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Saisonrückblick: Der FC trotzte den Widrigkeiten

Emotionen, Dramen, Erfolge – der FC beendet eine emotionale Spielzeit. Unser Saisonrückblick: Der FC trotzte den Widrigkeiten.

Als Ben Randerath am frühen Samstagabend die ersten Zeilen des AnnenMayKantereit-Songs „Tommi“ anstimmte, blieben nur wenige Augen im Kölner Stadion trocken. Kein Wunder, der Song, der von Heimweh, Liebe zur Stadt, Sehnsucht handelt, hat Köln, den FC, die Mannschaft durch die Saison begleitet und dürfte zur offiziellen Verabschiedung der FC-Legenden Timo Horn und Jonas Hector natürlich nicht fehlen. Mitarbeiter, Mitspieler, Wegbegleiter, ehemalige Spieler und Familie sangen die Hymne Arm in Arm. Es war der emotionale Saison-Höhepunkt, der eine dramatische Spielzeit mit Höhen und Tiefen krönte. Unser Saisonrückblick: Der FC trotzte allen Widrigkeiten.

Es war aber auch eine Saison voller Drama. Und das begann eigentlich schon, da hatte die Saison noch gar nicht begonnen. Ohne erkennbaren Grund trat der Protagonist der Vorsaison nach einer schweißtreibenden Einheit im Trainingslager in Donaueschingen vor die Mikrofone und deutete seinen Abschied an – wieder einmal. Und wieder einmal sorgte Anthony Modeste bei den Fans in Köln für eine unnötige Unruhe. Greifbar wurde sie dann unmittelbar vor dem ersten Saisonspiel gegen den FC Schalke 04, als durchsickerte, dass der Goalgetter Salih Özcan folgen und zum BVB wechseln würde. Modeste stand nicht mehr im Aufgebot, dem FC gelang mit einem 3:1 trotz dem Pokal-Aus in Runde eins ein guter Auftakt. Nicht nur das, mit fünf Spielen ohne Niederlage hätte der Saisonstart ohne den Goalgetter wohl kaum besser gelingen können.

Es folgte die größte Tragödie der Spielzeit – ausgerechnet in Europa. Bei einer Reise, auf die die Fans fünf Jahre warten mussten, mit der sich Spieler und Trainer für eine herausragende Vorsaison belohnten. Doch die Reise stand unter keinem besonders guten Stern. Der Auftakt in Nizza wurde von schweren Krawallen, Ausschreitungen mit einigen Verletzten überschattet – auch von Kölner Anhängern. Es folgten Razzien, Anschuldigungen und schließlich auch Strafen. Auch in Slovacko gab es Störgeräusche – allerdings unvermeidbare. Der Nebel hüllte das kleine Stadion in Tschechien ein, ein Spiel war nur für wenige Minuten möglich – wenn überhaupt. Das Duell wurde vertagt.

Aus in der Conference League, Abstiegsplatz in der Liga

Und Europa hatte für den FC einen ungeahnten Begleiteffekt. Die Doppelbelastung, die am FC und seinen Spielern nicht spurlos vorbeiging. Mark Uth, Dejan Ljubicic, Luca Kilian, Florian Dietz und Co. – zu viele Verletzte, müde Beine, verschenkte Punkte. Die Reise endete vor der Weltmeisterschaft in Katar mit dem Aus nach der Gruppenphase und mit einer Mini-Krise vor der Winterpause mit nur einem Zähler aus fünf Spielen. Auch, weil der Kölner Sturm eher einem lauen Lüftchen glich. Also legte Köln im Winter nach, verpflichtete Davie Selke und erwischte auch im neuen Jahr einen perfekten Start. Fünf Spiele, neun Punkte, keine Niederlage. Dem Mini-Hoch, folgte ein Mini-Tief. Fünf Spiele, ein Punkt, kein Sieg. Köln befand sich Mitten im März wieder Mitten im Abstiegskampf.

Und Ende März vor einer ungewissen Zukunft. Die FIFA verhängt dem FC eine Transfersperre von zwei Transferperioden. Lücken, die im Kader definitiv entstehen werden, werden nicht zu stopfen sein. Ellyes Skhiri, Jonas Hector und Timo Horn verlassen den Club. Vertragsgespräche geraten dazu ins Stocken, abgeschlossene Verträge sind nichtig, ein weiterer Abstieg unter diesen Bedingungen wäre fatal. Der FC legt Einspruch ein, ist aber zum Abwarten verdammt. Sportlich bekommen die Kölner die Kurve, erreichen nach dem 29. Spieltag den gefühlten, nach dem 31. Spieltag den sicheren Klassenerhalt.

Und doch wollte das Drehbuch der Kölner Saison noch einmal Drama bereit halten. Der FC war plötzlich das Zünglein an der Waage im Kampf um die Deutsche Meisterschaft, hätte Borussia Dortmund zum Titel verhelfen können, tat alles dafür, blieb aber am Ende erfolglos, kann aber dennoch auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Denn bei allen Widrigkeiten, den Verletzungen, der Doppelbelastung, den Abgängen einiger Leistungsträger hat Köln frühzeitig die Klasse gesichert, beendet die Saison auf Rang elf. Bayern feierte den Titel, Köln seine Helden: Timo Horn und Jonas Hector – zu AnnenMayKantereits Tommi, Arm in Arm, mit Tränen in den Augen.

 

Unsere Einzelkritik zum Bremen-Spiel

Marvin Schwäbe

Keine Chance bei Comans Schlenzer und Sanés Hand-Tor. Parierte später weltklasse gegen Sané und kassierte anschließend dennoch den zweiten Gegentreffer. Konnte die Niederlage nicht verhindern. Note: 3

Jonas Hector

Hätte zum Abschied gerne erstmals gegen die Bayern gewonnen. Blieb Hector verwehrt. Das war nicht seine schuld. Hector gewann unglaubliche 80 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte 36 von 37 Pässen zum Mitspieler. Note: 2

Jeff Chabot

Spielte erneut konstant souverän seinen Stiefel herunter. Zweikampfstark und passicher. Note: 2-

Timo Hübers

Machte seine Sache gegen die Bayern-Offensive ebenfalls gut, wenn auch nicht so souverän wie Chabot. Note: 2-

Benno Schmitz

Hinderte Coman nicht am Schlenzer zur Bayern-Führung. Hinderte Müller nicht am Innenpfosten-Kopfball. Konnte sich in die Offensive nur selten mit einbringen. Note: 4

Florian Kainz

Genauso engagiert wie in den vergangenen Wochen, hatte aber nicht so viel Zugriff. Viele Pässe kamen nicht an. Note: 3-

Dejan Ljubicic

War vor allem in der ersten Halbzeit sehr aktiv – wenn auch glücklos. War nach Kainz Auswechslung vom Punkt sicher. Note: 2

Eric Martel

Hatte den Ausgleich auf dem Fuß, verfehlte aber deutlich. Verfehlte auch Musiala beim 1:2. Dennoch einmal mehr ein starker Auftritt des Youngster. Note: 3+

Ellyes Skhiri

Belegte „nur“ Rang drei der Laufleistung. War als Balleroberer gewohnt stark. Hatte Glück, dass sein Ballverlust nicht zum Gegentor führte. Note: 3

Linton Maina

Versuchte es mit hohem Tempo, fand aber in der Bayern-Defensive verschiedene Meister. Hatte so keinen richtigen Zugriff. Note: 3-

Davie Selke

Konnte nicht an die Leistungen vor seiner Verletzung anknüpfen. Hatte den Ausgleich dennoch auf dem Kopf, nutzte sie nicht. Note: 4+

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