Mit markigen Worten ließ Steffen Baumgart am Montag bei der PK vor dem Pokalspiel aufhorchen. Falls er sich dadurch eine Reaktion seiner Mannschaft versprochen hat, er hat sie nicht bekommen. Im Gegenteil: der FC wirkte verunsichert und ideenlos.
Flutlicht, ausverkauftes Haus, zwei Traditionsklubs – eigentlich versprach das Pokalspiel zwischen Kaiserslautern und Köln einen echten Pokalfight. Doch der FC spielte nicht mit. Statt Selbstvertrauen gab es die nächste Enttäuschung für den 1. FC Köln: Der FC hat ein Mentalitätsproblem.
Auch nach dem bitteren Pokal-Aus in Kaiserslautern sind beim FC, zumindest im „inneren Kreis“, Zweifel offenbar kein Thema. Steffen Baumgart hält weiterhin an seinem Weg fest. Fast schon trotzig, vielleicht stur klingen seine Durchhalteparolen. „Es ist klar, dass von außen alle unruhig sind und keine Zufriedenheit da sein kann. Dafür läuft die Hinrunde einfach nicht gut genug“, sagte der Trainer am Dienstagabend. „Wenn Sie mich jetzt nach meiner Situation fragen: Meine Situation hat sich nicht verändert. Wir sind klar im Umgang und wissen, was wir gemeinsam wollen. Der Druck kommt eher von außen, aber nicht von innen.“ Die Rückendeckung hat der Coach also auch weiterhin, an seinem Weg ließ er schon in den vergangenen Tagen keinen Zweifel. Den werde man weitergehen.
FC ohne Selbstvertrauen ohne Chance
Auch Christian Keller hat nach wie vor keine Zweifel daran, dass die Qualität seines Kaders für die Bundesliga reicht. „Dass wir verloren haben, hatte nichts mit der Qualität in den Beinen zu tun, der eine oder andere hat sicherlich zu viel nachgedacht“, sagte der Sportdirektor. Dabei entging natürlich auch Keller nicht, dass die Leistung nicht die eines Erstligisten war. „Als Bundesligist musst du dich in diesem Spiel definitiv durchsetzen. Wir sagen oft: Der Gegner hat eine höhere Qualität als wir. Gegen Kaiserslautern war es sicherlich so, dass wir die individuell klar besser besetzte Mannschaft auf dem Platz hatten.“ Nur wollte diese Mannschaft die Qualitäten, die es für einen Sieg gegen einen ambitionierten Zweitligisten braucht, nicht abrufen. Bezeichnend: die beiden Rekonvaleszenten Mark Uth und Jan Thielmann riefen die beste Leistung auf Kölner Seite ab und avancieren nun trotz ihrer langen Verletzungspausen zu sowas wie den Hoffnungsträgern in Köln.
Dass die Kölner die nötige Leistung aktuell nicht auf den Platz bringen, ist aber nicht nur ein Problem der mangelnden Qualität. Neben Keller brachte auch Baumgart die Psyche ins Spiel. „Dann merkt man natürlich, dass die Jungs auch vom Kopf her arbeiten“, sagte der Coach. Das merkte man in der Tat relativ früh. Und das schien einen seltsamen Ursprung zu haben. Jeff Chabot und Eric Martel wurden von Lauterns Terence Boyd abgekocht und die breite Brust der ersten Minuten war bei einem Großteil der Kölner Mannschaft wie weggeblasen. Baumgarts deftige Worte vom Montag waren in diesem Moment verpufft. Körpersprache, Wille, Mentalität? Keine Spur. Chabot und Dejan Ljubicic unterliefen haarsträubende Fehlpässe, Linton Maina, Leart Pacarada und Davie Selke offenbarten erstaunliche Stockfehler bei der Ballannahme und schon früh entluden sich bei den Kölnern erste Frustfouls. Dazu fehlte den Kölnern jegliche Idee, wie sie dem Spiel eine andere Wendung geben könnten. Irgendwie hatte die Szenerie viel von „Wir wollen ja, aber wir können nicht“.
Zwei Platzverweise innerhalb weniger Minuten
Der Frust nahm im Laufe der Partie sichtbar zu. Zunächst zeigte Eric Martel einen Bodycheck, der schon beim Eishockey eine zwei Minutenstrafe mit sich gebracht hätte. Wenig später sah er nach dem xten Foul Gelb. Baumgart nahm den gefährdeten Sechser raus, das hinderte den 21-Jährigen aber nicht an der Ampelkarte. „Eric hatte einen emotionalen Ausbruch und der wird nun mal mit Gelb bestraft. Wenn du schon Gelb hast, kriegst du Gelb-Rot“, erklärte Baumgart. „Das hing vielleicht damit zusammen, dass er vom Ergebnis und auch von der Auswechslung enttäuscht war. Ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass er sich die Karte dann auf der Bank holt.“ Nur wenige Minuten später grätschte Florian Kainz Lauterns Boris Tomiak von hinten in die Beine – eine harte Rote Karte, aber eine, die man durchaus geben kann.
Bis zum vergangenen Spieltag und der Gelb-Roten Karte von Mathias Olesen war der FC das fairste Team der Bundesliga – ungewöhnlich für eine Mannschaft im Abstiegskampf. Im Pokal holten sich die Geißböcke gleich zwei Platzverweise ab – allerdings für Frustfouls und nicht, weil die Kölner sich mit leidenschaftlichen Zweikämpfen gegen die Niederlage bäumten. Dass Dejan Ljubicic lieber über ein vermeintliches Foul diskutierte, als einen vielversprechenden Konter zu eröffnen, zeigte ebenfalls die aktuelle mentale Verfassung der Geißböcke. So wollte sich der FC eigentlich für die kommenden Spiele das nötige Selbstvertrauen im Pokal holen. Für eine Mannschaft, die in dem Duell dann aber komplett ohne Selbstvertrauen auflief, ein unmögliches Unterfangen. In dieser Verfassung wird es auch in den vermeintlichen Endspielen gegen Augsburg und Bochum in den kommenden zehn Tagen eher schwer.
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