Auch wenn die Verantwortlichen nach wie vor von der Qualität des Kölner Kaders überzeugt sind, spricht die aktuelle sportliche Bilanz des 1. FC Köln eine andere Sprache. So fällt die Transferbilanz der Kölner aus.
Seit einer Woche steht fest, dass der FC ein ganzes Jahr keine neuen Spieler verpflichten darf, doch wie fällt die Transferbilanz des vergangenen Jahres aus. Nicht erst seit der Frustrede von Steffen Baumgart wird die Kaderplanung des 1. FC Köln heftig kritisiert: So fällt die Transferbilanz seit Sommer 22 aus.
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Anfang Dezember trat Steffen Baumgart nach dem Training in die Mixed Zone, gab bereitwillig seine Antworten zur aktuellen Misere und verlor sich dann aber in dem offenbar angestauten Frust der vergangenen Wochen. Der 51-Jährige redete sich in einen Fluss, der unterm Strich nichts anderes als eine deutliche Kritik an seinen Vorgesetzten und deren Transferpolitik war. Möglicherweise der Anfang vom Ende. Doch in der Konsequenz waren Baumgarts Worte mehr als nur verständlich. Der Plan, Leistungsträger abzugeben und diese mit zu entwickelnden Spielern aufzufangen, ist zumindest kein erfolgsversprechender, wie man in Köln wohl leidvoll erkennen muss. Zur kompletten Wahrheit gehört wohl auch, dass sich die Kölner Verantwortlichen um anderen Ersatz bemüht, diesen aber nicht bekommen haben.
13 Millionen für vier Spieler
Unterm Strich bleiben aber die nackten Zahlen und Daten. Im Sommer 22 gab der FC mit Anthony Modeste und Salih Özcan zwei Stammspieler und Leistungsträger ab, kassierte mehr als zehn Millionen Euro. Für die beiden Defensivspieler Kingsley Ehizibue und Yann Bisseck gab es noch einmal etwas mehr als drei Millionen Euro. Während Özcan aufgrund einer Ausstiegsklausel nicht zu halten gewesen ist, passte Modeste wohl nicht mehr ins Gehaltsgefüge der Kölner. Zudem wird man sich auch Gedanken darüber gemacht haben, ob der Angreifer noch einmal eine Spielzeit auf diesem Level würde absolvieren können. Bisseck hattes es bei seinen Leihen nie wirklich geschafft.
Insgesamt verließen acht Akteure den FC, acht neue Spieler verpflichtete der Klub in jenem Sommer. Die Geißböcke investierten rund sieben Millionen Euro – alleine zwei in den Kauf von Luca Kilian, der bis dato ausgeliehen war. Weitere drei Millionen Euro flossen in die Zugänge Steffen Tigges, der als Wunschstürmer von Steffen Baumgart galt sowie Sargis Adamyan, den die Kölner als ihren Königstransfer präsentierten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Modeste zwar einen generellen Wechselwunsch angedeutet, die Offerte aus Dortmund war aber noch kein Thema. Tigges und Adamyan wurden wie auch Florian Dietz als Ergänzung zum Routinier verpflichtet beziehungsweise hochgezogen. Auf den späteren Abschied des Franzosen reagierten die Kölner nicht. Auch damals wollte man den Weggang intern auffangen.
Nachjustierung mit Selke als Eingeständnis der Fehleinschätzung
Eine grobe Fehleinschätzung, wie sich die FC-Bosse dann im folgenden Winter mit der Nachverpflichtung von Davie Selke eingestehen mussten. Adamyan kommt bis heute auf insgesamt 38 Pflichtspiel-Einsätze für den FC, davon zehn in der Startelf, davon wiederum nur vier in der Bundesliga. Adamyan erzielte bislang drei Tore, bereitete fünf vor. Tigges kommt auf 49 Einsätze für die Geißböcke, davon mehr als die Hälfte in der Startelf. Der Mittelstürmer erzielte beim FC sieben Tore und bereitete zwei weitere vor. Auch Kristian Pedersen und Nikola Soldo erwiesen sich nicht als die erhofften Verstärkungen zur Steigerung der Kaderbreite. Der Däne verabschiedete sich nach nur einer Saison gänzlich und hat auch in Birmingham nahezu keine Spielzeit. Last-Minute-Transfer Soldo kam in seinem ersten Jahr auf elf Einsätze und ist aktuell an Kaiserslautern ausgeliehen. Dort sammelt der Innenverteidiger Spielzeit. Soldo war damals für rund 500.000 Euro nach Köln gekommen, der aktuelle Marktwert liegt laut gool.ai bei gut zwei Millionen Euro.
