Nach dem 0:2 gegen den SV Darmstadt steuert der FC mit Vollgas dem Abstieg entgegen. Dass die Kölner noch die Chance auf den Klassenerhalt haben, ist einzig der Schwäche der Konkurrenz zu verdanken. In Köln reihen sich Fehleinschätzungen an Fehleinschätzungen. Das Ergebnis ist verheerend. Ein Kommentar.
Die Saison lief alles andere als rund für die Geißböcke. Mangelnde Voraussicht, Fehleinschätzungen der Lage und vielleicht sogar Blauäugigkeit im Bezug auf den Kader, das CAS-Urteil und die Stärke der Gegner rächen sich nun. Der Abstieg gerät in greifbare Nähe für den 1. FC Köln: Ein Kommentar zum drohenden Abstieg.
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Als Timo Schultz am vergangenen Donnerstag auf die aktuelle Tabellensituation angesprochen wurde, setzte der Kölner Trainer sein gewohnt verschmitztes Lächeln auf und erklärte zwischen den Zeilen, dass sich der Blick schon nach dem Wochenende wieder lohnen könnte. Denn nach einem Dreier „sieht es in der Tabelle auch wieder anders aus“, hatte Schultz optimistisch erklärt. Nach dem desaströsen 0:2 gegen den SV Darmstadt hat sich die Tabellensituation für den FC in der Crunchtime nicht wesentlich verändert. Der Rückstand zum VfL Bochum beträgt immer noch fünf, der zu Mainz nun ebenfalls fünf Punkte, es gibt noch zwölf Zähler zu holen. Insofern ist der mittlerweile immerhin verhaltene Optimismus bei den Geißböcken zu verstehen. Die Kölner wären schlechte Profis, wenn sie nicht an den Klassenerhalt glauben oder diesen Glauben kommunizieren würden, so lange er rechnerisch noch möglich ist.
Irrtümer, Missverständnisse und Fehleinschätzungen
Nach dem Auftritt gegen Darmstadt fehlt aber wohl vielen, vermutlich nahezu allen FC-Fans jegliche Fantasie, wie die Geißböcke diese fünf Punkte aufholen wollen – selbst wenn Bochum oder Mainz die restlichen ausstehenden Begegnungen verlieren sollten. Dass der FC in dieser Verfassung am kommenden Sonntag mit einer ähnlichen Leistung etwas bei den Rheinhessen holt, ist mehr als nur unwahrscheinlich. Und dennoch bleibt ein Rest Hoffnung. Ein Rest, bei dem man sich aber alles andere als sicher ist, ob man ihn denn angesichts der widerkehrend schwachen Leistungen und Enttäuschungen überhaupt noch haben will. Das 0:2 gegen Darmstadt war spielerisch wohl die größte Ernüchterung, die sich der FC in dieser Saison geleistet hat. Schultz‘ Fehleinschätzung bezüglich der Tabelle aber meilenweit entfernt von der größten.
Vielmehr war das 0:2 das vorläufige Ende einer Aneinanderreihung von Irrtümern, Missverständnissen und Fehlannahmen, die die Geißböcke überhaupt erst in diese desaströse Situation gebracht, an den Abgrund der Liga geführt haben. Und da spielen die Scheinbilder vermeintlich guter Leistungen wie gegen Bochum oder die Bayern, der obligatorische Begriff der Augenhöhe nur eine untergeordnete Rolle. Zur Wahrheit gehört vielmehr, dass die Kette der Fehleinschätzungen spätestens mit der nicht adäquaten Nachbesetzung von Anthony Modeste im Sommer 2022 begann und mit dem gleichen Fehler ein Jahr später bei Jonas Hector und Ellyes Skhiri gnadenlos fortgesetzt wurde.
Die Idee, dass der aktuelle Kader bundesligatauglich sei, hat die Mannschaft in großen Teilen der Saison widerlegt. Kein Transfer hat so eingeschlagen, wie erhofft, den FC entscheidend weitergebracht. Dass der Sturm, wie von Christian Keller im Sommer kommuniziert, so „ganz okay“ sei, entspricht nicht gerade den desolaten 23 Treffern. Immerhin muss man den FC-Bossen zu Gute halten, dass sie einen Spagat zwischen wirtschaftlicher Sanierung und sportlicher Wettbewerbsfähigkeit absolvieren mussten. Gelungen ist der zumindest auf der einen Seite ganz offensichtlich nicht. Über den Sinn des Trainerwechsels ist es genauso müßig zu diskutieren, wie die Kapitänsbinde von Florian Kainz zu hinterfragen. Es ist rein spekulativ, ob es anders anders gelaufen wäre. Mit Sicherheit hätte ein Steffen Baumgart am Samstag in der Halbzeit aber eine andere Tonlage angeschlagen, um sein Team aufzuwecken.
Ungewisse Zukunft mit ungewissem Kader
Zudem gingen die Kölner das Thema Vertragsunterschrift Jaka Potocnik und die daraus resultierenden Folgen viel zu blauäugig an, hätten das Thema beenden müssen, bevor es zu einem geworden ist. Nicht wenige Experten haben genau dieses oder ein ähnliches Urteil erwartet, während die Kölner Verantwortlichen offensichtlich dem „Et hätt noch immer joot jejange“ verfielen. Das nicht Hamstern weiterer Spieler, weil man nicht künstlich den Kader aufblähen wolle, fällt den Geißböcken nun und auch im kommenden Sommer auf die Füße. Unterm Strich stehen 22 Punkte nach 30 Spieltagen, eine einjährige Transfersperre und eine ungewisse Zukunft mit ungewissem Kader.
Der FC steuert mit Vollgas und verdientermaßen dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte entgegen. Dass die Kölner trotz ihrer desolaten Leistungen und Punkteausbeute nach 30 Spieltagen noch immer keine unrealistische Chance auf den Klassenerhalt haben, ist einzig der Schwäche der Konkurrenz zu verdanken. Sollte der Abstieg tatsächlich vermieden werden, darf man sich getrost fragen, ob die Rückkehr der Leihspieler, das Implementieren von Nachwuchsspielern eine bessere Saison mit sich bringt oder nichts anderes als einen Abstieg auf Raten bedeutet.
Timo Schultz sagte am Samstag, dass eine Scheißegal-Mentalität vielleicht genau der richtige Ansatz für das Saisonfinale sei. Dafür, dass seine Spieler nun „alles rausbrettern“. Man würde es dem Trainer so gerne glauben. Die Sorge vor einer weiteren Fehleinschätzung ist aber mindestens genauso berechtigt. Und die Frage muss gestattet sein, ob Fehleinschätzungen in einem wirtschaftlichen Unternehmen folgenlos bleiben können.
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