Nach dem 3:0-Erfolg über Holstein Kiel hat der FC am Samstagabend auch in der Liga nachgelegt. Gegen Hertha BSC gab es ein verdientes 1:0. Ein wichtiger Sieg, doch für eine Wende noch ein bisschen früh beim 1. FC Köln: Ein weiterer Schritt aus der Krise, mehr nicht.
Die vergangenen 14 Tage waren eine emotionale Berg- und Talfahrt. Mit dem zweiten Sieg in Serie sorgten die Geißböcke am Samstagabend für ein kollektives Aufatmen beim 1. FC Köln: Ein weiterer Schritt aus der Krise, mehr ist es aber noch nicht.
Wir wollen weiter wachsen. Folgt uns auf Instagram und Facebook. Unter den jeweils ersten 1000 Followern verlost come-on-fc.com je einen Gutschein im Wert von 50 Euro für den FC Fanshop. ** Zu den Teilnahmebedingungen.
Gerhard Struber fungierte in den vergangenen zehn Tagen im Grunde in einer Doppelfunktion. Zum einen natürlich als Trainer an der Seitenlinie des 1. FC Köln, zum anderen war er aber auch eine Art menschliches Gefühlsbarometer der Kölner Seele. Nach der Pleite gegen Darmstadt war der Coach sichtbar angefressen, wütend. Nach der Niederlage gegen Paderborn wirkte der 47-Jährige fast schon ratlos. Es folgte eine seltsame Trotzreaktion auf den 3:0-Erfolg gegen Kiel, ein deutlich besser gelaunter Coach unter der Woche am Geißbockheim und dann ein feixender Trainer am Samstagabend am Mikrofon von Sky. „Wir haben jetzt mal eine gute Woche hinter uns gebracht und wissen alle, dass die letzte 14 Tage schon nicht so einfach waren für uns gemeinsam. Aber wir haben uns richtig gut rausgestrampelt und jetzt gilt es einfach, drauf zu bleiben“, sagte der Coach gut gelaunt.
Struber: „Das System tut uns gut“
Die gute Laune kam natürlich nicht von ungefähr. Vor sieben Tagen noch galt der FC-Trainer als angezählt oder seine Tage als Trainer des FC gezählt. Ein Abschied war angeblich nur noch eine Frage der Zeit, hieß es. Sieben Tage später tanzten die Kölner Spieler vor den rund 15.000 (!) Fans im Berliner Olympiastadion, so, als habe es nie eine Krise gegeben. Die hat es schon gegeben und vermutlich ist sie auch noch nicht vorbei. „Wir sind nicht naiv. Wir haben schon gemerkt, dass es zuletzt ein Stück wie emotionaler geworden ist. Wir haben in dieser Phase aber unter Beweis gestellt, dass wir aufeinander bauen können“, sagte der Kölner Trainer. Der FC hat sich mit dem verdienten 1:0 über Berlin sowie dem Pokalerfolg gegen Kiel Luft verschafft, Luft, die noch vor einer Woche extrem dünn zu sein schien.
„Ich finde, wir haben in der Phase einen sehr sehr guten Austausch gehabt, wir haben uns immer wieder gut abgestimmt und am Ende immer an die Jungs geglaubt“, sagte der Trainer. „Jetzt haben wir wieder einen guten Schritt gemacht, aber auch nicht mehr.“ Der gute Schritt war tabellarisch tatsächlich kein besonders großer, denn die Kölner haben sich durch den Sieg „nur“ von Rang zwölf auf Platz zehn verbessert. Und doch scheint Struber in den vergangenen Einheiten die richtigen Stellschrauben gefunden zu haben – zumindest für den Moment. Gegen doch insgesamt harmlose Berliner trat Köln überraschend dominant auf. Die Hertha übergab dem FC das Spielgerät und lauerte auf Konter. Doch da der FC seine Stabilität tatsächlich gefunden zu haben scheint, fand Berlin im Grunde kein Mittel.
