Vier Spiele gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf, das CAS-Urteil zur möglichen Transfersperre – der 1. FC Köln steht vor einigen stürmischen Wochen. Es wird vermutlich Antworten auf einige offene Fragen geben. Ob die aber schmecken werden, ist eher fraglich. Ein Kommentar.
Mit dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach startet der FC in einen möglicherweise stürmischen Herbst. Gut möglich, dass die Kölner noch vor dem Winter vor einem Desaster stehen. Wochen der Wahrheit – es wird Antworten geben. Ein Kommentar zu der Lage des 1. FC Köln.
Christian Keller hatte sich ganz offensichtlich sehr gut vorbereitet. Auf der Mitgliederversammlung Ende September wehrte sich der 44-Jährige gegen die Kritik an seinem Sparkurs, rechtfertige die Sommer-Transfers oder eben Nicht-Transfers und ließ sich sogar zu einer gewissen Spur Optimismus zum CAS-Urteil hinreißen. Unabhängig der Aussagekraft oder des Wahrheitsgehalts seiner Worte (denn das wäre rein spekulativ) hinterließ der Sportdirektor einen souveränen Eindruck, machte unterm Strich sogar eine gute Figur. Er hatte die passenden Antworten auf die berechtigten Fragen. Die Mitgliederversammlung ist mittlerweile fast drei Wochen her. Die Fragen, die Keller beantwortet hat, sind zum Teil aber unbeantwortet oder es haben sich neue Fragen daraus entwickelt, die den Kölner Fans unter den Nägeln brennen. Die Kritik an dem Geschäftsführer Sport wächst, die Ungeduld steigt. Die gute Nachricht: viele Fragen werden in den kommenden Wochen beantwortet. Die schlechte Nachricht: viele Fragen werden in den kommenden Wochen beantwortet.
Vorentscheidung in der Liga, Entscheidung in Lausanne
Denn aktuell liegt die Range der Reaktionen auf die Antworten zwischen kollektivem Aufatmen und bewusstloser Schockstarre. Ausgerechnet mit dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach startet der FC nun in die zweite Saisonphase. Und diese wird für die Kölner nicht nur eine richtungweisende, es wird wohl eine vorentscheidende werden. Zumindest wenn die Geißböcke nicht schleunigst das Ruder herumreißen. In den kommenden sieben Spielen werden es die Kölner gleich mit vier Gegnern auf Augenhöhe zu tun bekommen. Dazu noch das Derby gegen Gladbach, das Pokalspiel auf dem Betzenberg und mit den Partien gegen die Bayern und gegen Leipzig zwei Aufgaben, die der FC wohl nicht wird lösen können – zumindest fehlt dazu nach den bisherigen Leistungen jegliche Phantasie. Auf die Frage nach der Qualität, also der Bundesligareife, die viele Fans nach dem desolaten Start wiederum zu recht infrage stellen, wird es noch vor dem Winter Antworten geben. Wenn es die Geißböcke in dieser Phase nicht aus dem Keller schaffen, dann wohl gar nicht mehr.
Es wird sich wohl bis zum Winter auch noch die Frage klären, ob die Kölner auf ihrem Weg noch einmal nachbessern können, nein dürfen. Während der FC gerade um das aktuelle Überleben kämpft, rätseln in Lausanne kluge Köpfe über die Zukunft des Klubs. Sollten die CAS-Richter den FC freisprechen, und davon ist nicht wirklich auszugehen, dann wird die Causa Potocnik irgendwann in der Kölschen Folklore zwischen Toni Polsters Bläck-Fööss-Band und einem kaputten Faxgerät angesiedelt werden. Sollten die Richter aber zu dem Schluss kommen, dass zum Beispiel die zeitliche Nähe zwischen Kündigung des Spielers und Neuvertrag (keine 24 Stunden) nicht so richtig für den FC spricht und die Kölner dem Spieler dementsprechend doch vielleicht ein wenig angestiftet haben, sich für einen Umzug nach Köln zu entscheiden, dann steht der FC vor dem wohl größten Desaster der Vereinsgeschichte. Im Worst-Case-Szenario würden die Kölner absteigen und dürften dann keine neuen Spieler verpflichten. Spätestens dann werden sich neue Fragen auftun. Besonders interessant wird die nach der Verantwortung werden.
Wie geht es weiter mit dem FC?
Der FC steht vor entscheidenden Wochen, die Wochen der Wahrheit wenn man so will. An deren Ende wird man dann nämlich sehen, ob die Kritik an Kellers Sparkurs berechtig war. Ob die Sommer-Transfers ausgereicht haben und ob der Kölner Optimismus in Sachen Transfersperre richtig dosiert war. Der FC steht vor einem unruhigen Winter. Und das gilt nicht nur für Spieler und Trainer.