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Duell gegen Bayern: Bietet die Aussichtslosigkeit die Chance?

Am Freitagabend empfängt der FC den FC Bayern München. Bei der anhaltenden Krise hätten viele Kölner Fans sicherlich gerne einen anderen Gegner. Doch vielleicht kommen die Bayern genau zum richtigen Zeitpunkt.

Der Tabellenzweite gegen den Tabellenvorletzten, 42 Tore gegen neun, neun Gegentore gegen 23 – die Vorzeichen sind am Freitagabend klar verteilt. Alles andere als eine Niederlage wäre eine Überraschung für den 1. FC Köln: Deswegen ist das Bayern-Spiel nicht aussichtslos.

Luca Waldschmidt hätte dem Spiel eine ganz andere Wendung geben können. Dem Spiel gegen Leipzig, jenem Duell am 9. Spieltag der Fußball-Bundesliga, das in einem Debakel endete. Der Offensivspieler setzte den Ball nach starker Hereingabe von Linton Maina an den Innenpfosten. Keine fünf Minuten später nahm das Drama seinen Lauf. Der FC fand in der Defensive nicht mehr so recht statt, legte RB eine Chancen nach der anderen auf und lag nach 45 Minuten 0:4 zurück. Am Ende des Tages stand eine deftige 0:6-Klatsche, die auch durchaus höher hätte ausfallen können. Auch so kassierte der FC die bitterste Klatsche unter Steffen Baumgart. Nur zwei Spieltage zuvor setzte es gegen Leverkusen zwar nur ein 0:3, aber das auch nur, weil Marvin Schwäbe Schlimmeres verhinderte. Die Werkself war den Kölnern drückend überlegen, attackierte immer wieder mit hohem Tempo und stellte die Kölner Hintermannschaft vor zahlreiche große Herausforderungen. Die Sorge vor einem ähnlichen Szenario gegen die Bayern am Freitagabend ist dementsprechend mehr als nur verständlich.

Baumgart sieht die positiven Dinge

Dass die Kölner auf die laut Baumgart wohl „beste Mannschaft, die wir im Moment haben“ treffen, lässt zumindest Übles für Freitag erahnen. Denn gerade der Rekordmeister strahlt in dieser Spielzeit eine besondere Torgefahr aus, erzielte bereits 42 Tore in elf Spielen, die meisten der gesamten Liga und mehr als vier Mal so viel wie die Kölner. Zudem haben die Bayern ganze neun Gegentreffer kassiert – also im Schnitt weniger als ein Tor pro Spiel. Die Bayern stellen also die stärkste Offensive sowie die stärkste Defensive, kommen auf die beste Passquote, den meisten Ballbesitz und gehören auch bei den meisten Sprints und gewonnen Zweikämpfen zur ligaweiten Spitze. Und: Die Bayern verfügen über Harry Kane. Den englischen Superstar, der auch den ehemaligen Angreifer Steffen Baumgart ins Schwärmen geraten lässt. „Er ist außergewöhnlich, strahlt eine Sicherheit aus. Wenn er am Ball ist, kann es wehtun. Es ist schön, solche Spieler in der Bundesliga zu sehen“, sagt Baumgart. „Er macht Spaß, leider auf der anderen Seite.“

Es gibt also aktuell nicht viel, was für den FC sprechen könnte. Das Duell David gegen Goliath ist zwischen den beiden Teams jedenfalls selten so groß gewesen. Das sieht auch der Kölner Coach so, der zwar mit seiner Mannschaft „bestehen will“ und erwartet, dass diese auch mutig spielen werde. Aber: „Am Freitag können wir das beste Spiel unseres Lebens machen und trotzdem verlieren“, sagte der 51-Jährige. Nun neigt der Kölner Trainer dazu, auch in Pleiten und Niederlagen positive Dinge zu sehen – wenn beabsichtigt eine Herangehensweise, die man in der Sportpsychologie Refraiming nennt. Negative Erlebnisse erhalten einen positiven Rahmen. So erklärte der Coach am Mittwoch, dass der Punkt in Bochum dem FC weiterhelfe, man ja einen Platz in der Tabelle geklettert sei – trotz der schwachen Vorstellung und auch bei der 0:6-Pleite gegen Leipzig habe der FC lange mitgespielt, sei erst kurz vor der Halbzeit „auseinander gebrochen“. Auch dort habe es positive Dinge gegeben.

Bayern kommt zur (un)passenden Zeit

Tatsächlich kommt der FC Bayern für die Kölner und deren Psyche vielleicht gar nicht zum falschen Zeitpunkt. Wenn man so will, gibt es in der Terminierung auch etwas Positives zu sehen. Die drei Kreuze, die der Kölner Coach vor der vergangenen Spielzeit gemacht hat, als er erfuhr, dass es am letzten Spieltag gegen den Rekordmeister gehen würde, braucht Baumgart jedenfalls nicht zu machen. Auch, wenn die Kölner durchaus lieber gegen eine Mannschaft auf Augenhöhe gespielt hätten, um die vermeintliche Chance auf Punkte zu erhöhen. Denn gegen keinen Gegner der Liga ist der Druck, einen Punkt holen zu müssen so gering. Eine Niederlage in der Wahrnehmung vieler Fans im Grunde eingeplant, die Erwartungshaltung nicht sonderlich groß. Bei keinem anderen Spiel lässt sich so leicht sagen, dass der FC doch gar nichts zu verlieren habe. Das Duell gegen den Rekordmeister zählt jedenfalls sicher nicht zu den von Baumgart ausgerufenen Endspielen, bei denen sich die Kölner gegen Bochum und Augsburg insgesamt schwer taten und „nur“ zwei Punkte holten.

Und dass der Kopf bei den Kölnern bereits eine Rolle spiele, hat Baumgart schon mehrfach betont.  „Negative Ergebnisse verbunden mit negativen Erlebnissen können das Selbstvertrauen beeinträchtigen und gleichzeitig Einfluss auf die Motivation nehmen. Das kann sich wiederum negativ auf die Leistung auswirken, da Zweifel und Ängste die Überzeugung an die eigenen Fähigkeiten erschüttern können“, sagte der sportpsychologische Berater Thorsten Loch come-on-fc.com. Gegen die Bayern wäre alles andere als eine Niederlage eine Überraschung. Der Druck, nicht verlieren zu dürfen, sollte demnach überschaubar sein. Ein Erfolgserlebnis gegen die Bayern könnte den Kölnern aber vielleicht ein wenig Mut für die kommenden Aufgaben machen.

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