Die nächste richtungweisende Begegnung wird kommen
Und das war offensichtlich auch der Matchplan. „Es war das Gebot der Stunde, dass wir mehr Stabilität reinkriegen. Das System tut uns gut“, sagte der Coach, der erneut die Dreierkette gewählt hatte. „Dass wir gegen einen so starken Gegner hier wieder zu Null spielen, gibt uns in der Systemfrage recht“, so der Trainer. Zumindest in Teilen drängte sich in der Anfangsphase aber das Gefühl auf, dass die Stabilität auch wieder ihren Preis haben könnte. So fand Hertha gegen die kompakte Kölner Mannschaft kein Mittel, der FC in der Offensive aber auch nicht wie gewünscht statt. Erst ein genialer Pass von Dominique Heintz veränderte das Spiel. Der Innenverteidiger schickte Tim Lemperle, der bereits sein sechstes Saisontor erzielte. „Das war ein super Ball vom Dominique Heintz. Wir haben analysiert, dass die Innenverteidiger gerne mit rausgehen und dahinter wurde die Lücke frei. Da starte ich rein und dann ist der Ball natürlich extreme Weltklasse“, sagte der Torschütze.
Nach dem Wechsel kam Berlin in eine kleine Drangphase, doch der FC fand zurück ins Spiel und hätte eigentlich nachlegen müssen. Unter anderem vergab Dejan Ljubicic die dicke Chance zum 2:0 und hielt das Spiel unnötig offen. Berlin fiel im Schlussdrittel auch weiterhin wenig ein. Köln blieb dem zweiten Treffer näher, doch auch Downs vergab in der Nachspielzeit. So zitterten die Geißböcke bis zum Schlusspfiff, um sich mit drei Punkten für eine ordentliche und konzentrierte Leistung zu belohnen. Strubers Lächeln deutete anschließend daraufhin, dass da gleich mehrere Brocken von seinen Schultern gefallen waren. Kein Wunder, die Krise war auch Struber nicht spurlos vorübergegangen. Von Zweifeln an seiner Arbeit wollte der Coach aber nichts wissen. „Ich spüre richtig viel Vertrauen. Wir haben ein sehr sehr guten Austausch im Management“, sagte Struber.
Heintz: „Wenn wir da noch mal drei Punkte holen, haben wir eine gute Aufholjagd gestartet“
Allerdings wird auch der Coach wissen, dass es mit der Euphorie schnell wieder vorbei sein kann. Fakt ist, dass der FC nicht über den Berg ist, es sich bei den zwei Pflichtspielsiegen in Folge sicher nicht um eine Wende handelt. Denn die Geißböcke belegen nach einem Drittel der Spielzeit immer noch einen Rang in der unteren Tabellenhälfte. 15 von möglichen 33 Punkten sind eine bessere Ausbeute als noch vor einer Woche, aber noch weit von den Ansprüchen der Kölner entfernt. Immerhin befindet sich der direkte Aufstiegsplatz nur noch fünf Punkte entfernt. Den nächsten Schritt können die Geißböcke am kommenden Samstag gegen Fürth machen. „Wenn wir da noch mal ein gutes Spiel machen und drei Punkte holen, haben wir schon mal eine gute Aufholjagd gestartet“, sagte Heintz.
Struber dürfte nach den beiden Erfolgen ein wenig fester im Kölner Sattel sitzen. Zumindest scheint sein Plan der Dreierkette zu greifen. Gegen verunsicherte Fürther sind drei Punkte durchaus möglich. Dann wäre die Trainerdiskussion pünktlich vor der Länderspielpause wohl endgültig vom Tisch. Bei einer Niederlage würden zumindest die Störgeräusche wieder lauter. Es wird wohl die nächste richtungweisende Begegnung in Köln.
Wie ist deine Meinung? Du hast einen Fehler gefunden? Dann lass uns etwas in den Kommentaren da! Wir freuen uns auf einen Austausch mit dir!