, ,
Startseite » Gegnercheck: Ähnliche Spielweise, andere Probleme

Gegnercheck: Ähnliche Spielweise, andere Probleme

Mit dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach geht es für den FC am Sonntag weiter. Den FC erwartet alles andere als eine leichte Aufgabe. Zumal sich die Spielweisen der Teams dann doch sehr ähneln.

Auf den FC wartet auch am achten Spieltag ein dicker Brocken. Für die Geißböcke geht es im Derby gegen Gladbach. In der vergangenen Saison waren die Spielweisen noch komplett unterschiedlich. Das hat sich geändert. Das zeigt auch unser Gegnercheck zu Borussia Mönchengladbach

Am Ende waren es genau ein Punkt und zwei Tore, die den FC von Borussia Mönchengladbach in der Tabelle trennten. Hauchdünn belegte die Borussia in der vergangenen Spielzeit den Platz vor dem Geißböcken, den zehnten Rang. Während man sich in Köln mit dem Tabellenabschluss, ja auch hinter Gladbach, arrangieren konnte, war der zweistellige Tabellenplatz am Niederrhein ein No-Go. Trainer Daniel Farke musste die Fohlen verlassen, während Steffen Baumgart gerade Dank seiner Platzierung am Ende einer schweren Saison weit von einer Trainerdiskussion entfernt war. Sehr weit. So nahe die Tabelle die beiden Klubs auch aneinander führen konnte, die Rivalen hätten auf dem Feld kaum unterschiedlicher agieren können. Hier der attraktive Baumgartsche Hurra-Fußball, mit Intensität und vielen Abschlüssen, da die Fohlen, die eher den Weg über das Zentrum suchten, auf Ballbesitz aus waren und den kontrollierten Spielaufbau bevorzugten. Das zeigte sich in zahlreichen Statistiken, am deutlichsten in denen der Flanken. Während der FC 466 und damit die meisten davon schlug, also 13 pro Spiel, kam Gladbach in derselben Statistik auf 174, also fünf im Schnitt – der schlechteste Ligawert.

Gladbach hat sein Spielsystem umgestellt

Baumgarts Thema „Hohe Intensität“ war in Gladbach keins. Auch bei den „intensiven Läufen“ belegten die Fohlen nämlich den letzten Platz. Im Schnitt absolvierten die Kölner pro Spiel rund 100 mehr, dazu im Schnitt auch 20 Sprints mehr als der Rivale. Doch mit der Verpflichtung des Schweizer Trainers Gerardo «Gerry» Seoane sowie den Abgängen einiger Säulen wie Jonas Hofmann oder Marcus Thuram hat sich das Spiel der Gladbacher komplett verändert. Die Marschroute des neuen Trainers heißt: Hohes Pressing, den Gegner früh beschäftigen, hohe Intensität (auch wenn es daran noch hapert) und mit vertikalen Bällen oder über Flanken zum Torabschluss zu kommen. In Zahlen ausgedrückt: Gladbach hat den Flankenschnitt auf 11.5 angehoben, liegt nun nur noch knapp hinter den Geißböcken. Das Spiel über die Außen ist ein probates Mittel, der Großteil der Gladbacher Angriffe geht über die Flügel. Und wenn mal nicht, dann wird mit dem Vertikalpass der nächste Offensivspieler gesucht.

Die Begegnung könnte somit zum Duell der Flanken werden. Allerdings mit unterschiedlichem Ausgang – zumindest nach den Statistiken. Denn die Gefahr der Geißböcke ist über dieses fußballerische Mittel doch eher bescheiden. Nur jede sechste Flanke der Kölner kommt beim Abnehmer an, bei den Fohlen ist es immerhin jede Dritte. Zudem hat Gladbach schon vier Tore nach Ecken oder Flanken aus dem Spiel erzielt – der drittbeste Wert der Liga. Der FC: genau gar keine. Insgesamt kommt der gerade einmal auf vier Treffer in der Liga, Gladbach dagegen bereits auf 13. Und doch wird auch am Niederrhein moniert, dass die Gladbacher Offensive zu viele Chancen liegenlässt.

