Auch gegen den VfB Stuttgart sollte Dejan Ljubicic über die rechte Seite für Gefahr sorgen. Das gelang dem Österreicher nicht – allerdings nicht ohne Grund.
Wieder einmal spulte Dejan Ljubicic in einem Bundesligaspiel die meisten Kilometer ab. Wieder einmal stopfte der Mittelfeldspieler viele Löcher, stabilisierte die Defensive. Auf Kosten anderer Aufgaben. Warum Ljubicic in der Offensive kaum stattfand.
Die Werte an sich konnten sich auf den ersten Blick sehen lassen. Dejan Ljubicic lief mit Abstand die meisten Meter, absolvierte die meisten Sprints und der Mittelfeldspieler gewann die meisten Zweikämpfe der FC-Profis (verlor aber auch recht viele). Und doch hatte Ljubicic am Samstag so gut wie keinen Zugriff auf das Spiel gegen den VfB Stuttgart. Auch der Österreicher blieb gegen den VfB blass, hätte allerdings mit einem Schlenzer dem Spiel beinahe eine andere Wendung gegeben. Der Plan, Ljubicic auf die rechte Seite zu stellen, um mit mehr Tempo für Gefahr zu sorgen, verpuffte jedenfalls. Vermutlich war diese Lösung der Tatsache geschuldet, dass Benno Schmitz ausfiel und dadurch Rasmus Carstensen auf der Außenverteidigerposition ran musste, für die der Däne im übrigen verpflichtet worden ist. Allerdings scheint sich Carstensen in der Offensive deutlich besser aufgehoben zu fühlen. Zumindest hat er diesen Eindruck in den bisherigen Spielen vermittelt und mit der bescheidenden Defensivleistung gegen Stuttgart noch einmal untermauert.
Ljubicic durch Defensivaufgaben gebunden
Denn Carstensen offenbarte Schwächen im Stellungsspiel und Zweikampfverhalten gegen einen zugegebenermaßen überragenden Chris Führich. Der Ex-Kölner machte auf der linken Außenbahn, was er wollte oder zumindest viel von dem, was er wollte. Bezeichnend: Defensivspieler Carstensen gewann insgesamt acht seiner 16 Zweikämpfe, Offensivspieler Führich 12 seiner 19. Führich band mit seinem Tempo und seinem quirligen Spiel aber nicht nur den Dänen, auch Ljubicic musste viel zurück arbeiten, immer wieder auf der rechten Außenbahn defensiv aushelfen. Nicht nur für Carstensen, erwartungsgemäß und auch gewollt unterstützte der Mittelfeldspieler den alleinigen Sechser Denis Huseinbasic.
Die Heatmap des Österreichers zeigt dadurch aber an der Stelle, an der Ljubicic eigentlich für Tempo sorgen sollte, erstaunliche Dunkelräume, dafür hielt sich der Mittelfeldspieler vor allem im defensiven Mittelfeld und auf der rechten Verteidigerposition auf. So war es de facto Carstensen, der für die meisten Offensivaktionen über rechts sorgte. Ganze fünf Hereingaben hatte der Däne nach dem Spiel zu verzeichnen, es kam nur keine beim Mitspieler an. Ljubicic flanke einmal, fand ebenfalls keinen Abnehmer, eine Torschussvorlage hatte er nicht zu verzeichnen.
Viel Gefahr kam über über Links
Deutlich mehr passierte auf der linken Seite. Nahezu 50 Prozent der Kölner Offensivaktionen fanden auf dieser Seite statt. Auch, weil Linton Maina seine Position halten konnte und nicht mit zusätzlichen Defensivaufgaben betraut war. So sorgte Maina für acht Hereingaben sowie fünf Torschussvorlagen. Wie schon in der Vergangenheit mangelt es weiterhin an der Präzision seiner Abspiele, dennoch leitete der Außenspieler die meiste Gefahr der Kölner ein. Und auch Leart Pacarada steuerte mit fünf Flanken und zwei Torschussvorlagen weitere Offensivaktionen bei. Geholfen haben sie nicht. „Wir müssen an der Präzision arbeiten und es Woche für Woche versuchen. Gut ist, wie viele Aktionen wir uns rausspielen. Nicht gut ist, aus wie wenigen Aktionen wir dann wirklich was machen. Da müssen wir weiter dran arbeiten“, sagte Christian Keller. Dejan Ljubicic kreierte auf seiner Seite wenige Offensivaktionen.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Ljubicic in der vergangenen Saison ebenfalls nur knapp 40 Flanken schlug und 25 Torschussvorlagen gab. Florian Kainz kam etwa auf mehr als 120 Flanken und 70 Torschussvorlagen. Natürlich wird sich FC-Trainer Steffen Baumgart seine Gedanken gemacht haben. Es war bereits vor dem Spiel klar, dass der Österreicher auch in der Defensive würde aushelfen müssen. Gerade im defensiven Mittelfeld, in dem Denis Husenbasic als alleiniger Sechser gegen die starken Stuttgarter vor einer großen Aufgabe stand. Da er sich dort aber die meiste Zeit aufhielt, verpuffte der Effekt eines temporeichen rechten Mittelfeldspielers. Die Diskussionen um einen Positionswechsel werden nicht abreißen.