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Der FC so schwach wie 17/18 – und doch auch wieder nicht

Ein Punkt aus sieben Spielen – so schlecht ist der FC bislang nur in der Abstiegssaison 17/18 in die Spielzeit gestartet. Viel erinnert an die Horror-Spielzeit vor sechs Jahren. Doch es gibt auch Unterschiede.

Die Erinnerungen an die Horror-Spielzeit 2017/2018 sind noch präsent, die Parallelen zu damals aktuell groß. Der FC scheint so schwach wie 17/18 zu sein – und doch auch wieder nicht.

„Die Mannschaft hat Bock darauf, diese Situation gemeinsam mit dem Trainer durchzustehen“, „In der Länderspielpause werden wir alles abschütteln, was negativ ist“, „Es ist einfach eine unglaublich schwierige Phase. Wir nutzen unsere Chancen nicht und machen hinten Fehler. Aber wir haben Leben in der Truppe, wir geben uns nicht auf“ – die Durchhalteparolen der FC-Profis wirken so vertraut und sind doch schon sechs Jahre alt. Als sich der FC vor ziemlich genau sechs Jahren in die Länderspielpause verabschiedete, war die Situation rund um das Geißbockheim mehr als nur brisant. Der Abstiegskampf war ausgerechnet in der Europacup-Saison auf einmal ein bedrohliches Szenario. Nicht nur die Aussagen und die Stimmungslage erinnern erschreckend stark an die aktuelle Situation in Köln: ein Punkt aus sieben Spielen, dazu eine Torbilanz von 2:15 – der sechste Abstieg der Vereinsgeschichte nahm sehr früh in der Saison Konturen an. Auch damals spielten die Kölner in einigen Begegnungen gar nicht schlecht, waren in der Offensive aber zu nachlässig, in der Defensive zu anfällig. Die Parallelen sind besorgniserregend, erschreckend, vor allem aber groß.

Der fünftschlechteste Saisonauftakt der Bundesliga-Geschichte

Und doch dann auch wieder nicht. Und das sicher nicht wegen der noch schwächeren Tordifferenz, die den damaligen Auftakt zum aktuell fünftschlechtesten der Bundesliga-Geschichte gemacht hat. Die Konstellation war eine andere. Der FC befand sich im fünften Jahr mit Peter Stöger eigentlich im siebten Himmel. Die Kölner hatten den Europapokal erreicht, reisten durch Europa und träumten von mehr. Und das nicht wegen der die-Kölner-gewinnen-einmal-und-träumen-von-der-Champions-League-Mär. Nein, der FC hatte sich unter Peter Stöger sukzessive verbessert – vom Aufsteiger über die Plätze 12, 9, zu 5. Es gab wenig Anlass, mit Sorge in die Spielzeit zu starten. Zumal die Kölner Kassen nach dem Modeste-Transfer gefüllt wie nie zuvor schienen. Und doch hatte man das Gefühl, dass Trainer und Mannschaft den Zenit erreicht, ihn sogar überschritten haben könnten. Ein nicht definierbarer Schatten mischte sich unter das Europapokal-Glück.

Im Gegensatz zur aktuellen Saison war das Auftaktprogramm für einen Europacup-Teilnehmer ein Machbares. Offenbar aber nur auf dem Papier. Denn der FC machte relativ wenig aus dem, was man dem Trainer zu Beginn der Spielzeit zur Verfügung gestellt hatte. Rund 35 Millionen hatten die FC-Bosse im Sommer in neue Spieler investiert. Nur wollte das neue Konstrukt so gar nicht funktionieren. Köln kassierte Pleite um Pleite, verlor gegen Gladbach, Augsburg und Hamburg – allesamt Mannschaften, die sich eigentlich mindestens auf Augenhöhe hätten befinden sollen. Die Serie wurde zu einer Krise, so dass Claudio Pizarro im zarten Alter von 38 Jahren noch aus der Vertragslosigkeit geholt wurde. Steffen Baumgart und Christian Keller lehnen einen vertragslosen Spieler aktuell ab. Vor allem, weil die Integration des neuen Spielers wohl zu lange dauern würde. Falls die Beiden einen Beleg für ihre These benötigen, der Peruaner wäre ein gutes Beispiel. Ein Tor schoss der Champions-League-Sieger von 2013 für die Geißböcke. Auch Pizarro konnte dem FC nicht helfen.

Fehlendes Vertrauen zwischen Stöger und Schmadtke

Die Krise lag aber sicher nicht an einer grundsätzlich mangelnden Qualität des Kaders. Der FC war eigentlich breit aufgestellt. Dachte man zumindest. Allerdings erwiesen sich gleich mehrere Transfers als Fehleinkäufe, die zudem noch mit sehr lukrativen Verträgen ausgestattet wurden. Eigentlich breit aufgestellt, denn zeitweilig fehlten mehr als ein Dutzend Spieler gleichzeitig verletzt. Eine herbe Belastung, zumal diese für die Kölner mit dem Europapokal gleich doppelt so groß war. Zwar hat der FC in dieser Saison mit deutlich weniger Verletzten zu kämpfen, durch den dünnbesetzten Kader wiegen diese allerdings ähnlich schwer. Und doch muss Köln nicht an mehreren Fronten gegen die Misere ankämpfen und das Lazarett scheint sich noch rechtzeitig lichten zu können. Zudem hält Baumgart an seinem Spielsystem fest, spielt weiterhin attraktiven Fußball, bei dem man durchaus das Gefühl hat, er kann auch wieder erfolgreich sein.

Den größten Unterschied zu damals macht aber sicherlich die Stimmung am und um das Geißbockheim. Steffen Baumgart erhält von der Kölner Führung vollste Rückendeckung. Die FC-Bosse vertrauen ihrem „Entwickler“ blind. Das gleiche gilt für das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft. Das Gebilde ist intakt. Der Coach betonte erst zuletzt, dass dazwischen kein Blatt passen würde. Vor sechs Jahren war das Verhältnis zwischen Peter Stöger und Jörg Schmadtke bereits gestört. Das Duo, das aus dem FC wieder einen soliden Bundesligisten gemacht hatte, wollte nicht mehr funktionieren, nicht mehr zusammenfinden. Es kam zum Zerwürfnis, das mit dem Abschied von Schmadtke aus Köln einherging. Der FC hatte in dieser Zeit viel von einem Chaos-Klub, das Gebilde war fragil. „Am Ende zählen nur Punkte, um der Krise zu entgehen“, sagte Peter Stöger vor ziemlich genau sechs Jahren. Immerhin eine weitere Parallele zu heute.

2 Gedanken zu „Der FC so schwach wie 17/18 – und doch auch wieder nicht“

  1. Ich bedauere, dass meine Kritik an der Artikellänge nicht sonderlich ernst genommen wird, wie dieser Artikel unter Beweis stellt.

    Richtig ist aber inhaltlich, dass ein Vergleich zur Saison 2017/2018 durchaus angezeigt ist, da auch in der laufenden Saison offenbar das Hauptaugenmerk auf „Ruhe im Verein“ samt dem Schutz des zahlenmäßig ausuferdem Trainer-Team angelegt ist.

    Damals wurde ich per Email von einem Michael (ehemals Mitglied des Mitgliederrats) aufgefordert, die „Ruhe im Verein“ nicht zu stören.

    Die unerwünschte Kritik hielt bis zur Mitgliederversammlung des Jahres 2017.
    Das Ende von Trainer, Manager und Vorstand dürfte der aktiven Fanszene noch bestens in Erinnerung sein.

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