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Kommentar: Die Verantwortlichen machen es sich zu leicht, in einer schweren Zeit

Das Baumgart-Aus, die Transfersperre – am Freitagmittag äußerten sich die Bosse des FC zur Zukunft der Geißböcke. Eine Antwort lieferten sie nicht. Wer neben Steffen Baumgart nun die Verantwortung übernimmt. Ein Kommentar.

Der 1. FC Köln steht vor einem Scherbenhaufen und vielen Fragezeichen. Antworten sollte die Pressekonferenz am Tag nach Trainer-Entlassung und Veröffentlichung der Transfersperre bringen. Eine wichtige Frage blieb unbeantwortet. Die nach der Verantwortung. Ein Kommentar zur Verantwortung an der Kölner Krise.

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Einfach wollte es sich Christian Keller nicht machen, sagte der Sportdirektor zumindest am Freitagnachmittag auf der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Geißbockheim. Es wäre zu einfach, den entlassenen Steffen Baumgart als den Alleinverantwortlichen für die prekäre Situation rund um den 1. FC Köln auszumachen, hieß es. Ein berechtigter, wenn auch überraschend patzig vorgetragener Einwand des 45-Jährigen. Nur vergaß der Sportdirektor die weiteren Verantwortlichen der Misere zu benennen. Dabei hatte der fragende Reporter den Ball via Steilvorlage mit den Worten einer Selbstreflektion bereits auf den Elfmeterpunkt gelegt. Keller lief noch nicht mal an, um die Vorlage zu verwerten. Baumgart solle die Verantwortung also sicher nicht alleine übernehmen, ihm ein Stück davon abzunehmen, kam den anwesenden FC-Bossen aber auch nicht in den Sinn.

Keine Spur von Selbstkritik

Eine seltsame Einstellung der Kölner „Verantwortlichen“, die mit großer Sicherheit einen Teil des Kölner Fiaskos sehr wohl zu verantworten haben. Christian Keller saß beispielsweise auf den Tag genau 17 Wochen zuvor an selber Stelle und beantwortete mit einem seltsam breiten Grinsen die Nachfrage eines Journalisten, ob der FC denn wirklich den Kader nicht noch einmal nachjustieren wolle. Die Frage war durchaus legitim, immerhin machten sich nicht nur die Fans nach den ersten Auftritten der Kölner Sorgen um die Qualität des Kaders. Keller reagierte mit einem süffisanten Lächeln und beantwortete die Frage zunächst mit der Gegenfrage, ob denn überhaupt Bedarf bestünde, um dann zu erklären, dass man nicht die zwingende Notwendigkeit gesehen habe, etwas zu verändern. Schon damals bestand eine – wenn auch noch unbeachtete – Diskrepanz zwischen seinen und den Worten von Steffen Baumgart, der nur wenige Sekunden später betonte, man habe durchaus geschaut, was auf dem Transfermarkt geht und was eben nicht geht. Es ging offensichtlich nicht viel, vor allem aber nicht genug.

Schon damals bestand der leise Verdacht, dass man ein mögliches Versäumnis mit einer gespielten, vielleicht auch erhofften Selbstsicherheit kaschierte. Denn, auch wenn damals noch keiner erahnen konnte, dass sich vermeintliche Leistungsträger wie Florian Kainz oder Dejan Ljubicic im Dauer-Formtief befinden würden, erschien die Qualität der Breite des Kaders zumindest fragwürdig. Nach 16 Spieltagen und einer sehr enttäuschenden Hinrunde sind Kellers Worte sowie ein Großteil seiner Neuverpflichtungen als grobe Fehleinschätzung zu werten. Dieses liegt mindestens zum Großteil eben doch in den Kompetenzen eines Sportdirektors. Diese Erkenntnis teilte Keller offensichtlich nicht – zumindest nicht öffentlich mit. Von Selbstkritik fehlte am Freitag nämlich jede Spur. Genauso wie bei Philipp Türoff, der sein Unverständnis für die harte Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs sowie für einige Handlungen der Streitpartei aus Ljubljana zum Ausdruck brachte, anstatt sich zu hinterfragen, ob er oder der FC in dieser Causa alles richtig gemacht hat. Die Bestrafung durch das internationale Sportgericht liefert eine eindeutige Antwort.

Angriff statt Verteidigung

Das Motto lautet eher „Angriff ist die beste Verteidigung“. Statt sich also eine Teilschuld am Systemausfall in Köln zu geben, zeigten die FC-Bosse ihre Stärke im Umschaltspiel und gingen in die Offensive. Statt Apokalypse lieber Tag1, nannte es Keller, der einen flammenden, emotionalen Appell an die Fans richtete. Man könne sich darauf verlassen, dass die Mannschaft alles für die Rettung des FC geben werde. Man werde es schaffen, sagte der Sportdirektor. Wichtig wäre für die Geißböcke, dass auch die Verantwortlichen alles für die Rettung der Geißböcke tun werden. Denn die Stimmung kippt bei den Fans vollends. Nicht wenige hatten sich personelle Konsequenzen gewünscht. Nun gilt es für Keller und Co. auf anderer Ebene Verantwortung zu übernehmen. Die Suche nach dem neuen Trainer ist bereits der erste Gradmesser.


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