Viel wurde im Sommer über den fehlenden Ersatz für Ellyes Skhiri und Jonas Hector diskutiert, dabei haben die Kölner eine Lücke aus dem Vorjahr offenbar ebenfalls nicht adäquat geschlossen. Das rächt sich gerade.
Der Abgang von Jonas Hector und Ellyes Skhiri wiegt beim 1. FC Köln in dieser Spielzeit besonders schwer. Die Erfahrung, die Defensivarbeit und im Falle von Skhiri auch die Torgefahr. Der Mittelfeldspieler erzielte in der vergangenen Spielzeit sieben Tore in der Liga und war damit Teil des Kollektivs, das die eigentliche Schwachstelle des FC kaschierte. 1. FC Köln: Liegt der Grund für die Sturmflaute im Sommer 2022?
Anthony Modeste schreibt dieser Tage in Ägypten Schlagzeilen. Allerdings nicht, weil er gerade für seinen Torriecher auffällt. Gleich mehrere ägyptische Medien berichten, dass sein Arbeitgeber Al Ahly SC nicht sonderlich glücklich mit dem Stürmer sei und sich vorstellen kann, Modeste im Winter schon wieder loszuwerden. Kein Wunder, der 43-malige ägyptische Meister belegt aktuell nur den sieben Platz in der Meisterschaft und Anthony Modeste hat noch nicht ansatzweise gezündet. Die Bilder vom Frühling 2022 sind noch präsent, als sich der Franzose einmal mehr auf Händen durch das Kölner Stadion tragen ließ. Die Sehnsucht nach Modeste dürfte vielen Kölner Anhängern vergangen sein, die Sehnsucht nach einem Stürmer seines Kalibers, zumindest dem damaligen, ist indes groß. Dem FC fehlt ein gefährlicher Stoßstürmer – mehr denn je.
Sturm ist die Schwachstelle, aber ein elementarer Teil des Kölner Spiels
Denn die Kölner Torausbeute spricht eine deutliche Sprache. Acht Treffer haben die Geißböcke in den bisherigen zehn Ligaspielen erzielt, davon vier durch etatmäßige Angreifer, drei durch Elfmeter und zwei durch einen Stoßstürmer. Für eine Mannschaft, die mit Abstand die meisten Flanken der Liga schlägt und zu den Topteams in Sachen Torabschlüsse zählt, ein mehr als überschaubares Ergebnis. Und so war die Begegnung gegen Augsburg symptomatisch für den Saisonverlauf der Kölner Offensive.
Zu 26 Abschlüssen kamen die Kölner, zu neun Großchancen, zu 31 Flanken, aber nur zu einem Tor und damit auch nur zu einem Punkt. Immerhin, und das ist wohl die positive Erkenntnis aus dem Chancenwucher, erspielten sich die Kölner einige gefährliche Möglichkeiten. Allerdings nicht an vorderster Front. Davie Selke und zuvor Steffen Tigges blieben komplett wirkungslos, wie schon viel zu oft in dieser Spielzeit. Der 1. FC Köln hat bislang auf dieser für die Geißböcke so elementar wichtigen Position ein gehöriges Problem.
Und wenn man ehrlich ist, eins, das zumindest in Teilen abzusehen war. So forderten viele Fans bereits im Sommer einen weiteren Stürmer. Allerdings auch, weil sich Davie Selke verletzte. Die Sorge, der Stürmer würde lange oder immer mal wieder ausfallen, war bei den FC-Anhängern groß. Die Hoffnung, der Angreifer würde aber an die Leistung der Rückrunde anknüpfen können, mindestens genauso. Nicht umsonst wurde Selke nach einem Bericht der „Sport Bild“ von vielen Fans bereits im Dunstkreis der Nationalmannschaft gesehen. Das Problem in der Offensive wurde weitestgehend durch den nicht weniger unerheblichen Verlust der beiden Leistungsträger Ellyes Skhiri und Jonas Hector kaschiert. Die Lücke, die die beiden zentralen Spieler der vergangenen Saison gerissen haben, ist sicherlich ein zentrales Problem und ein Grund der aktuellen Misere.
