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Diese Siege über Leverkusen sollten dem FC Mut machen

Für den 1. FC Köln steht mitten in der sportlichen Krise das Spiel gegen den Tabellenführer auf dem Spielplan. Eigentlich ein aussichtsloses Unterfangen. Doch auch Derbys (oder Nachbarschafts-Duelle) scheinen eigene Gesetze zu haben.

Auf dem Papier könnte die Angelegenheit nicht klarer sein. Tabellenführer gegen Tabellenvorletzten – ungeschlagen gegen sieglos – die Rollen sind für das Auswärtsspiel des 1. FC Köln in Leverkusen klar verteilt. Sollte man meinen. Denn diese Leverkusen-Siege sollten dem FC Mut machen.

Glaubt man den Worten von FC-Trainer Steffen Baumgart gibt es in der Region nur einen wahren Spitzenverein – den 1. FC Köln. „Es gibt einen großen Verein und es gibt einen nicht so großen Verein. Ich glaube, wir sind der Größere, auch wenn es sportlich vielleicht anders erscheint“, sagte der Kölner Coach vor wenigen Wochen. Dabei ist „vielleicht“ stark untertrieben. Leverkusen scheint sportlich nicht nur der größere Verein zu sein, aktuell ist er es ohne Frage. Und das nicht nur, weil Leverkusen die Tabelle souverän anführt, die Werkself spielt aktuell den wohl attraktivsten und zweifelsohne erfolgreichsten Fußball der Liga. Xabi Alonso und Simon Rolfes haben eine starke Einheit geformt, die selbst von den Top-Teams der Liga bislang nicht aufgehalten werden konnte.

2019 leitet ein 2:0 die Wende ein

Somit spricht momentan wenig dafür, dass der FC gegen seinen rheinischen Nachbarn den sportlichen Turnover schafft. Die Vorzeichen sollten in einem Duell zwischen ungeschlagenen Tabellenführer und sieglosen Tabellenvorletztem zumindest klar vergeben sein. Hoffnung macht den Kölnern ein ähnliches ungeschriebenes, aber motivierendes Gesetz wie das des Pokals. Es geht in ein Nachbarschafts-Duell gegen die Werkself. „Davie hat es auch schon im Interview gesagt: In einem Derby können wir Einiges zurückholen, was die Wochen zuvor nicht funktioniert hat. Solche Spiele haben nochmal eine andere Bedeutung“, sagte Luca Waldschmidt am Mittwoch. Was sich anhört wie der Mut des Verzweifelten in einer schier aussichtslosen Situation, ist allerdings gar nicht so abwegig. Schließlich haben die Kölner in ähnlichen Situationen gegen Leverkusen überrascht.

Das zum Beispiel vor gar nicht mal allzu langer Zeit. In der Saison 2019/2020 lag der FC nach dem 14. Spieltag auf dem letzten Tabellenplatz, als es gegen Leverkusen ging. Köln hatte gerade einmal acht Punkte eingesammelt, dafür aber 32 Gegentore kassiert, seit sechs Spieltagen nicht mehr gewonnen. Leverkusen lag dagegen auf dem sechsten Rang, nur einen Zähler hinter dem Tabellendritten Borussia Dortmund und einen Punkt vor dem späteren Meister Bayern München. Nichts deutete auf einen Erfolg der Kölner hin. Und so war es wohl Markus Gisdols Mut der Verzweiflung, nahezu die gesamte Mannschaft auszuwechseln. Mit sechs neuen Spielern, darunter Debütant Jan Thielmann, startete der Coach gegen Leverkusen. Der FC kämpfte leidenschaftlich. Auch Leverkusen kämpfte – allerdings mit unfairen Mitteln. Und so wurden Aleksandar Dragovic und Leon Bailey vom Platz gestellt. Der FC setzte sich nach Toren von Jhon Cordoba (73.) und Sebastian Bornauw (84.) nicht unverdient durch. Es war der Auftakt einer beeindruckenden Serie von acht Siegen in elf Spielen und damit am Ende der Saison der sichere Klassenerhalt.

Podolski wird zum Matchwinner

Auch die Spielzeit 2011/2012 stand für den FC unter keinem guten Stern. Mit 30 Punkten stiegen die Geißböcke damals ab. Am 6. Spieltag reiste der Tabellen-15. aus Köln zu den viertplatzierten Leverkusenern. Auch damals wurden dem FC nur wenige Chancen eingeräumt. Lukas Podolski ließ die FC-Fans nach einer Galavorstellung beim 4:1-Sieg gegen die Werkself von einer ordentlichen Saison träumen. „Poldi“ war der überragende Spieler, legte einen Treffer auf und erzielte zwei Tore. Der Sieg gegen den Nachbarn war eins von wenigen Highlights in der insgesamt bitteren Spielzeit.

Bereits ein Jahr zuvor schockte der FC den Nachbarn von der anderen Rheinseite. Leverkusen träumte in der Saison 2010/2011 von der ersten Meisterschaft – mal wieder. Tatsächlich war Bayer das einzige Team, das kurz vor Saisonende noch den Spitzenreiter aus Dortmund hätte abfangen können. Leverkusen tat es auch nicht, weil der FC selbst noch dringend Punkte für den Klassenerhalt benötigte. Und die holten sich die Kölner durch einen Doppelpack von Milivoje Novakovic. Leverkusen hatte keine Chance mehr auf den Titel, war zum fünften Mal „Vizekusen“. Auch 14 Jahre zuvor „verhalfen“ die Geißböcke dem Rivalen zum zweiten Platz. Am 33. Spieltag empfing der FC die Werkself in Müngersdorf und schickte sie schließlich mit einer 4:0-Packung wieder nach Hause. Alleine drei Tore erzielte Toni Polster. Bayern sicherte sich den Titel und feierte diesen mit einem großen Poster von Polster – dem Derbyhelden, falls man das Duell denn Derby nennen will.

Davon gab es gleich mehrere. Unter anderem auch Dominic Maroh, der 2015 mit einem Doppelpack in Leverkusen oder Davie Selke, der in der vergangenen Saison ebenfalls mit zwei Treffern zum Nachbarschafts-Duell-Helden avancierte. Natürlich gab es auch Niederlagen. Einige. Bittere. Doch in der aktuellen Situation muss man an die dunklen Stunden vielleicht nicht unbedingt erinnern.

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