Darum macht Fürth als Leihpartner für den FC Sinn
Nach Tim Lemperle schließt sich auch Jonas Urbig Greuther Fürth an. Dass beide Kölner Youngster zum Kleeblatt wechseln, sollte nicht überraschen.
Die Nachricht der Leihe von Jonas Urbig kam am Mittwoch wahrlich nicht mehr überraschend. Christian Keller hatte sie in Aussicht gestellt, der Wechsel nach Fürth war bereits durchgesickert. Dass nach Tim Lemperle damit der zweite Spieler auf Leihbasis zur Spielvereinigung wechselt, kommt ebenfalls nicht von ungefähr. Darum macht Fürth als Leihpartner für den FC Sinn.
Die medizinischen Tests in Führt waren bereits am Montag absolviert, die letzten Fragen in Köln wohl am Dienstag geklärt. Zumindest verließ Jonas Urbig am Dienstagmittag sichtlich zufrieden das Geißbockheim. Der Kölner Keeper wechselt also nach Mittelfranken. In einer Medienrunde hatte Christian Keller im Juni erklärt, dass eine Leihe für den Torhüter der richtige Weg sei. „Wir wollen mit Jonas Urbig nach seiner Rückkehr aus Regensburg verlängern und ihn wieder verleihen, damit er als Torwart weiter zum Spielen kommt. Das Gleiche gilt für Tim Lemperle“, hatte der Sportdirektor damals gesagt und nun seinen Worten Taten folgen lassen. Beide Spieler sind verliehen, beide Spieler wechseln nach Fürth.
Lemperle wäre in der kommenden Spielzeit beim FC auf wenig, Urbig vermutlich auf gar keine Einsatzzeit (bei den Profis) gekommen. Der langfristige Vertrag von Marvin Schwäbe ist als Treuebekenntnis zur Nummer eins zu sehen. Durch die Leihe ermöglicht der FC beiden Spielern deutlich mehr Spielzeit – wenn sie sich denn durchsetzen. Mit dem SV Wehen Wiesbaden und dem VfL Osnabrück wurden zuletzt zwei andere Klubs mit Urbig in Verbindung gebracht. Offenbar lieferte Fürth aber die besseren Argumente und die ganz offensichtlich nicht nur für den Spieler.
Keller nennt Kriterien für einen Leihpartner
Denn dass der FC beide Spieler an den vermeintlichen Kooperationspartner nach Fürth abgibt, kommt nicht von ungefähr. Im Juni hatte Christian Keller erklärt, nach welchen Kriterien ein möglicher Leih-Partner ausgesucht werde. „Wenn der potenzielle Leihklub drei überragende Stürmer hat, brauchen wir denen nicht zusätzlich einen Tim Lemperle zu geben“, sagte der Sportdirektor damals dem „Kölner Stadt-Anzeiger„. Soll heißen, eine Leihe macht nur dann Sinn, wenn es auch die realistische Chance auf Spielpraxis gibt. Einen Freifahrtschein wird Lemperle in Fürth sicher nicht erhalten. Der Kölner Youngster muss sich unter anderem mit Fürth-Kapitän Branimir Hrgota und Neuzugang Dennis Srbeny messen.
Für Urbig heißt der direkte Konkurrent Andreas Linde. 2017 gab der heute 29-Jährige sein Debüt für die schwedische Nationalmannschaft, es blieb das einzige Länderspiel. In der vergangenen Saison kam Linde auf 30 Einsätze für Fürth, umstritten ist der Torwart sicherlich nicht. In den bisherigen Testspielen kam der Schwede angeschlagen nicht zum Einsatz. Unterm Strich haben beide Kölner Akteure eine durchaus realistische Chance, sich durchzusetzen. „Jonas ist eines der größten Torwarttalente in Deutschland und wird für zusätzlichen Wettbewerb unter unseren Torhütern sorgen“, erklärte Fürths Geschäftsführer Sport Rachid Azzouzi.
Trainer spielt eine große Rolle
Doch auch der künftige Trainer der Leihspieler muss für Kölns Sportdirektor passen. „Kann er mit jungen Spielern umgehen? Hat er schon junge Spieler weiterentwickelt? Oder ist er eher einer, der tendenziell die erfahrenen Jungs einsetzt, weil er dann weiß, was er kriegt. Soll es ja auch geben, ist auch okay“, sagte Keller. Alexander Zorniger ist seit Oktober 2022 Trainer der Spielvereinigung. In der vergangenen Saison verfügten die Mittelfranken über den zweitjüngsten Kader der Liga. Zorniger setzt auch auf seine junge Spieler, tat das auch schon bei seinen bisherigen Stationen wie unter anderem bei RB Leipzig (2012-2015). Wer performt, spielt. Und: Zornigers Fußballstil dürft den Kölner Verantwortlichen ebenfalls gefallen. „Mein Ansatz wird sein, aggressiv gegen den Ball zu arbeiten. Mit Ball geht es um Abläufe, die wir in den nächsten Wochen und Monaten festigen wollen. Wir wollen schnell nach vorne spielen“, sagte Zorniger bei seiner Vorstellung in Fürth. Worte, die man so auch schon von Steffen Baumgart gehört hat. Die offensive Spielanlage ist also eine ähnliche.
Und Keller nennt noch ein drittes Kriterium: „Wir haben zudem eine Präferenz für ein eher ruhigeres Umfeld, damit der Spieler nicht so vielen Einflüssen ausgesetzt ist. Und im besten Fall gibt es in der Mannschaft dann noch ein paar Jungs, die in der Lage sind, einen jungen Spieler an die Hand zu nehmen. In einem Kader voller Pflegefälle wird es schwierig für ein Talent, sich etwas abzuschauen“, sagte Keller. Auch da scheint die Mischung bei Greuther Fürth mit erfahrenen Spielern wie eben Hrgota zu stimmen.