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Kommentar: …und es sind doch mehr als drei Punkte

Mit dem 3:1-Erfolg über Gladbach ist dem FC der erhoffte erste Saisonsieg gelungen, die Geißböcke haben drei Punkte eingefahren. Mehr nicht. Rein rechnerisch stimmt das. Doch die Punkte sind nicht alles, was die Kölner eingefahren haben. Ein Kommentar.

Der FC hat das Derby also gewonnen. Und das absolut verdient. Damit haben sich die Kölner ein wenig Luft in der Krise verschafft. Vor allem aber Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben gesammelt. Insofern hat der FC deutlich mehr als nur drei Punkte eingefahren. Ein Kommentar zum Derbysieg des 1. FC Köln.

„Es war noch nie so wichtig, ein Derby erfolgreich zu gestalten“, hatte FC-Trainer Steffen Baumgart vor einigen Tagen fast schon pathetisch gesagt. Möglicherweise werden andere Trainer, andere Protagonisten in der Historie der Geißböcke eine andere Wahrnehmung haben. Mit Sicherheit war der Zeitpunkt eines erfolgreichen Derbys aber kaum besser zu wählen. Nach sieben Spieltagen Krise ist dem FC ausgerechnet im Duell gegen den Rivalen, im rheinischen Derby, dem Spiel, dem beide Fanlager so unglaublich viel Bedeutung beimessen, der Befreiungsschlag gelungen. Mehr Balsam geht für die geschundene Kölner Fanseele zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Oder? Thomas Kessler trat nicht nur all den beschwingten FC-Fans gehörig auf die Euphoriebremse, der Leiter der Lizenzspielabteilung brachte es nur wenige Minuten nach dem mehr als verdienten 3:1-Erfolg bruchlandend auf den Punkt: „Am Ende sind es aber auch nur drei Punkte“, sagte Kessler und garnierte diese Ausführung noch mit dem Hinweis, dass es noch viel Arbeit gäbe.

FC befindet sich weiterhin in der Krise

Rein rechnerisch hat der ehemalige Keeper der Kölner, der sich somit natürlich auch der Bedeutung des Derbys durchaus bewusst ist, absolut recht. Es sind eben nur drei Punkte, die der FC eingefahren hat. Kessler wirkte in diesem Moment der Freude ein wenig wie die Spaßbremse oder wie ein Spielverderber, dabei waren die mahnenden Worte wohl eher als „Ball flach gehalten“ gemeint. Auf dem Konto hat der FC nun vier Punkte – nach acht Spielen. Das ist nicht viel. Es ist nach wie vor sehr wenig. Zwar haben die Kölner den schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte damit vom Tisch, das macht die Punkteausbeute nach nahezu einem Viertel der Saison aber nur einen My besser. Der FC befindet sich trotz der drei Punkte gegen erschreckend schwache Fohlen nach wie vor in der Krise, im Abstiegskampf, ist noch nicht über den Berg. Das und die schlechten Leistungen wie gegen Bremen darf auch der Derby-Erfolg nicht kaschieren.

Und doch ist eine gewisse Euphorie durchaus angebracht. Köln dominierte den Gegner phasenweise nach Belieben. Und auch wenn es zwei Elfmeter und eine Rote Karte benötigte, am Ende war der Sieg absolut verdient, nicht glücklich oder vom Schiedsrichter falsch beeinflusst. Und dann sind es eben doch mehr als nur drei Punkte. Der Berg ist nach dem verdienten Erfolg wieder in Sicht. Gerade in Bezug auf die bevorstehenden Spiele gegen Konkurrenten auf Augenhöhe, in Bezug auf den Rückenwind und das Selbstvertrauen war dieser Sieg tatsächlich essentiell. Er kann den Wendepunkt bedeuten.

Beste Saisonleistung der Geißböcke

In den strahlenden Gesichtern auf dem Feld, während der Interviews war zu sehen, von welcher Last dieser Erfolg die Akteure befreit hat. „Es ist schon eine ganze Menge abgefallen. Ich bin keiner, der mit den Gefühlen hinter dem Berg hält. In der einen oder anderen Situation hat man mir schon angesehen, dass eine gewisse Erleichterung da ist“, sagte der sichtbar gezeichnete Baumgart. Und das sicher nicht nur wegen der drei Punkte. Erleichterung, weil der Trainer gesehen hat, dass sein Weg, seine Art Fußball zu spielen doch noch funktioniert. Seine Jungs doch in der Lage sind, mit ihrem angeblich entschlüsselten System Gegner zu dominieren, das Spiel zu gestalten. „Wir wissen, dass wir mit diesem Fußball nicht jedes Spiel gewinnen werden. Aber dafür, dass wir Tabellenletzter waren, sieht das nach Fußball aus, was wir da machen“, sagte der Trainer glücklich.

Das tat es und das sollte den Kölnern Mut machen für die bevorstehenden Aufgaben. Der FC hat im Derby die mit Abstand beste Saisonleistung abgerufen, sich auf die eigenen Stärken konzentriert und wahrlich nicht wie ein Absteiger gespielt. In dieser Form, mit der Motivation eines Derbysiegers und einer besseren Chancenverwertung kann und wird der FC auch in der nächsten Saisonphase punkten. „Wir müssen Zutrauen in unsere Qualitäten haben. Es wurde viel über die Qualität der Mannschaft geschrieben. Wir sind überzeugt davon, mit der Mannschaft unsere Ziele zu erreichen“, sagte Kessler und klang dabei schon fast trotzig. Fakt ist: Am Ende sind es rechnerisch nur drei Punkte. Aber Punkte, die durchaus Hoffnung auf mehr machen. Und das ist nach dem schwachen Saisonauftakt sehr sehr viel wert.

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