, ,
Startseite » Kann ohne Mittelstürmer die Wende gelingen?

Kann ohne Mittelstürmer die Wende gelingen?

Gegen Borussia Dortmund hat Timo Schultz notgedrungen auf eine Kein-Mittelstürmer-Taktik zurückgegriffen. Das Spiel ohne Stoßstürmer wurde viele Jahre von internationalen Topklubs erfolgreich praktiziert. Aber kann es beim FC funktionieren?

Obwohl der FC am vergangenen Samstag kein schlechtes Spiel gegen Borussia Dortmund gemacht hat, kassierten die Geißböcke eine 0:4-Klatsche. Einmal mehr strahlten die Kölner kaum Torgefahr aus. Und das, obwohl sich Timo Schultz für einen taktischen Kniff entschieden hatte beim 1. FC Köln: Ohne Mittelstürmer zur Wende?

 Ihr wollt immer aktuell informiert sein? Folgt unserem WhatsApp-Kanal hier


Tigges oder Dietz? Thielmann! Timo Schultz überraschte am Samstag gegen Dortmund mit seiner Ausrichtung, einer Kein-Mittelstürmer-Taktik. Der neue Trainer hat damit das Rad nicht neu erfunden. Schließlich fuhren internationale Topklubs mehr als ein Jahrzehnt sehr gut mit dieser Formation und sie ist immer noch gängiger Bestandteil des modernen Fußballs. Doch scheint das Modell Mittelstürmer wieder eine wichtigere Rolle einzunehmen. Nicht wenige Experten halten den Stoßstürmer für essentiell. Diese Erfahrung machte in der Vorsaison auch der Rekordmeister. Die Bayern setzten auf schnelle Außenstürmer. Die Bilanz nach dem dritten Spieltag war auch durchaus beeindruckend. 15:1-Tore, neun Punkte, Tabellenführung. Eigentlich lief beim Rekordmeister alles so wie gefühlt immer. Eigentlich.

Ist die Ära des Spiels ohne Stürmer beendet?

Denn mit dem Abgang von Robert Lewandowski musste Bayern München im Sommer 22 einen enormen Aderlass über sich ergehen lassen. Ähnlich wie Anthony Modeste beim 1. FC Köln – auch wenn der qualitative Unterschied deutlich ist – ging den Bayern der Goalgetter verloren und wurde nicht adäquat ersetzt. An der Säbener Straße glaubte man an eine Lösung ohne klassischen Mittelstürmer, Stoßstürmer, Wandspieler. Vielmehr wollten die Münchner über schnelle Angreifer mit Tempo auf die letzte Kette gehen. Julian Nagelsmann wählte zunächst eine 4-2-3-1-Variante, bei der die „1“ aber von einem Spieler wie Thomas Müller oder Jamal Musiala bekleidet werden sollte. Eine ähnliche taktische Ausrichtung hatte auch Timo Schultz am Samstag geplant – notgedrungen. Das Vertrauen in Steffen Tigges und Florian Dietz scheint sich in Grenzen zu halten.

Nun heißt das nicht, dass das Spiel ohne jenen Stürmer nicht oder schlechter funktioniert, als das Spiel mit Zielspieler. Im Gegenteil: die Bayern zeigten in der vergangenen Spielzeit, dass sie durch die gewonnene Variabilität mehr Chancen erspielen konnten. Nur fehlte auch dem Rekordmeister gerade in der Königsklasse in vielen Momenten der Knipser, der die entscheidenden Tore erzielt. Auch wenn der Vergleich mit dem Deutschen Meister per se hinkt, der Eindruck bei den Geißböcken war am vergangenen Samstag ein ähnlicher. Der FC kam gegen den BVB, immerhin Vizemeister und Champions-League-Achtelfinalist, auf 19 Torschüsse und 17 Flanken. Den Kölnern Offensivbemühungen abzusprechen, wäre falsch. Allerdings fanden von den 19 Schüssen nur fünf den Weg Richtung Tor und von den 17 Flanken ganze zwei einen Abnehmer.

Köln erzeugt keine Gefahr

Der FC entwickelte auch mit den schnellen Außenspielern und einem variablen Spiel durch das Zentrum keine sonderlich große Gefahr – mal abgesehen von Linton Mainas Pfostentreffer sowie Jan Thielmann, der an Gregor Kobel scheiterte. Köln fand einmal mehr in der Offensive so gut wie gar nicht statt. Auch, weil die Geißböcke weiterhin ein Flankenspiel aufzogen, als stünde noch immer Anthony Modeste im Sturmzentrum. Nur stand dort eben 1,78-Meter-Offensivspieler Jan Thielmann, der gegen Niklas Süle und Co. deplatziert wirkte. Das galt nicht nur für die Angriffsbemühungen, ein Wandspieler wäre auch eine Alternative im Kölner Spielaufbau gewesen. Zur Wahrheit gehört sicherlich auch, dass das Spiel ohne Mittelstürmer eine enorme Qualität der Außenstürmer oder einer falschen Neun fordert.

Eine Qualität, die den Kölnern gerade im finalen Pass ganz offensichtlich fehlt. Genauso wie dem FC die Qualität seiner Mittelstürmer weiterhin fehlt. Am Sonntag waren dann im Testspiel gegen den VfL Bochum mit Steffen Tigges und Florian Dietz beide Zielstürmer auf dem Platz, zu großen Torchancen kamen sie nicht. Am Ende des Tages fehlt dem FC in beiden Formationen aktuell die Qualität, um für Gefahr vorm gegnerischen Kasten zu sorgen.

Wie ist deine Meinung? Du hast einen Fehler gefunden? Dann lass uns etwas in den Kommentaren da! Wir freuen uns auf einen Austausch mit dir!

Schreibe einen Kommentar