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Vertrauen ist gut, ist Sicherheit besser?

Viele Fans hatten bis zuletzt gehofft, dass der FC am Deadline Day noch einen Offensivplayer verpflichtet. Die Kölner Verantwortlichen haben sich anders entschieden und dafür gute Gründe genannt. Ein Wesentlicher ist das Vertrauen in den eigenen Kader. Vertrauen ist gut, aber wäre nicht mehr Sicherheit vielleicht beruhigender?

Seit gestern Abend 18 Uhr ist das Transferfenster geschlossen. Bevor der Deadline Day überhaupt in Fahrt gekommen ist, hat FC-Sportchef Christian Keller ihn für den FC schon wieder beendet – ohne den von den Fans erhofften Transfer. Die Gründe hat er direkt mitgeliefert. Sie sind verständlich, auch logisch und vermutlich auch gut. Denn Vertrauen ist gut, ist Sicherheit besser? Ein Kommentar.

Christian Keller hatte keine gute Nachricht im Gepäck – zumindest für die Fans des 1. FC Köln, die bis zuletzt noch auf eine Verstärkung der Offensive gehofft haben. Die schlechte Nachricht war eigentlich auch nicht viel mehr als eine paar wenige Worte. Mehr als den Wechsel von Kristian Pedersen werde es in Sachen Transfer an dem Deadline Day nicht mehr geben, verkündete Keller trocken. Punkt. Dass der Sportdirektor für diesen Satz extra zur Pressekonferenz im Vorfeld des Frankfurts-Spiel gekommen war, zeigt wiederum, dass seine Aussage dann doch ein wenig Strahlkraft haben würde. Auch, wenn Keller die Nachfragen der Journalisten mit einem sehr breiten Grinsen zu übertünchen versuchte. In der Causa „Offensive“ haben sich die Kölner Verantwortlichen überraschend defensiv verhalten und mit einigen erstaunlichen Ansagen wiederum viel Angriffsfläche geboten – zumindest in den Sozialen Netzwerken.

Sorgen der FC-Fans sind verständlich

Die Sorgen vieler Kölner Fans sind durchaus verständlich. Aktuell fehlt den Kölnern ein klassischer Mittelstürmer mit Bundesliga-Format. Ein Stürmer mit Torriecher, ein robuster Zielspieler, wie Anthony Modeste es vor zwei Spielzeiten noch war. Davie Selke leidet unter einer seltsamen Rücken- oder Muskelverletzung, die es ihm ermöglicht, im Training voll mitzugehen, ihn im Spiel aber ausbremst, bevor der Stürmer auf Touren kommt. Steffen Tigges war lange verletzt, zwar nicht an den Füßen, wie Steffen Baumgart wiederholt feststellte, aber immerhin schlimm genug, dass er am Wettkampfbetrieb der Bundesliga bislang nicht teilnehmen konnte. Und wenn man ehrlich ist, hat der Angreifer auch in der vergangenen Saison den kolportierten Rückstand aus seiner damaligen Verletzung nie aufgeholt. Florian Dietz leidet an den Folgen seines Kreuzbandrisses, einen anderen Mittelstürmer hat der FC nicht. Gerade vor der durchaus realistischen Gefahr einer möglichen Transfersperre, die im schlimmsten Fall eine Handlungsunfähigkeit bis zum Winter 24/25 mit sich bringt, ist die offensive Personaldecke aktuell sehr dünn. Sehr sehr dünn.

Daran ändert auch nichts, dass Keller der Meinung ist, ein weiterer Stürmer hätte den Kader so vergrößert, dass sich die Trainer nicht mehr die Namen der Schützlinge hätten merken können. Ein sehr schwaches Argument. Überhaupt hinterlassen Kellers Argumente dann doch einige Fragezeichen. Unter anderem sprach der Sportchef davon, dass man auf dem Markt keinen Stürmer gesehen hätte, dem man die Verbesserung des Kaders zugetraut hätte. Verschiedene Medien berichten aber, dass der FC sehr wohl gezielt bei anderen Klubs nach Angreifern wie Ihlas Bebou angefragt haben soll. Das ständige „Wir gucken schon, aber eigentlich ist der Kader stark genug“, verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit.

Es gibt Argumente gegen den Offensiv-Transfer

Dabei gibt es ja durchaus gute Argumente gegen den Offensiv-Transfer. Die Kölner Verantwortlichen werden den Gesundheitszustand von Davie Selke vermutlich sehr gut kennen. Warum sollte er nicht wie nach der Winterpause nach anfänglichen Wehwehchen verletzungsfrei durchstarten? Und mal weitergedacht: Hätten die Kölner einen sieben-Millionen-Euro-Stürmer wie Ihlas Bebou verpflichtet, wie hätte man dann Selke einen möglichen Platz auf der Reservebank vermittelt? Oder andersherum: Mit welchem Argument hätte man den Nationalspieler Togos nach Köln locken können, wenn Selke Stand jetzt „nur“ kurzfristig verletzt ist? Unruhe und Unzufriedenheit wären vorprogrammiert gewesen. Das ändert natürlich nichts daran, dass ein Mittelstürmer aus einem niedrigeren Regalfach dem FC gut getan hätte. FC-Trainer Steffen Baumgart lieferte aber das beste Argument, als er betonte, man würde dem aktuellen Kader vollends vertrauen.

Vertrauen ist genau das, was das Team in den vergangenen beiden Spielzeiten ausgemacht, es stark gemacht hat, vielleicht sogar stärker gemacht hat, als es eigentlich war. Vertrauen ist der wesentliche Bestandteil der baumgartschen Entwicklungsstrategie, der Hauptgrund, warum die Kölner nun offensiven Angriffsfußball und nicht defensiven Angsthasenfußball spielen. Das Vertrauen, das der Kölner Coach beispielsweise einem Anthony Modeste entgegen gebracht hat, hat den Stürmer eine gesamte Saison lang überperformen lassen. Das Team vertraut wiederum dem Trainer blind, geht auch deswegen für ihn die langen, die schmerzhaften Wege. Vielleicht ist es an der Zeit, diesem Trainer, den Kölner Verantwortlichen zu vertrauen. Sie kennen das Team, sie kennen die Finanzen, sie kennen die Hintergründe. Sie sind die Fachleute.

Ja, Vertrauen ist gut! Aber das Eis ist dünn, ein Risiko bleibt. Gerade im Bezug auf die Transfersperre wäre ein wenig mehr Sicherheit beruhigender gewesen. So oder so – am Ende der Spielzeit werden sich die Kölner Verantwortlichen an den jetzigen Entscheidungen messen lassen müssen. Mal sehen, ob sich das Vertrauen für alle Beteiligten auszahlt.

1 Gedanke zu „Vertrauen ist gut, ist Sicherheit besser?“

  1. Kommt mir sehr fahrlässig vor, mit dem Verletzungspech und dem CAS Urteil im Rücken. Wirkt nach der Pressekonferenz so, als hätte jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht!

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