in diesem Fall wurden mündliche Absprachen nicht eingehalten, das Arbeitsgericht sah keinen gerechtfertigten Grund für eine Kündigung. „Dazu kommt dann die zeitliche Nähe der Kündigung und des neuen Vertrags. Ich habe schon viele Transfers mit abgewickelt. Auch am Deadline Day. Aber, dass ein Spieler einen Vertrag unterschreibt, der am gleichen Morgen erstmalig Kontakt zu dem neuen Club hatte, das habe ich noch nicht erlebt. Das heißt nicht, dass es das nicht geben kann. Aber der FC wird hier echte Überzeugungsarbeit leisten müssen, um die Vermutung der Anstiftung aus der Welt zu schaffen.“ Reiter glaubt, dass der CAS auch aus rechtspolitischen Gründen bei der Strafe bleibt. „Sollte der CAS dem FC recht geben, dann wird dieses Urteil von den Juristen der Vereine sehr genau studiert werden. Es öffnet meiner Meinung nach die Möglichkeit zum Missbrauch“, so Reiter. „Dann will ich nicht wissen, wie andere Klubs mit diesem Urteil umgehen.“

Reiter weiter: „Aus meiner Sicht wäre eine Reduktion des Strafmaß auf ein Transferfenster für den FC schon ein gutes Ergebnis.“ Hoffnung hatte den Kölnern eine Entscheidung des CAS bei Olympique Marseille gemacht. Auch der französische Erstligist war mit einer Transfersperre belegt worden, diese wurde aber gänzlich aufgehoben. Marseille legte offenbar gute Gründe vor, die eine vermeintliche Anstiftung zum Vertragsbruch widerlegten. Ob der FC die vorlegen kann, ist fraglich. Nun warten die Kölner auf das Urteil aus Lausanne. „Sollte der CAS den FC mit einer Transfersperre von einer Periode belegen, gehe ich davon aus, dass das Urteil vor der Wintertransferperiode verkündet wird“, sagt Reiter. „Der CAS wird den FC nicht mit dieser einen Sperre im Sommer belegen. Ein Sommer ohne Transfers wäre sportlich wesentlich schwerer zu verkraften, als ein Winter. Sollte die Verkündung erst im neuen Jahr anstehen, wäre das vielleicht ein gutes Zeichen. Persönlich würde ich mich für den FC freuen, wenn ich Unrecht hätte, nur mir fehlt der Glaube.“

Komplett überzeugt sind die FC-Verantwortlichen auch nicht und fahren sicherheitshalber zweigleisig. „Um alle Eventualitäten abzudecken, denken wir in allen Szenarien“, erklärte Keller am Mitwoch.

 

Schreibe einen Kommentar