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Das bedeutet die Transfersperre für den Kölner Kader

Nur wenige Minuten nach dem offiziellen Aus von FC-Trainer Steffen Baumgart erfuhren die Kölner Verantwortlichen von der Bestätigung der Transfersperre. Laut Christian Keller sieht man darin nun aber auch eine Herausforderung. Doch wie kann der FC diese überhaupt bestreiten? Wir haben die Fragen und Antworten gesammelt.

Nun ist sie also da. Die Transfersperre gegen den 1. FC Köln – Wir haben Fragen und Antworten gesammelt.

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Die Bombe platzte am Donnerstagnachmittag – nur wenige Minuten nachdem der FC die Trennung von Steffen Baumgart bekannt gegeben hatte, trudelte die E-Mail aus Lausanne ein: Transfersperre bestätigt, der FC darf ein ganzes Jahr lang keine Spieler verpflichten – und das in der aktuellen sportlichen Situation. „Ach du Scheiße“, waren die ersten Worte, die Christian Keller in den Sinn kamen, erklärte der Sportdirektor am Freitag auf der Pressekonferenz. Dann habe er den Blick aber umgehend nach vorne gerichtet, getreu dem Motto „jetzt erst recht“. Genau diesen Kampfgeist werden die Kölner Verantwortlichen in den kommenden Monaten auch bitter nötig haben, denn der FC steht vor einer herausfordernden Zeit. Die akute Schieflage wird jedenfalls nicht durch neue Spieler wieder auf die richtige Bahn geschoben. Tatsächlich droht den Kölnern der sportliche Super-Gau.

Wie ist die aktuelle Vertragssituation?

Die Kölner Verantwortlichen sehen das erwartungsgemäß anders. Man schwimme nicht, erklärte FC-Präsident Werner Wolf am Freitag. Vielmehr habe man sich auf jegliche Szenarien vorbereitet. So ergänzte Keller habe man bewusst die Verträge der Leistungsträger frühzeitig verlängert. Das gilt für Spieler wie Marvin Schwäbe, Timo Hübers, Davie Selke oder Jan Thielmann. Auch Jeff Chabot verfügt nach seinem festen Kauf noch über einen langfristigen Kontrakt – genauso wie Eric Martel. Bis 2025 laufen noch die Verträge von Akteuren wie Florian Kainz, Mark Uth, Linton Maina oder Dejan Ljubicic. Gerade letzterer wird im Winter nun wohl nicht verkauft werden können. Ob er dann im Sommer als Transferkandidat gilt, ist angesichts der Konstellation ebenfalls fraglich. Es wäre vermutlich die letzte Chance, dass der FC für seinen wertvollsten Spieler noch einmal richtig abkassieren kann. Welche Verträge für die 2. Bundesliga gelten, ist indes nicht bekannt. Bei einem Abstieg würden aber mit großer Sicherheit einige Spieler den Klub verlassen. Die Verträge von Philipp Pentke, Dominique Heintz und Benno Schmitz laufen zudem im kommenden Sommer aus. Vertragsverlängerungen haben per se nichts mit der Strafe zu tun.

Wie geht es weiter mit den Leihspielern?

Aktuell verfügt der FC über fünf Spieler, die an andere Klubs verliehen sind. Die Transfersperre hat keinen Einfluss auf diese Akteure, sie können alle problemlos zum FC zurückgeholt und bei Bedarf die Verträge auch verlängert werden, allerdings erst mit dem Ende des Leihvertrags. „Fünf Leihen auf einmal ist schon relativ viel. Natürlich haben wir diese Spieler verliehen, damit sie im Sommer 2024 zurückkommen und um einen Bundesligaplatz konkurrieren werden“, sagte Keller am Freitag. „Sie werden alle im Sommer zurückkommen und dann schauen wir, wie weit sie sind.“ Die Leistungen sind – wenn auch in unteren Ligen – durchaus ordentlich. Torwart Jonas Urbig blieb bei Greuther Fürth in acht von 16 Spielen zu Null – Liga-Bestwert. Der Keeper würde dem FC in der aktuellen Situation aber ohnehin nicht weiterhelfen. Tim Lemperle, ebenfalls an Fürth verliehen, würde schon eher ins Muster passen. Der Angreifer hat in dieser Saison schon vier Tore erzielte und drei vorbereitet.