Das Abgang von Modeste wiegt bis heute nach
Allerdings nicht der einzige. Ein weiterer liegt bereits einen Sommer weiter zurück. Auch dort haben die Kölner zwei Leistungsträger abgegeben. Den Weggang des Kölner Eigengewächses Salih Özcan haben die Geißböcke damals durch die Verpflichtung von Eric Martel aufgefangen. Der Abgang von Anthony Modeste wurde nicht annähernd kompensiert – selbst, wenn es womöglich die richtige Entscheidung war, den alternden Stürmer für ein nettes Handgeld ziehen zu lassen. Ein adäquater Ersatz wurde nicht verpflichtet. Sargis Adamyan wurde als Königstransfer gefeiert, sollte aber eine andere Rolle im Kölner System übernehmen. Damals war der Tenor, der Angriff sei stark genug.
Worte, die sehr den Aussagen von Christian Keller von diesem Sommer ähneln. Denn auch jetzt befand der Sportdirektor den aktuellen Angriff ebenfalls für „ganz okay“. Nur scheint „ganz okay“ in dieser Saison bislang nicht zu reichen. Genauso wenig wie in der Vorsaison. Florian Dietz erzielte am 2. Spieltag einen Treffer gegen Leipzig und vor seinem Kreuzbandriss am 12. Spieltag keinen weiteren in der Liga. Steffen Tigges kam immerhin auf sechs Tore, hatte aber in beiden Saisonhälften eine lange Phase ohne Treffer. Also wurde mit Davie Selke im Winter nachjustiert. Selke kam zunächst nicht in Fahrt, traf dann fünf Mal und wurde von Steffen Baumgart auf einem Fantalk zum Kandidaten für die DFB-Elf ernannt.
Das Kollektiv kann die Sturmflaute nicht auffangen
Fakt ist: die drei Kölner Stoßstürmer kamen in der vergangenen Saison in der Liga auf zwölf von 49 Toren, Sargis Adamyan steuerte einen weiteren hinzu. Die FC-Angreifer erzielten also gerade mal ein Viertel aller Kölner Treffer und damit deutlich weniger als in der Spielzeit zuvor und deutlich weniger als die direkte Konkurrenz. Die Angriffsreihen der Absteiger Hertha und Schalke erzielten 31 und damit 73 Prozent beziehungsweise 15 und damit 33 Prozent der eigenen Tore. Unter den nominellen Stürmern im Kader war nur Bremen noch weniger erfolgreich. Ob er überperformte, von Baumgart das nötige Selbstvertrauen mit auf den Weg bekam oder einfach nur Glück hatte – Modeste erzielte in der Spielzeit zuvor 20 Tore in der Liga, gemeinsam mit Sebastian Andersson, Tim Lemperle und Mark Uth kam die Offensive auf 30 von 52 Treffern und damit auf nahezu 60 Prozent der Kölner Tore.
Dass die Geißböcke nach dem Weggang des Stürmers auf einem immer noch guten elften Rang landeten, lag auch daran, dass das Kollektiv die Tor-Lücke stopfte und die Sturmflaute kaschierte. Alleine Ellyes Skhiri (7), Florian Kainz (6), Dejan Ljubicic (5) und Denis Huseinbasic (4) erzielten 22 Tore. Und das, obwohl das Spiel auch in der vergangenen Saison auf einen Zielstürmer zugeschnitten war. Das ist es zum Großteil bis heute. Nur ist diese Spielweise bislang wirkungslos. Das Flankenmeer verpufft nahezu im Nirgendwo. Dieses Manko wird aber bislang nicht von dem Kollektiv aufgefangen. Ellyes Skhiri spielt in Frankfurt, der aktuelle Ersatz Dejan Ljubicic befindet sich zum einen außer Form, ist zum anderen auf der Sechserposition nicht so gefährlich wie auf der Acht. Auch Florian Kainz und Denis Huseinbasic laufen der Form der Vorsaison meilenweit hinterher. In der aktuellen Form ist die Mannschaft nicht in der Lage, die Schwachstelle in der Offensive zu kompensieren. Das ist aber nur ein Teil des Problems.
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