Vermutlich wird Soldo in der kommenden Saison aufgrund der Transfersperre eine größere Rolle einnehmen. Auch wenn Denis Huseinbasic in dieser Saison nicht an die Leistung der Vorsaison anknüpfen kann, ist der Mittelfeldspieler einer der erfolgreichen Transfers der vergangenen Wechselperioden. 50.000 Euro hat der 22-Jährige den FC gekostet, laut gool.ai liegt der Marktwert mittlerweile über einer Millionen Euro. Der Königstransfer der vergangenen Saison ist allerdings Eric Martel. Der Kapitän der U21-Nationlamannschaft reifte neben Ellyes Skhiri und ist im Kölner Gebilde unersetzlich. Auch er hat die Ablöse von 1.2 Millionen vervielfacht. Stammspieler Linton Maina kam ablösefrei. Von den insgesamt neun Neuverpflichtungen haben es Martel, Maina und Selke in die Stammformation geschafft. Huseinbasic, Tigges und Kilian kommen immerhin auf einige Einsätze. Während Pedersen den Verein verlassen hat und Soldo verliehen wurde, war Adamyan seit Oktober nicht mehr Teil des Kaders.
Carstensen der eigentliche Königstransfer
Auch in der zurückliegenden Transferperiode hat der FC acht neue Spieler verpflichtet, zog mit Jeff Chabot erneut die Kaufoption eines geliehenen Spielers. Mehr als diese 2.5 Millionen Euro gaben die Kölner aber nicht für Ablösen aus. Gerade durch jene Transferphase ist die Kritik an den Kaderplanern gewachsen – auch, wenn sie durch die Unklarheit aufgrund der Transfersperre erschwert war. Die Abgänge von Jonas Hector und Ellyes Skhiri (Karriereende und ablösefrei) wurden ganz offensichtlich nicht adäquat, mit Leart Pacarada und Jacob Christensen aber zumindest die Positionen, nachbesetzt. Mehrfach betonten die Kölner Verantwortlichen, dass die beiden Akteure die abgewanderten Leistungsträger nicht eins-zu-eins ersetzen sollten. Zumindest auf der Sechs sollte die Lücke intern gestopft werden, offensichtlich mit mäßigem Erfolg. Pacarada war bis zum 0:6-Debakel der Kölner zumindest Stammspieler, Christensen traute Baumgart den Sprung offensichtlich dann doch nicht zu.
Mit Philipp Pentke sowie Jonas Nickisch holten die Kölner zwei Torhüter, die nicht für die erste Elf vorgesehen sind. Die Rollen sind klar definiert und kommuniziert. Der Königstransfer der aktuellen Spielzeit sollte eigentlich Luca Waldschmidt sein. Der geliehene Offensivspieler deutet auch seine Qualität an, ackert und ist bemüht, Zählbares ist bislang aber nur wenig herumgekommen. So mausert sich Rasmus Carstensen zur heimlichen Top-Verpflichtung. Der Däne ist mittlerweile Stammspieler und könnte auch in Zukunft beim FC eine wichtige Rolle einnehmen. Auch wirtschaftlich könnte sich der Transfer für die Kölner lohnen. Offenbar ist für den Leihspieler eine Kaufoption in Höhe von 1.5 Millionen Euro festgeschrieben. Gool.ai berechnet den Marktwert des Rechtsverteidigers mittlerweile auf über sechs Millionen Euro.
Sieben Akteure im erweiterten Kreis der Stammspieler
Zuletzt verpflichteten die Kölner noch Faride Alidou und Dominique Heintz. Gerade der aus Frankfurt geliehene Außenbahnspieler ist im bisherigen Saisonverlauf ein Flop. Der gebürtige Hamburger kommt zwar auf neun Einsätze, überzeugen konnte er bislang nicht einmal. Zuletzt bekam Alidou auch keine Einsatzzeit mehr. Aktuell fehlt die Fantasie, wie eine kolportierte Kaufoption-Ablöse in Höhe von drei bis vier Millionen Euro vereinbart werden konnte. Dominique Heintz scheint dagegen eine defensive Allzweckwaffe zu sein. Von den acht Neuverpflichtungen gehören immerhin drei bis vier Spieler zum erweiterten Kreis der Stammspieler. Insgesamt verließen in den vergangenen Transferperioden vier absolute Leistungsträger die Geißböcke, mindestens drei wurden nicht annähernd ersetzt. Von den insgesamt 17 Neuzugängen gehören mindestens sieben zu den Spielern mit regelmäßigen Einsätzen.
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