Drei Spiele, drei Auswechslungen – für Davie Selke läuft die Saison alles andere als rund. Zwangsläufig stellt sich die Frage, ob ein Einsatz zu früh gekommen ist.
Bereits nach gut 25 Minuten war das Spiel gegen den VfL Wolfsburg für FC-Stürmer Davie Selke beendet. Frühzeitig, schon wieder. Zum dritten Mal musste der Angreifer verletzt vom Platz. Ist es ein riskantes Spiel mit Davie Selke? Die Antwort auf diese Frage ist alles andere als leicht zu finden. Am Sonntag folgte die Diagnose.
Davie Selke ärgerte sich offensichtlich am meisten. Mit der flachen Hand schlug der Stürmer auf den Rasen des Kölner Stadions. Kein Wunder, es war noch keine halbe Stunde, schon mal gar nicht die fast schon obligatorischen 52 Minuten, die Selke immerhin gegen Osnabrück und Dortmund absolviert hatte, gespielt, da ging es schon wieder runter vom Platz. Ein mittlerweile bekanntes Bild: Der Griff an den Oberschenkel, das leichte Kopfschütteln, das Fallenlassen auf den Rasen, die Auswechslung. Bereits zum dritten Mal musste Selke frühzeitig vom Platz – wohlgemerkt im dritten Pflichtspiel der Saison. Die muskulären Probleme im Oberschenkel kommen offenbar vom Rücken. Auch Steffen Baumgart war verständlicherweise alles andere als begeistert, schüttelte ebenfalls den Kopf, lächelte ungläubig, gequält. „Irgendwann geht es einem auf die Eier“, sagte der bediente Trainer dann auch nach der Begegnung. „Die letzten drei Wochen waren für uns alle nicht zufriedenstellend.“
Trainingseindruck von Selke war gut
Drei Pflichtspiele, drei verletzungsbedingte Auswechslungen, natürlich stellt sich die Frage, ob Selke überhaupt hätte starten dürfen. Ob der Angreifer nicht noch ein wenig Zeit zur Genesung benötigt hätte. „Davie hat die ganze Woche trainiert. Und das richtig gut“, stellte Baumgart klar. „Er hat nicht eine Einheit verpasst. Er hat auch in den Intensitäten so trainiert, wie wir uns das vorgestellt haben. Dann gehst du davon aus, dass er normal ins Spiel geht. Am Ende ist es dann nicht so gewesen“, sagte Baumgart, der noch vor dem Dortmund-Spiel betonte, es sei ein Abwägen, ob man den Stürmer gegen den BVB bringen wolle. Schließlich habe man noch 34 Spiele und ein Spieler wie Selke soll natürlich so viele wie möglich davon absolvieren. Es folgte der Einsatz beim BVB, die verfrühte Auswechslung.
Genauso wie nun im Duell gegen Wolfsburg, vor dem Baumgart dem Stürmer eine Einsatz-Garantie ausgesprochen hatte. Er habe ja keinen anderen Mittelstürmer, sagte Baumgart fast schon wehmütig und sprach damit ein offensichtliches Problem an. Den Kölnern fehlen – zumindest aktuell – die Alternativen im Sturmzentrum und damit ein elementarer Teil des Kölner Fußballs. „Es verändert ein Spiel wie unseres, gerade bei den Standards soll er eine Waffe sein“, sagte Baumgart. In der vergangenen Spielzeit hatte Selke fünf Tore erzielt, in Köln traut man Selke in dieser Spielzeit eine zweistellige Ausbeute zu. In der Vorbereitung präsentierte sich der Stürmer bereits in herausragender Form, vor allem im Zusammenspiel mit Neuverpflichtung Luca Waldschmidt.
Keine weitere Offensiv-Kraft beim FC
Ob Baumgart nun auf diese Waffe verzichten muss, ist zumindest für das Spiel gegen Frankfurt unwahrscheinlich. Selke fällt vorerst mit einer Zerrung aus. „Davie versucht alles, um wieder auf dem Platz zu stehen“, hatte der Trainer nach dem Spiel noch gesagt, eine Einschätzung wie es nun um den Angreifer stünde, wollte er nicht abgeben. Der Trainer ließ aber keinen Zweifel daran, dass er von Selkes Genesung vollkommen überzeugt gewesen ist. „Ich bin nicht der Typ, der Leute einfach so hineinwirft, wenn ich nicht sicher bin, dass sie einhundert Prozent fit sind“, sagte Baumgart, gab aber zu: „Jetzt muss ich sagen, dass es zwei Mal nicht das gebracht hat, was wir uns vorgestellt haben. Das mit Davie kann ich nicht zu einhundert Prozent erklären.“ Die Situation scheint tatsächlich rätselhaft. Selke zog im Training die Sprints an, suchte die Zweikämpfe, suchte die Abschlüsse. Für den Zuschauer war kein Problem zu sehen. Und auch die medizinische Abteilung vom FC wird Selke mit Sicherheit grünes Licht gegeben haben.
Sicher ist, dass der FC auf dieser Position nicht nachlegen wird. Zumindest sieht Sportchef Christian Keller keinen Bedarf. „Wenn ich sage, dass ich eigentlich gute Spieler vorne drin habe, aber jetzt ist der ein oder andere aus unterschiedlichen Gründen nicht hundertprozentig fit, dann ist das kein ausschlaggebender Grund zu sagen, wir müssen jetzt noch etwas machen“, sagte Keller. „Wenn jetzt alle langzeitverletzt wären, wäre es etwas anderes.“ Während Baumgart also für eine gute Stunde Sargis Adamyan recht wirkungslos stürmen ließ, war Steffen Tigges bei der U21 60 Minuten im Einsatz. Der Mittelstürmer wird dem Trainer also schon bald wieder zur Verfügung stehen. Und noch ein anderer Angreifer könnte vielleicht in den Fokus des Kölner Trainers rücken: Damion Downs erzielte beim 2:2 gegen den Wuppertaler SV zwei Treffer.