Vier Assists in 45 Minuten hat es in der 2. Liga noch nicht gegeben. Die Gesamtleistung des Linksverteidigers stand symptomatisch für das Auftreten des 1. FC Köln: stark in der Offensive, schwach in der Defensive.
Beim 4:4 gegen den Karlsruher SC war das Thema Effizienz beim FC keins mehr. Kaltschnäuzig zeigte sich der Kölner Angriff, löchrig dagegen die Abwehr des 1. FC Köln: stark in der Offensive, schwach in der Defensive.
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Möglicherweise wird Steffen Baumgart am Sonntagnachmittag so ein kleines Lächeln der Marke „Hab ich doch gesagt“ über die sonst schon mal grimmig wirkenden Lippen gehuscht sein. Sollte sich der Kölner Ex-Trainer tatsächlich die reine Statistik der Begegnung des 1. FC Köln gegen den Karlsruher SC angeschaut haben, dann wird er sich vermutlich mit einem Stirnrunzeln über die vier Assists des von ihm geadelten „besten Linksverteidigers der 2. Bundesliga“ bestätigt gefühlt haben. Vier Assists in einem Spiel, sogar in einer Hälfte? Das ist auf jeden Fall historisch und hat es so in Liga zwei noch nicht gegeben. Pacarada gelangen mal zwei Vorlagen in einem Spiel für Sandhausen im Duell gegen Braunschweig und später auch mal für St. Pauli gegen Ingolstadt, aber vier Vorlagen waren dem Linksverteidiger in seinem Profi-Dasein dementsprechend noch nicht gelungen.
FC besonders anfällig über die Außen
Und doch hielt sich die Freude bei dem 29-Jährigen in Grenzen. Denn es gab da eben noch die andere Seite. Vor der Begegnung hätte Pacarada „gedacht, dass sich vier Assists auf jeden Fall besser anfühlen, gerade ist mir das wirklich relativ egal“, sagte der Linksverteidiger nach dem Spiel. „Ich glaube, für den neutralen Zuschauer war es ein atemberaubendes Spiel. Für uns sind das ganz klar verlorene Punkte.“ Tatsächlich stand Pacaradas Leistung symptomatisch für das Kölner Spiel. Der gebürtige Aachener leitete nicht nur die vier Tore ein, der 29-Jährige setzte auch weitere Spieler in Szene, es wären noch weitere Assists möglich gewesen. Und wenn man es ganz genau nimmt, war der Abwehrspieler auch an weiteren Treffern beteiligt. An Toren des Gegners. Pacarada war in der Offensive überragend, in der Defensive aber einer von vielen Unsicherheitsfaktoren.
Denn gerade über die Positionen der Außenverteidiger hatte Karlsruhe ein erstaunlich leichtes Spiel. Sebastian Jung und Dzenis Burnic bereiteten über Pacaradas rechte Seite die Treffer eins und zwei für den KSC vor. Auf der linken Seite sorgten der überragende Marvin Wanitzek, der drei Tore erzielte, und Leon Jensen, der den 4:4-Ausgleich besiegelte, für mächtig Wirbel. Weder Pacarada noch Jan Thielmann bekamen in der Defensive ihre Spieler in den Griff. Da aber auch Timo Hübers eher einen gebrauchten Tag erwischte, verpuffte das Offensiv-Feuerwerk der Kölner. „Wir haben einen super offensiven Ansatz, kriegen es hinten nicht hin, die Tore dann über die Strecke zu bringen. Das ist super frustrierend“, sagte Hübers und erklärte, dass er einige Tage brauchen würde, um das zu verarbeiten.
Die Statistik trügt
Dabei hatte der Nachmittag eigentlich perfekt für den FC begonnen. Noch am Donnerstag deuteten die ersten Zeichen daraufhin, dass Damion Downs vielleicht eine schöpferische Pause erhalten könnte. Der Auftritt gegen Düsseldorf war nicht so wirklich überzeugend. Durch den Ausfall von Dejan Ljubicic war die Startelf aber nun die gleiche wie in der Vorwoche. Und der Stürmer strafte seine Kritiker Lügen. Nach der Führung durch Luca Waldschmidt erhöhte der Angreifer mit einem Doppelpack. Zwar schwamm die Kölner Abwehr auch zu diesem Zeitpunkt bereits einige Male heftig, doch der KSC wirkte noch nicht wirklich wach, vielleicht auch gebeutelt von dem Fußmarsch ins Stadion. Für den Bus hatte es auf der Aachener Straße kein Durchkommen gegeben. Doch nach dem 3:0 fand der KSC das richtige Mittel gegen die löchrige Kölner Abwehr.
„Wir haben uns das komplett selber zuzuschreiben“, sagte Hübers zu recht, um dann doch auf den Irrweg zu gelangen. „Wir haben alles im Griff, sind glaube ich auch die bessere Mannschaft und geben es dann so aus der Hand.“ Die bessere Mannschaft war der FC in Halbzeit eins tatsächlich auch nur auf der Anzeigetafel, hatte bis zum 3:0 sogar seltener als der KSC aufs gegnerische Tor geschossen (5:6), war erstaunlicherweise nur viel effizienter. Zu diesem Zeitpunkt zeigte der zuletzt so oft bemühte xGoals-Wert noch nicht einmal auf die Eins. Und so stand es plötzlich 3:2 in einem Spiel, das eigentlich nach einer Viertelstunde schon entschieden hätte sein müssen. War es nicht, genauso wenig wie nach dem 4:2 noch kurz vor der Pause.
FC in der Schlussphase wieder zu schwach
Nun könnte man meinen, dass die Kölner den späten Treffer in Schwung für Halbzeit zwei umwandeln konnten. „Wie die Mannschaft zum 3:2 zurückgekommen ist, war einfach großartig. Da fand ich, müsste es eigentlich pari stehen“, sagte KSC-Coach Christian Eichner. „Das 4:2 hat uns eigentlich komplett aus dem Spiel genommen psychologisch.“ Nur Köln eben nicht ins Spiel gebracht. Es spielte nur noch Karlsruhe, der FC verlor völlig den Faden. Und tatsächlich deuteten plötzlich so ziemlich alle Statistiken auf die Gäste. Karlsruhe hatte mehr Ballbesitz, gewann mehr Zweikämpfe und Achtung: der KSC hatte sogar mehr Abschlüsse. Und da die Badener für ihre Effizienz bekannt sind, waren Anschluss- und Ausgleichstreffer nur eine Frage der Zeit.
Dem FC fiel so gut wie nichts mehr ein. Ganze drei Abschlüsse waren für Köln in Durchgang zwei nur noch drin. Daran änderten auch die Wechsel nichts, obwohl Struber tatsächlich mit Marvin Obuz und Jaka Potocnik die zuletzt von einigen Fans so vehement geforderten Youngster brachte. Einen großen Effekt hatten die Einwechslungen nicht. „Ich bin absolut nicht zufrieden mit der Art und Weise, wie wir das heute versucht haben, in eine gute Richtung zu bringen“, sagte Struber nach der turbulenten Partie. Ob sich Steffen Baumgart wirklich die Statistik der Begegnung angesehen hat, ist natürlich nicht bekannt. Das Ergebnis wird er zur Kenntnis genommen haben. Und da sich die potenzielle Konkurrenz die Punkte gegenseitig weggenommen hat, vielleicht sogar mit einem kleinen Lächeln.
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