Die Gladbacher Defensive wackelt

Und so läuft auch bei der Borussia in dieser Spielzeit wahrlich nicht alles rund. Im Gegenteil. Das vermeintliche Offensivspektakel hat einen entscheidenden Schönheitsfehler mitgebacht: die Defensive der Gladbacher ist mehr als nur wackelig. Zwar haben die Gladbacher vor dem achten Spieltag die sechsmeisten Tore der Liga geschossen, sie haben aber auch die sechsmeisten kassiert. Und viele davon gegen Mannschaften, die in dieser Saison noch nicht als Torgaranten aufgefallen sind: Augsburg vier, Darmstadt drei, Mainz zwei. Nicht umsonst betonte FC-Torhüter Marvin Schwäbe, dass die aktuelle Gladbacher Form dem FC in die Karten spielen könne. Gladbach-Coach Seoane scheint sich selbst noch nicht im Klaren zu sein, wie er Ruhe in die Defensive bekommt. Meist spielt er mit Dreier-, mal mit Viererkette. Toranfällig sind bislang beide Systeme. Und dennoch: „Sie haben sechs Punkte und sind Zwölfter. Es gibt schlechtere Varianten. Wenn man so einen Umbruch macht, dann ist das für mich eine normale Sache. Ich sehe eine sehr gute Entwicklung“, sagt Baumgart.

Zumal der Umbruch in Gladbach riesig war. Die Abgänge von Jonas Hofmann, Lars Stindl, Ramy Bensebaini und Marcus Thuram wiegen besonders schwer, das System scheint noch fragil, es fehlt die Konstanz die Stabilität. Dabei haben sich die Gladbacher durchaus gut verstärkt. Vor allem der Stürmer Tomas Cvancara bereitet den Gladbachern mit drei Toren und einer Vorlage viel Freude. Der Tscheche litt zuletzt unter diversen kleineren Verletzungen, kam aber in der Nationalmannschaft zum Einsatz und scheint fit zu sein. „Wir sind immer froh, wenn unsere Spieler für ihr Land spielen können und im Rhythmus bleiben. Das hat Tomas sicherlich gutgetan, dass er dort zum Einsatz gekommen ist“, sagte Seoane, der seinem Stürmer eine gute Woche attestierte. Neben Cvancara werden es Jeff Chabot und Timo Hübers wohl mit dem wiedererstarkten Alassane Plea zu tun bekommen. Der Offensivspieler traf gegen Bochum doppelt und bereitete ein Tor vor. Auch gegen Köln war Plea bereits erfolgreich.

Der Vergleich:

Der Kaderwert spricht deutlich für die Gäste. Gladbach erreicht laut Gool.ai einen Kaderwert von rund 180 Millionen Euro, der FC liegt aktuell bei rund 80 Millionen Euro. Kölns wertvollster Spieler ist Dejan Ljubicic (9.5 Mio), gäbe es in Gladbach eine interne Liste der wertvollsten Spieler, würde sich der Österreicher auf Rang 7 einsortieren. Der wertvollste Spieler der Gladbacher ist Kouadio Manu Koné, dessen Wert Gool.ai auf mehr als 29 Millionen Euro berechnet. Die Bilanz spricht ebenfalls für Gladbach. Die Borussia hat von 113 Pflichtspielen 58 gewonnen, der FC nur 34.

1 Gedanke zu „Gegnercheck: Ähnliche Spielweise, andere Probleme“

  1. Wie schön, dass die Redaktion noch einmal anlässlich des Derbys gegen die Fohlen daran erinnert, dass Trainer Daniel Farke zu Saisoende nach dem Erreichen von Tabellenplatz 10 (unmittelbar vor dem Effzeh) „gehen“ musste, während Steffen Baumgart inklusive seines Trainer-„Großraumbüros“ von einer Trainerdiskussion „weit entfernt“ war. „Sehr weit“, wie in einem Kurzsatz formuliertend hinzugefügt wurde.

    Möglicherweise hat die Redaktion bei ihrer Meinungsäußerung aber auch nur die reichlich begründete Kritik in einem Effzeh-Forum am in gewissen Fan-Kreisen stets sakrosankten Effzeh-Trainer nicht ernst genommen oder offenbar schlichtweg ignoriert.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar