Das Remis legt die Kölner Schwächen schonungslos offen
Trotz einer guten Leistung stand beim 1. FC Köln unterm Strich gegen Augsburg nur ein Punkt. Dass es nicht zu mehr gereicht hat, hatte Gründe. Und die sind nicht neu.
26:18 Torschüsse, 10:2 Ecken, 60:40% Ballbesitz – in nahezu jeder Statistik war der FC den Augsburgern am Samstagnachmittag überlegen – in der Torstatistik nicht. 1:1 hieß es nach 90 Minuten und das hatte Gründe. 1. FC Köln: Remis legt Schwächen schonungslos offen.
In seinen Äußerungen vor dem Spiel gegen Augsburg blieb Steffen Baumgart schon ein wenig vage. „Wir haben jetzt mit Augsburg und Bochum zwei Gegner vor uns, mit denen wir um die unteren Plätze spielen“, sagte Baumgart. „Wir müssen punkten. Es muss zu sehen sein, dass wir das mit aller Macht wollen. Die Erwartung ist, dass sich die Jungs die 95 Minuten zerreißen werden.“ Mission erfüllt kann man wohl sagen.
Nach dem Debakel gegen Leipzig und dem bitteren Aus gegen Lautern hat der FC eine Reaktion gezeigt. Die Spieler gaben sogar 97 Minuten Vollgas, allen voran nach dem Wechsel. Es war sichtbar, dass der FC gewinnen wollte. Und am Ende haben die Kölner auch gepunktet. Die Akteure haben also die Vorstellungen des Trainers erfüllt, sollte man meinen. „Bei der Anzahl der Torchancen muss das Spiel eher 3:3 als 1:1 ausgehen“, sagte der Trainer am Samstagabend. „Der eine Punkt ist nicht das, was wir uns gewünscht haben. Auf Sicht war mehr drin. Am Ende musst du mit dem Punkt leben. Die Unzufriedenheit ist aber definitiv da.“
Die Chancenverwertung bleibt weiterhin das Manko
Tatsächlich war für den FC mehr drin. Die Kölner waren von Beginn an Spiel bestimmend, hatten vor der Halbzeit eine kleine Schwächephase, drehten aber nach dem Wiederanpfiff ordentlich auf. „Wir müssen das Spiel entweder in den ersten 15 Minuten entscheiden oder in den 15 Minuten direkt nach der Halbzeit“, sagte Christian Keller. Alleine Luca Waldschmidt kam in den angesprochenen Minuten drei Mal frontal vor dem Tor frei zum Abschluss. Einmal verzog der Angreifer, einmal versprang der Ball, einmal stand FCA-Keeper Finn Dahmen im Weg. Auch Mark Uth kam zu zwei Abschlüssen mit demselben Ergebnis. Die Kölner gaben in den 90 Minuten 26 starke Torschüsse ab, erfolgreich war aber nur Linton Maina zur Kölner Führung. Der schnelle Außenbahnspieler hätte ebenfalls erhöhen können, wenn nicht müssen, als er sich bei seinem Alleingang aufs Augsburger Gehäuse in letzter Sekunde den Ball wegspitzeln ließ.
Auch wenn die 0:6-Klatsche gegen Leipzig noch durchaus präsent ist, der Chancenwucher zieht sich durch die gesamte Saison und ist ein großer Teil des Kölner Problems. Am Samstag schraubten die Geißböcke ihr Torschusskonto weiter in die Höhe – je nach Statistik, Berechnung und Auswertung belegt der FC in dieser Rangliste den zweiten bis fünften Platz. In Sachen Chancenverwertung ist der FC mit seinen acht Treffern allerdings abgeschlagener Letzter. Am Samstag lagen die Kölner mit ihrer Chancenverwertung unter dem eigenen Schnitt von 4,5 Prozent. Gerade der Sturm, von dem Sportchef Keller zu Beginn der Saison so überzeugt gewesen ist, bleibt die Schwachstelle der Geißböcke. Denn die acht Tore verteilen sich auf drei von Florian Kainz per Elfmeter, zwei von Davie Selke, zwei von Waldschmidt und eins von Maina – gerade einmal die Hälfte erzielten also etatmäßige Stürmer.
Das Spiel hätte auch in die andere Richtung gehen können
Immerhin erspielten sich Uth und Waldschmidt ihre Möglichkeiten, sie blieben aber ungenutzt. „Ich habe es schon lieber, dass wir uns Chancen erspielen und sie nicht machen als überhaupt keine Torchancen zu haben“, sagte Uth. Letzteres galt im Grunde für die Stoßstürmer. Nach zuletzt eher schwachen Leistungen von Selke erhielt Steffen Tigges am Samstag den Vorzug. Und das, obwohl Selke unter der Woche Extra-Einheiten eingeschoben hatte. Tigges startete auch furios mit einer sehenswerten Vorlage auf Waldschmidt, dann tauchte der Angreifer ab. Selke kam spät, war dann aber auch einmal mehr kein Thema in der FC-Offensive. So blieb der Kölner Angriff nahezu wirkungslos. „Dann nützt es auch nicht, dass es besser war als in den Wochen zuvor“, sagte Baumgart.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass für Augsburg auf Sicht auch mehr drin gewesen wäre. Drei Aluminium-Treffer bei denen Marvin Schwäbe nicht den Hauch einer Chance hatte, davon einer sogar an den Innenpfosten, sprechen eine deutliche Sprache. Der FC hatte gegen den FCA zwar mehr, die Fuggerstädter dagegen aber die besseren, zumindest gefährlicheren Chancen. Unter anderem vergab Torschütze Philip Tietz zwei Mal aus wenigen Metern vor dem leeren Tor. Auch Arne Engels hätte den Augsburger Siegtreffer erzielen müssen. Die Kölner Defensive stand stabiler als gegen Leipzig und Lautern, wirklich sattelfest war sie auch weiterhin nicht. Sowohl Timo Hübers als auch Jeff Chabot hatten ihre schwachen Momente, konnten nicht an die Leistung der ersten Saisonspiele anknüpfen. Das Abwehrverhalten unmittelbar vor dem 1:1 war stümperhaft. Linton Maina bekam Robert Gumny nicht geblockt, Uth und Dominique Heinz schauten beim entscheidenden Pass nur zu und Timo Hübers war viel zu weit von Tietz entfernt. Auch bei einigen Umschaltmomenten hatte der FC großes Glück, dass die Augsburger es nicht klarer, cleverer ausspielten.
Den Ansatzpunkt sieht Baumgart allerdings weiterhin in der Offensive. „Es hat in den Offensivaktionen ein Tick Ruhe gefehlt. Da merkst du, dass du dir die Sicherheit erarbeiten musst. Da würde ich ansetzen, dass die Jungs weiter Sicherheit kriegen“, sagte der Trainer. Es wird Zeit. Denn mit einem Sieg hätten die Kölner die Abstiegsplätze verlassen, jetzt belegt Köln den letzten Rang.
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