Marvin Obuz kommt bei RWE auf vier Tore und sechs Vorlagen – allerdings in Liga drei. Für Maxi Schmid läuft es bei Roda Kerkrade ebenfalls gut, er traf bereits vier Mal, legte zwei Tore auf. Und auch Innenverteidiger Nikola Soldo hat sich beim 1. FC Kaiserslautern festgespielt. Allerdings wäre eine verfrühte Rückkehr auch ohne Transfersperre nur bei einer entsprechenden Klausel im Vertrag möglich. „Wir haben ganz bewusst keine Rückhol-Möglichkeit für den Winter eingeräumt, weil es um die Entwicklung der Spieler geht“, sagte Keller. „Ein junger Spieler braucht schon ein wenig Zeit. Alle fünf Spieler haben impact auf ihre Mannschaft, trotzdem wird es für ihren Entwicklungsprozess besser sein, wenn sie die vier Monate noch mitnehmen.“ Ohnehin glaubt Keller nicht, dass einer der Spieler, trotz ihrer Qualität, das Zeug zum „Heilsbringer“ habe.

Darf der FC die geliehenen Spieler fest verpflichten?

Ja. Bei der Sperre geht es ausschließlich um Neu-Registrierungen. Dazu zählt technisch und formell auch die feste Verpflichtung eines bislang geliehenen Spielers, der beim Auslaufen des Vertrags rein rechtlich zurück zu seinem Verein und bei dem dann (wieder) aufnehmenden Klub ein neues Arbeitspapier unterschreiben muss. Obwohl es sich also um eine Neuregistrierung handelt, erlaubt die FIFA dieses Vorgehen ausdrücklich. Akteure wie Luca Waldschmidt oder Rasmus Carstensen dürfen die Kölner festverpflichten. Dem Vernehmen nach liegt in den meisten Fällen der Leihspieler ja auch eine Kaufoption vor. Bei Carstensen soll sie bei 1.5 Millionen Euro liegen, bei Luca Waldschmidt bei rund vier Millionen.

Was ist mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs?

Darin liegt offenbar die große Hoffnung der Kölner. „Wir können jetzt Dinge angehen, die wir in einer normalen Situation nicht angegangen wären. Vielleicht sind wir jetzt auch gezwungen, mehr auf junge Spieler zu setzen“, sagte Keller und betonte die Qualität der eigenen Jugendarbeit. Tatsächlich ließ es sich der 45-Jährige auch nicht nehmen, vielleicht auch unbeabsichtigt, einen kleinen Seitenhieb Richtung Steffen Baumgart abzufeuern. „Vielleicht muss jetzt der Mut erzwungen werden, auch mal Spieler reinzuschmeißen, bei denen man normalerweise vielleicht gesagt hätte, sie sind nicht so weit. Vielleicht muss man es jetzt einfach mal machen.“ Mit Max Finkgräfe und Damion Downs feierten bereits zwei Youngsters ihr Profidebüt in dieser Spielzeit. Weitere können folgen. Denn laut FIFA darf der Verein Spieler ab 16 Jahren im Profiteam einsetzen. Ob diese aber die Qualität haben, dem Klub direkt zu helfen, steht auf einem anderen Blatt.

Dürfen vertragslose Spieler jetzt oder unmittelbar nach der zweiten Transferperiode – also im September 24 verpflichtet werden?

Nein. Das Urteil gilt ab dem Moment des Eingangs. Es dürfen keine Spieler jetzt noch verpflichtet werden. Und auch im September ist die Sperre noch nicht rum. In den Regularien der Fifa steht: „Dem Verein ist es national sowie international untersagt, neue Spieler zu registrieren und zwar für zwei aufeinanderfolgende Registrierungszeiträume. Der Klub kann neue Spieler erst ab dem nächsten Registrierungszeitraum nach vollständiger Verbüßung der betreffenden sportlichen Sanktion registrieren“.

Auf Grund vermehrter Nachfrage: Die Transfersperre bezieht sich nur auf Spieler, nicht auf einen neuen Trainer.

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