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Ein schlechter Begleiter in der Krise

Stark angefangen, stark nachgelassen – lautete das Motto des 1. FC Köln bei Werder Bremen. Eine knappe Stunde fand der FC gegen einen schlagbaren Gegner kein Mittel. Vermutlich auch ein Grund für die ratlosen Gesichter in Köln. Der FC ist in der Krise angekommen. Ein Kommentar.

Nach gut 30 Minuten deutete für den FC bei Werder Bremen recht wenig auf eine Niederlage hin, nach 90 Minuten gingen die Kölner als verdiente Verlierer vom Platz. Die Leistung ließ bei den Kölner Verantwortlichen fragende Gesichter zurück. Dabei ist Ratlosigkeit ein denkbar schlechter Begleiter in der Krise. Ein Kommentar.

Der Begriff „Krise“ ist im Fußball schwer greifbar, auf jeden Fall subjektiv unterschiedlich wahrnehmbar. Am vergangenen Donnerstag sagte FC-Trainer Steffen Baumgart etwa, man sei von der kolportierten Krise beim FC noch weit entfernt. Die Jungs seien mit Spaß bei der Sache. Der Spaß ist den Kölnern am Samstag vergangen und da man das Wort „Krise“ durchaus mit einer schwierigen, bedrohlichen Situation definieren kann, ist diese vielleicht dann doch nicht so weit entfernt, wie es der Trainer sieht. Die Lage ist ernst, sie ist bedrohlich. Da macht auch Baumgart keinen Hehl draus. Sie hat sich seit Samstag sicherlich nicht verbessert.

Der FC kann sich nicht mehr viel erlauben

Auf den ersten Blick hat sie sich aber auch nicht dramatisch verschlechtert. Grund zur Panik besteht wohl auch weiterhin nicht. Der FC hat noch 29 Spiele in dieser Saison zu absolvieren, eine Kurskorrektur ist jederzeit möglich. Zumindest in der Theorie. Denn der Auftritt in Bremen lies gerade diejenigen ratlos zurück, die vor der Spielzeit von der Qualität des Kaders überzeugt gewesen sind. Nur um das vorweg klarzustellen: Der Kölner Kader hat Qualität, auch für die Bundesliga. Das haben die Leistungen gegen den BVB, in Teilen auch gegen Hoffenheim und eine halbe Stunde auch gegen Bremen gezeigt. In Teilen, und das betonte Baumgart nach der 1:2-Niederlage gegen Bremen, reicht für die Bundesliga eben nicht. Nun ist Baumgart in Köln als Krisenmanager gefordert.

Das ist für ihn auch beim FC grundsätzlich nichts neues: Ein Punkt aus fünf Spielen, 1:13 Tore – in der vergangenen Spielzeit erlebte der FC eine ganz ähnliche Situation. Katerstimmung an Karneval, hieß es damals. Nur hatte sich Köln damals bereits ein ordentliches Polster angefuttert, belegte nach der Misere immer noch Rang 13 mit sechs Punkten Puffer auf den Relegationsplatz. Köln gab die Chance auf mehr aus der Hand, mehr aber auch nicht. Dieses Polster fehlt bislang. Viel kann sich der FC nicht mehr erlauben. Und das wird sich auch in den Köpfen der Spieler festsetzen. Baumgart deutete zumindest an, dass seine Akteure „mit dem Kopf arbeiten“.

Keine feste Rolle für Kainz, kein Plan B

Die Alarmglocken könnten in Köln aber auch aus weiteren Gesichtspunkten schrillen. Zum einen lässt sich die Lücke auf der Sechs nicht weiter wegdiskutieren. Dass FC-Trainer Baumgart auf der Suche Florian Kainz auf die Position im zentralen, defensiven Mittelfeld setzt, ist erstaunlich, vielleicht ein Zeichen. Tatsächlich hat der Kölner Kapitän es auch eine halbe Stunde recht ordentlich gemacht. Das „Experiment“ hat aber einen Beigeschmack. Denn auch nach dem fünften Spieltag hat weder der zentrale Leistungsträger Kainz seine Rolle auf dem Platz, noch Baumgart einen Plan B für den möglichen Ausfall eines Sechsers gefunden. Für Experimente ist diese zentrale Position zu wichtig, der Zeitpunkt eigentlich zu weit fortgeschritten.

Denn der oft genannte schwere Saisonauftakt mit großen Brocken zu Beginn ist absolviert. Baumgart betonte unter der Woche, dass es acht, neun Mannschaften in der Liga gebe, die auf andere Ziele schielen, in andere Sphären vorrücken wollen. Da gehörten die Gegner des Auftaktprogramms allesamt dazu. Werder Bremen nicht. Soll heißen: Der FC ist durchaus in der Lage, auch gegen die Topteams zu punkten. Er muss es aber nicht. Gegen die Mannschaften auf Augenhöhe müssen aber die Zähler her, sonst wird es am Ende des Tages eng. Dass der FC gegen einen sicherlich nicht übermächtigen Gegner eine Stunde lang kein Mittel fand, lässt die Kölner Verantwortlichen zusätzlich ratlos zurück. Und Ratlosigkeit ist kein guter Begleiter in einer Krise.

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