Der 1. FC Köln kassierte am Samstag bereits die dritte Niederlage im vierten Ligaspiel. Und das trotz einer ordentlichen Leistung. Die Pleite hatte aber Gründe. Das lief gut, das schlecht.
Der FC investierte viel, stand aber am Samstagnachmittag mit leeren Händen da. Trotz positiver Statistik gab es am Ende eine 1:3-Pleite gegen die TSG Hoffenheim. Das lag sicher nicht an dem Nimbus des vermeintlichen Angstgegners. Vielmehr hatte es handfeste Gründe: Zu viele Fehler, zu wenig Präzision.
Die Wahrheit ist bitter, ungeschönt: Vier Spiele, ein Punkt, Platz 16 – und das vor den Sonntagsspielen, an denen der SV Darmstadt noch am FC vorbeiziehen kann. „Das ist zu wenig“, sagte auch Steffen Baumgart treffend nach dem bitteren 1:3 gegen die TSG Hoffenheim, ausgerechnet am 100. Geburtstag der Kölner Heimspielstätte. Doch Baumgart fand noch einen anderen Zugang zu eben jener Wahrheit: „Es ist auch zu wenig für das, was die Jungs leisten“, schob der Trainer hinterher. Damit lag der 51-Jährige nach dem Spiel gegen die Sinsheimer ebenfalls richtig. Denn die Kölner hatten wahrlich keine schlechte Leistung abgerufen. Sie hatten sich durch individuelle Fehler, und die dann noch zum falschen Zeitpunkt, das Leben unnötig schwer gemacht.
Die Kölner Spieler standen möglicherweise noch unter dem ganz weißen Eindruck, der tatsächlich beeindruckenden Fan-Choreografie, die eigentlich noch nicht einmal beendet war, als es bereits zum ersten Mal im FC-Gehäuse klingelte. Leart Pacarada hinderte seinen Gegenspieler nicht an der Flanke, Jeff Chabot und Timo Hübers hinderten den Ball nicht an seinem gefühlt Kilometer langem Weg durch den Sechzehner und Benno Schmitz verhinderte durch eine ungewollte Vorlage ebenfalls das Klären des Balls. 0:1, 50 Sekunden gespielt.
Auch der FC hatte seine Chancen
Beim 0:2 passte Denis Huseinbasic haarsträubend auf Timo Hübers, schickte damit aber viel mehr Maximilian Beier auf die Reise und lud Marvin Schwäbe zu einer solchen ein. Eine Reise, über deren Sinnhaftigkeit spätestens nach dem Traumtor von Florian Grillitsch diskutiert werden darf. „Beim zweiten Gegentor sieht es extrem unglücklich aus, da muss ich den Ball irgendwie klären“, sagte Schwäbe, der Grillitsch den Ball in die Füße spielte und das auf Höhe der Mittellinie. Allerdings wäre der schnelle Beier auch durch gewesen, einzig Jeff Chabot hätte den U21-Nationalspieler möglicherweise noch abfangen können. Den Ball fing der Innenverteidiger nicht mehr ab. Beim 0:3 hatte die Kölner Innenverteidigung dann viel vom stillen Beobachter, als jener Beier ziemlich unbehelligt zum ehrlicherweise wunderschönen 0:3 ins Tor schlenzte. „Das 0:2 – ich glaube, das passiert dieses Jahr auch nicht noch mal. Das dritte Gegentor war dann eine sehr gute Einzelleistung“, sagte Baumgart wieder treffend. Allerdings lag der FC damit auch 0:3 zurück, das Spiel hätte eigentlich gegessen sein sollen.
War es aber nicht. Und das nicht ohne Grund. Denn die Kölner waren gegen die kaltschnäuzigen Hoffenheimer das bessere Team – unabhängig vom Spielstand. Der FC ließ sich von keinem der drei Gegentreffer aus der Ruhe bringen, spielte immer weiter nach vorne. So, wie es der Kölner Coach unentwegt fordert. „Meine Jungs haben trotzdem nie aufgegeben, sind weitermarschiert. Wir haben ein Scheiß-Ergebnis, aber alles andere hat gepasst“, sagte Baumgart. Das zeigt auch ein Blick auf die Statistik. Der FC kam auf 55 Prozent Ballbesitz, gewann 60 Prozent der Zweikämpfe, spielte 100 Pässe mehr und gewann die Torschuss- (13:8) und Flanken-Statistik (32:13). Erstaunlicherweise liefen die Hoffenheimer mehr als die Kölner, wenn auch nur ein paar hundert Meter. „
Es fehlt dem FC an Präzision
Wir wissen, was wir wollen. Wir wollen, das, was wir heute gemacht haben, genauso weitermachen, nur mit einem anderen Ergebnis“, sagte Baumgart und betonte, dass seine Spieler einige Chancen hatten liegen gelassen. So hätte Selke bereits nach 180 Sekunden ausgleichen können, Rasmus Carstensen und Luca Waldschmidt scheiterten an Oliver Baumann und Dejan Ljubicic krönte seine ordentliche Leistung nicht, weil Wout Weghorst für den geschlagenen Keeper rettete. Der FC hatte seine Chancen, hätte das Spiel deutlich offener gestalten und mit weniger individuellen Fehlern möglicherweise sogar gewinnen können.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der FC sich viel mehr Chancen hätte erspielen müssen. Zwar erzeugten Rasmus Carstensen und Linton Maina über die Außen das erhoffte Tempo, gerade von der linken Seite kamen die Hereingaben aber viel zu selten im Zentrum an. Selbst bei aussichtsreichen Kontern fehlte im Abspiel die letzte Präzision. „Wir haben einige Umschaltsituationen, bei denen wir auf die letzte Kette zugelaufen sind, nicht gut ausgespielt. Der letzte Pass hat manchmal gefehlt“, sagte der Kölner Kapitän Florian Kainz. Möglicherweise hätte der starke Davie Selke nicht nur einen Treffer erzielt. Zudem kamen von den 32 Flanken gerade einmal fünf bei den Kölner Abnehmern an. Und obwohl Steffen Baumgart in der Schlussphase auf volle Offensive und gleich vier Stürmer (!) setzte, nahm die Gefahr vor dem gegnerischen Tor nicht mehr zu. „Von der Leistung war es aber gut“, stellte Florian Kainz treffend fest. Die ganze Wahrheit lässt sich am Ende des Tages aber an der Tabelle ablesen.