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Gegnercheck: Gefährliche Offensive, Trainer als Faktor

Am Samstag trifft der 1. FC Köln auf den VfB Stuttgart. Eine schwere Aufgabe und das nicht nur wegen des Top-Torjägers Serhou Guirassy.

Auch am 6. Spieltag der Bundesliga steht der 1. FC Köln vor einer schweren Aufgabe. Am Samstag empfängt der FC den VfB Stuttgart in Köln – alles andere als ein Selbstläufer. Das zeigt auch der Gegnercheck: Gefährliche Offensive, Trainer als Faktor.

Timo Hübers wies vor wenigen Tagen darauf hin, wie schnelllebig der Fußball doch sei und machte das am Beispiel des VfB Stuttgart fest. Denn es ist gerade einmal fünf Ligaspiele her, da machten die Schwaben den Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse mit einer zugegeben einfach erscheinenden Relegation sicher. Anfang Juni setzte sich der VfB gegen den Hamburger SV verdient durch. Hätte der FC Schalke allerdings das letzte Saisonspiel gegen Leipzig gewonnen, hätte Stuttgart den Gang in die zweite Liga antreten müssen. Nun ist für den Konjunktiv spätestens seit Matthäus‘ „wäre, wäre, Fahradkette“ im Fußball kein Platz mehr, denn die Wahrheit liegt bekanntlich auf jenem. Und so trat der VfB auch in dieser Saison in der Bundesliga an, mit dem Ziel, die Klasse zu halten. Nach dem fünften Spieltag ist Stuttgart dem Abstiegskampf gefühlt schon entkommen. Mit zwölf Punkten belegt der VfB den dritten Tabellenplatz – und das nicht zufällig. „Die Stuttgarter spielen einen sehr guten Fußball. Die gewinnen ja nicht nur deutlich, sondern sind dem Gegner in Phasen auch überlegen“, sagte auch Steffen Baumgart.

Der Kölner Trainer benennt der Erfolgsgaranten des VfB auch: und es ist eben nicht Serhou Guirassy, es ist vielmehr Sebastian Hoeneß. „Er hat es geschafft, einen Schnitt von zwei Punkten pro Spiel zu bekommen. Das ist schon außergewöhnlich“, sagte Baumgart. „Das ist gerade der Hauptfaktor, dass diese Mannschaft Erfolg hat.“ Die Wahrheit geht sogar noch ein Stück weiter. Denn seit seinem Amtsantritt Anfang April hat Hoeneß genau drei (!) Spiele mit dem VfB verloren. Drei. Darunter das knappe 1:2 im Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt, darunter aber auch die 1:5-Klatsche gegen Leipzig in dieser Spielzeit. In Anbetracht der Tatsache, dass mögliche Abstiegskampf-Konkurrenten mit einem Zähler in den unteren Regionen der Tabelle rumdümpeln, blickt der VfB einer durchaus entspannten Saison entgegen. Nach dem fünften Spieltag handelt es sich bei der doch erfolgreichen Ausbeute wohl nicht mehr um Zufall.

Ähnliche Ausrichtung wie der FC

Dabei war die Ausgangslage der Schwaben in dieser Saison keine einfach, vielleicht sogar noch ein wenig schwieriger als bei den Geißböcken. Zwar hat der VfB 20 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, darunter auch Angelo Stiller, der dem FC sicherlich auf der Sechs gut zu Gesicht gestanden hätte, mit mehr als fünf Millionen Euro aber im falschen Regalfach stand. Dafür haben die Schwaben aber auch durch einige namhafte Abgänge 50 Millionen Euro einnehmen müssen. Vor allem die Abgänge von Wataru Endo, Konstantinos Mavropanos und Borna Sosa wiegen schwer. Der Aderlass ist also auch beim VfB ordentlich. Zumal Stuttgart hauptsächlich günstige Spieler gekauft oder Akteure geliehen hat. Und dennoch wurde der Umbruch offensichtlich reibungslos vollzogen. Auch, weil die Schwaben dann mit Serhou Guirassy doch einen finanzkräftigen Deal eingetütet haben. Neun Millionen Euro hat Stuttgart bezahlt, um den Stürmer fest zu verpflichten.

