Seit mehr als einem halben Jahrhundert sorgt die Begegnung zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach für besonders viel Brisanz. Doch woher kommt die Rivalität?
Fahnenklau, Polizeischutz für den Geißbock, ein gestohlener Mannschaftsbus – um das rheinische Derby gibt es zahlreiche skurrile Geschichten. Mal abgesehen von dem Revierderby zeugt in der Bundesliga wohl kaum eine Begegnung von so viel Brisanz. Die Begegnungen zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach haben es in aller Regel in sich – leider nicht immer nur auf dem Platz. Wie die Rivalität zwischen Köln und Gladbach entstanden ist.
Die Ursache für die Brisanz liegt aber nicht nur an der örtlichen Nähe der beiden Bundesligisten, im Gegenteil: Gladbach war der erste Testgegner am neu gebauten Geißbockheim – sie trägt vielmehr einen prominenten Namen: Hennes Weisweiler. Diesen lotste der damalige Vorsitzende Franz Kremer 1948 zum neu gegründeten 1. FC Köln. Weisweiler lief als Spielertrainer 62 mal in der Oberliga für die Geißböcke auf. In dieser Zeit bekam der FC auch einen Ziegenbock mit dem Namen Hennes geschenkt. 1952 zerbrach das Bündnis von Kremer und Weisweiler – der Erftstädter wechselte als Trainer zum Rheydter SV, wurde 1954 Assistent von Bundestrainer Sepp Herberger, bevor er 1955 wieder zurück zu den Geißböcken ging. Nach einer Zwischenstation bei Viktoria Köln folgte 1964 der Wechsel zu Borussia Mönchengladbach.
Weisweiler soll dem Vernehmen nach kein besonders guter Verlierer gewesen sein, ließ an seinen Ex-Clubs aber kein gutes Haar. So soll er in seiner Gladbacher Zeit besonders gerne gegen den FC gewonnen haben, obwohl er noch immer in Köln lebte. Und das gelang ihm verhältnismäßig oft. Überhaupt gewannen die Fohlen in den Siebzigerjahren oft. Das steckte offenbar an – die Rivalität war geboren. Neben dem legendären Bus-Klau kam es erstmals auch zu Gewalt der rivalisierenden Anhänger.
Weisweiler wurde mit beiden Klubs Meister
Mit den Fohlen gewann der Kölner Weisweiler gleich drei Meistertitel, holte den DFB-Pokal und erlangte auch Kultstatus am Niederrhein. Den erlangte er aber auch beim FC. Nach einem kurzen Intermezzo beim FC Barcelona wechselte Weisweiler 1976 zurück ans Geißbockheim. Er gewann 1977 erneut den DFB-Pokal, holte 1978 das Double. Die Tordifferenz war entscheidend. Der FC wurde Meister, Gladbach nur Zweiter. Wieder soll er gegen seinen Ex-Verein besonders motiviert gewesen sein.
In den 80er und 90er Jahren kühlte die Rivalität ein wenig ab. Vielleicht auch, weil die großen Erfolge – abgesehen vom Gladbacher Pokalsieg 1995 – weitestgehend ausblieben. Spätestens mit dem Fahnenklau einer Gladbacher-Ultragruppierung keimte die Rivalität Anfang der 2000er wieder auf. Zumal die Fahne im Derby im Kölner Fanblock zu sehen war. Es kam zu Auseinandersetzungen und zur Spielunterbrechung. Weisweiler hat das schon nicht mehr mitbekommen. Die Legende beider Vereine verstarb 1983 in der Schweiz. Auf Weisweiler folgte in Gladbach Udo Lattek, der ebenfalls mit der Borussia Meister wurde und später sportlicher Leiter beim FC war. Auch Jörg Schmadtke war im Dienst beider Klubs sowie zahlreiche Spieler, die auf beiden Seiten spielten. Topspieler wie Toni Polster, Thomas Broich oder Rainer Bonhof. Andrej Voronin schaffte es sogar für Gladbach, den FC, Bayer Leverkusen und Fortuna Düsseldorf tätig zu sein. Der Kölner Youngster Max Finkgräfe ist in Mönchengladbach geboren und spielte in der Jugend für die Fohlen.
Auch das Duell am Samstag ist wieder als Risikospiel eingestuft.
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