Das rechnet sich. Zumindest zahlt der Stürmer gerade zurück. Zehn Treffer in fünf Spielen ist eine ordentliche Bilanz. Zum Vergleich haben Niclas Füllkrug und Christopher Nkunku, die beiden Top-Torjäger der vergangenen Spielzeit, 16 Treffer in der gesamten Saison erzielt. De facto ist das Spiel der Schwaben auch auf Guirassy zugeschnitten. Sebastian Hoeneß spielt in der Regel ebenfalls eine 4-2-3-1-Taktik. Dabei agiert der Angreifer als Stoßstürmer, lässt sich aber auch immer wieder auf die linke Seite oder in den Rückraum fallen, um als Wandspieler zu agieren. Sein Abschluss ist variabel, Guirassy ist stark im Dribbling und im Eins-gegen-eins.

Hoeneß ein entscheidender Faktor

Aber: „Sie haben ja nicht nur einen Torschützen. Der ist zwar sehr auffällig durch die geschossenen Tore, aber sie haben vier Offensivkräfte da vorne. Es ist schon interessant zu sehen, wie sie gemeinsam agieren. Da sieht man klare Abläufe. Sie machen es einfach sehr sehr gut. Sie erarbeiten sich viele Torchancen“, sagte Baumgart. Tatsächlich kommt da auf die Kölner Hintermannschaft einiges zu. Dabei fällt besonders auf, dass die Schwaben sehr variabel in der Chancenerarbeitung sind. Slias, Führich und Co. werden durch Distanzschüsse, Flanken, aber auch Pässe in die Tiefe immer wieder gefährlich. Die 17 bisherigen Tore kommen nicht von ungefähr. Zudem scheint Hoeneß ein ähnliches Händchen für seine Spieler zu haben wie Baumgart. Die Entwicklung von Guirassy ist beeindruckend, doch sie ist nicht die einzige, die der Stuttgarter Trainer offenbar vorangetrieben hat. Auch Chris Führich dreht unter Hoeneß auf. „In Paderborn ist er aus meiner Sicht zum Profispieler geworden“, sagt Baumgart. „Ich habe ihn vorher hier und in Dortmund gesehen, da hat er noch nicht so gut gespielt.“ Der zweite Ex-Kölner kommt bereits auf zwei Tore und drei Assists. Auch Enzo Millot ist unter Hoeneß zu einer festen Größe der Stuttgarter geworden.

Natürlich haben auch die Schwaben ihre Schwächen. Beim 1:5 gegen Leipzig fand Stuttgart eine Halbzeit lang kein Mittel gegen das Offensivfeuerwerk. Nur ist der FC spielerisch nur schwer mit RB zu vergleichen. Fakt ist, dass dem VfB trotz einer beeindruckend hohen Passpräzision von rund 90 Prozent erstaunlich viele individuelle Fehler unterlaufen. Das macht sie im Umschaltspiel verwundbar.  „Am Ende sind wir aber in der Bundesliga und da kann jeder jeden schlagen.“ Man wolle nun wieder erfolgreicher Fußball spielen, sagt Baumgart: „Und das bedeutet für uns, drei Punkte gegen Stuttgart holen.“

Der Vergleich:

Der Kaderwert spricht deutlich für die Gäste. Stuttgart erreicht laut Gool.ai einen Kaderwert von rund 115 Millionen Euro, der FC liegt aktuell bei knapp 77 Millionen Euro. Kölns wertvollster Spieler ist Dejan Ljubicic (8.4 Mio), gäbe es in Stuttgart eine interne Liste der wertvollsten Spieler, würde sich der Österreicher auf Rang 4 einsortieren. Der wertvollste Spieler der Schwaben ist Guirassy, dessen Wert Gool.ai auf 16,1 Millionen Euro berechnet. Zum 105. Mal treffen der 1. FC Köln und der VfB Stuttgart in Pflichtspielen aufeinander. Die Bilanz spricht knapp für die Geißböcke. Der FC gewann 41 der bisherigen Begegnungen, der VfB ging 37 Mal als Sieger vom Platz. 26 Spiele endeten Remis. Allerdings spricht die Torbilanz (168:162) für die Schwaben und der VfB hat sieben der jüngsten zehn Partien gewonnen. Weitere Zahlen und Fakten zum Duell gibt es hier.

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